Was passiert bei Langeweile im Gehirn?

Ein schlechter Umgang mit Langeweile kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Eine aktuelle Studie ging daher den Fragen nach, was bei Langeweile im Gehirn geschieht und wie man am besten mit ihr umgehen kann.

"Es ist sehr hilfreich, an motivierende Sachen zu denken, statt sich auf die eigene Langeweile zu konzentrieren."

Ein schlechter Umgang mit Langeweile kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Eine aktuelle Studie ging daher den Fragen nach, was bei Langeweile im Gehirn geschieht und wie man am besten mit ihr umgehen kann.

Professor Sammy Perone von der Washington State University äußerte sich wie folgt: "Jeder empfindet Langeweile. Doch manche Menschen empfinden sie so oft, dass hieraus eine Belastung für die Gesundheit entsteht." Aus diesem Grund wollten Professor Perone und seine KollegInnen in einer neuen Studie ergründen, wie Langeweile im Gehirn entsteht.

Sie hofften, aus den Ergebnissen Lösungswege abzuleiten, wie mit Langeweile umzugehen ist, ohne dass diese sich auf die mentale Gesundheit auswirken kann. "Letztenendes wollten wir feststellen, wie man möglichst effektiv mit Langeweile umgeht", erläuterte Perone.

Die Grundlagen der Studie

Zu Beginn der Studie gingen die ForscherInnen davon aus, dass ein "festverdrahteter" Unterschied zwischen den Gehirnen von Menschen vorliegt, die negativ auf Langeweile reagieren, und denen, die keine negativen Reaktionen kennen. Doch durch Messungen der Gehirnaktivitäten stellten die WissenschaftlerInnen fest, dass sie mit dieser Annahme falsch lagen.

Professor Perone erklärte: "Wir dachten, dass sich bei ProbandInnen, die negativ auf Langeweile reagierten, vor dem Gefühl der Langeweile bestimmte Gehirnwellen bemerkbar machen würden. Doch im ersten Test konnten wir die Gehirnwellen nicht unterscheiden. Erst im Stadium der Langeweile traten Unterschiede auf."

Aufgrund dieser Feststellung ging das Forschungsteam davon aus, dass die naheliegende Erklärung für unterschiedliche Auswirkungen von Langeweile deutlich banaler war: Einigen Menschen fällt es einfach schwerer, mit Langeweile umzugehen, worunter ihr Wohlbefinden leiden kann. Die ForscherInnen weisen darauf hin, dass frühere Studien vermuten ließen, solche Menschen seien auch anfälliger für Angststörungen oder Depressionen.

Basierend auf dieser Annahme, so die WissenschaftlerInnen, sei es möglich, Methoden für einen besseren Umgang mit Langeweile zu entwickeln und die Wahrscheinlichkeit für hieraus resultierende psychische Erkrankungen zu verringern. Doch zunächst musste das Forschungsteam untersuchen, wie sich Langeweile im Gehirn überhaupt bemerkbar macht.

Durchführung der denkbar langweiligsten Aufgabe

An der Studie nahmen 54 junge Erwachsene teil, die im ersten Schritt einen Fragebogen zum Thema "Langeweile" ausfüllen mussten. Nach einem ersten EEG-Test gaben die ForscherInnen den StudienteilnehmerInnen eine ermüdende Aufgabe: Sie mussten acht virtuelle Stifte drehen, sobald der Computer sie dazu aufforderte. Während der zehnminütigen Aufgabe maßen die ForscherInnen mit Hilfe des EEGs die Gehirnaktivitäten.

Perone merkte an: "Ich habe diese Tätigkeit vorher noch nie durchgeführt, sie ist wirklich ermüdend. Aber in früheren Studien wurde diese Aktivität als denkbar langweiligste Tätigkeit bewertet, also war sie genau das, was wir brauchten."

Bei der Messung beobachtete das Forschungsteam besonders Aktivitäten im rechten und linken Frontallappen des Gehirns. Die ForscherInnen erläuterten, der linke Frontallappen werde dann aktiv, wenn eine Person in einer Situation an etwas Ablenkendes denkt. Der rechte Frontallappen hingegen wäre dann besonders aktiv, wenn Angst oder negative Gefühle empfunden werden.

Die WissenschaftlerInnen erkannten bei TeilnehmerInnen, die sich nach eigenen Angaben schnell gelangweilt fühlten, während der Durchführung der Aufgabe eine erhöhte Aktivität des rechten Frontallappens. Bei ProbandInnen mit gutem Langeweile-Umgang hingegen war der linke Frontallappen besonders auffällig.

Einen besseren Umgang mit Langeweile ermöglichen

Als nächstes möchte Professor Perones Team klare Strategien erarbeiten, wie Menschen besser mit Langeweile umgehen könnten. Auch die Befragung der TeilnehmerInnen war für diesen Schritt hilfreich. Perone erzählte: "Ein Teilnehmer des Experiments berichtete davon, bei der Ausübung der Aufgabe gedanklich Weihnachtslieder für ein bevorstehendes Konzert zu proben. Es ist sehr hilfreich, an motivierende Dinge zu denken, statt sich auf die eigene Langeweile zu konzentrieren."

Daher betrachtete das Forschungsteam proaktives Denken als sinnvolle Methode gegen Langeweile. "Unsere Ergebnisse zeigten, dass ein besserer Umgang mit Langeweile möglich ist", merkte Perone an. "Jetzt wollen wir die bestmöglichen Wege erörtern, wie dieser Umgang mit Langeweile für alle Personen ermöglicht wird. Wir werden zukünftig StudienteilnehmerInnen also weiterhin die Stift-Aufgabe geben, allerdings werden sie auch parallel etwas zum Nachdenken haben. Wenn wir Menschen zu einem besseren Umgang mit Langeweile verhelfen können, kann dies einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit insgesamt haben."

Quelle:
Perone S et al., Over and over again: Changes in frontal EEG asymmetry across a boring task. Psychophysiology 2019; e13427