Weltgesundheitsorganisation WHO startet Aktionsplan gegen Missbrauch von Antibiotika

Strategie sieht unter anderem mehr Hygiene in Krankenhäusern vor, um dort Infektionen mit resistenten und lebensbedrohlichen Keimen zu verhindern. Die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisatio

Strategie sieht unter anderem mehr Hygiene in Krankenhäusern vor, um dort Infektionen mit resistenten und lebensbedrohlichen Keimen zu verhindern.

Die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben eine globale Strategie beschlossen, mit der sie den Kampf gegen Resistenzen von Antibiotika weiter vorantreiben wollen. Auf einen entsprechenden Aktionsplan einigte sich das zuständige Komitee der WHO in Genf. Ziel sei es, eine wirksame Behandlung und Vorbeugung bakterieller Infektionen durch effektive und sichere Medikamente zu gewährleisten. Die 194 Mitgliedstaaten sind damit aufgerufen, den Plan innerhalb von zwei Jahren in nationale Strategien gegen Antibiotika-Resistenzen umzusetzen. Jedes Jahr sterben laut WHO rund 700.000 Menschen an den Folgen einer Antibiotika-Resistenz, in Deutschland sind es mindestens 10.000.

Auch solle die Gefahr vor Resistenzen in der Ausbildung von Medizinern und Landwirten als zentrales Thema behandelt werden. In der Humanmedizin sowie in der Viehzucht würden Antibiotika häufig ohne eindeutige Diagnose verschrieben, zudem seien solche Mittel vielerorts rezeptfrei erhältlich, kritisieren WHO-Experten. In Viehzuchtbetrieben würden sie nicht selten als Wachstumsförderer missbraucht. Die WHO bemängelt zudem, dass die Pharmaindustrie weniger in die Entwicklung neuer Antibiotika investiere als in Medikamente, die höhere Gewinne versprechen.

Industrie ist gefordert

Dies sei ein «gravierendes Marktversagen», das die Staaten korrigieren müssten. Möglichkeiten dazu böten öffentlich-private Partnerschaften zur Forschungsförderung sowie zur Entwicklung alternativer Therapiemethoden und einer besseren Diagnostik. Der Plan zielt auch darauf ab, dass Antibiotika für Entwicklungsländer bezahlbar bleiben beziehungsweise werden und diese finanzielle und technische Unterstützung erhalten. Nötig sei zudem, die Ausbreitung multiresistenter Keime effektiver und koordinierter zu überwachen.

Die Bundesregierung hatte am 13. Mai die neue Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) verabschiedet. Sie will damit künftig schärfer gegen den Missbrauch von Antibiotika und die Ausbreitung gefährlicher Keime vorgehen – national wie international. Deutschland setze sich aktiv dafür ein, die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen zu stoppen, erklärte Gesundheitsminister Hermann Gröhe(CDU) zum Auftakt bei der Weltgesundheitsversammlung vor einer Woche.

mit dpa

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