Weniger Mandel- und Blinddarm-Operationen

Jugendliche bekommen nicht mehr so oft den Blinddarm oder die Mandeln herausgenommen wie früher. Die Zahl der Blinddarm- und Mandel-Operationen geht weiter zurück. Nach wie vor gibt es erhebliche r

Jugendliche bekommen nicht mehr so oft den Blinddarm oder die Mandeln herausgenommen wie früher.

Die Zahl der Blinddarm- und Mandel-Operationen geht weiter zurück. Nach wie vor gibt es erhebliche regionale Unterschiede bei der Zahl der Operationen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Dies könnten unter anderem Hinweise auf regionale Über- oder Unterversorgung sein sowie auf einen fehlenden gemeinsamen Maßstab, um die Notwendigkeit von OPs zu beurteilen.

Nach dem Versorgungsreport ging die Zahl der Mandeloperationen bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahren von 2005 bis 2014 um ein Fünftel (19,3 Prozent) auf rund 108 000 OPs zurück. 2012 habe sich eine Rate von 37 operierten Patienten je 10 000 Einwohnern bis 24 Jahre ergeben. In der Region Ingolstadt belaufe sie sich auf rund 17 je 10 000 Einwohner, in der Region Magdeburg auf rund 66, erläuterte das WIdO.

Die Zahl der Blinddarmentfernungen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren sank zwischen 2005 und 2014 um gut ein Viertel (25,6 Prozent). Für 2012 ergebe sich eine Operationsrate von 27,1 je 10 000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Dabei belaufe sich die Rate im Osten Schleswig-Holsteins auf 13 und in Ingolstadt auf 52, teilte das Institut weiter mit.

Deutsche Krankenhausgesellschaft wehrt sich

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht die Studie kritisch: Regionale Unterschiede bei der Anzahl von Mandel- oder Blinddarmoperationen hätten unterschiedliche, vielfältige Gründe und seien kein Beweis für Über- oder Unterversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. “Wer Statistiken – runtergebrochen auf kleine regionale Einheiten – ansieht und diese, ohne die Ursachen für Unterschiede vorher zu erforschen, vergleicht, bietet keinen verantwortungsvollen Umgang mit seinen Daten. Es wäre besser, hier grundlegende Versorgungsforschung zu machen, als die Öffentlichkeit zu verunsichern”, erklärte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der DKG .

Regionale Unterschiede könnten sowohl historisch gewachsen sein, als auch medizinische Gründe haben. Zudem gebe es unterschiedliche medizinische Schulen, die insbesondere bei Eingriffen, die auch bei der Indikationsstellung Variationen zu lassen, berücksichtigt werden müssten. “Wir haben bei der Frage Blinddarm operieren oder Mandeln entnehmen keine einfache Entscheidung Ja oder Nein. Hier braucht es medizinischen Sachverstand und eine sinnvolle Einzelfallabschätzung”, so Baum weiter. Er rät: “erst erforschen und dann veröffentlichen.”

Text: dpa /fw/vt

Foto: Samrith Na Lumpoon / Shutterstock.com