Wie bewerten Frauen mit Brustkrebs ihre Lebensqualität?

Fragebögen zur Selbsteinschätzung der Lebensqualität bei Patientinnen mit Brustkrebs gehören zu den Standardmethoden zahlreicher heutiger Studien. Jedoch zeigte sich in einer aktuellen Arbeit, dass neben dem eigentlichen krebsbedingten Qualitätsverlust eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle spielen könnten, wie z. B. Komorbiditäten, psychosoziale Probleme oder physische Einschränkungen.

Die Tumorerkrankung ist nicht allein maßgebend

Fragebögen zur Selbsteinschätzung der Lebensqualität bei Patientinnen mit Brustkrebs gehören zu den Standardmethoden zahlreicher heutiger Studien. Jedoch zeigte sich in einer aktuellen Arbeit, dass neben dem eigentlichen krebsbedingten Qualitätsverlust eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle spielen könnten, wie z. B. Komorbiditäten, psychosoziale Probleme oder physische Einschränkungen. Was also sollte der Arzt wissen zum Thema Selbsteinschätzung bei Patientinnen mit Mammakarzinom?

Im Rahmen der britischen START-Studie wurden zwischen 1998 und 2002 Brustkrebs-Patientinnen rekrutiert, die zu Hause Auskunft über ihre momentane Lebenssituation und das empfundene Maß an Lebensqualität geben sollten.

Dafür erhielten die Frauen die folgenden Fragebögen: European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC) QLQ-C30 core questionnaire, EORTC QLQ-BR-23 breast cancer-specific module, Hospital Anxiety and Depression Scale, Body Image Scale und eine Evaluation ihres gesundheitsökonomischen Status. Die Befragung erfolgte nach 24 Monaten sowie vergleichend nach fünf Jahren.

Nach fünf Jahren nimmt die Anzahl der bedeutsamen Kernthemen zu

Zwei Jahre nach den ersten Behandlungen definierte die Mehrzahl der Frauen bis zu neun Themenbereiche, die ihrer Meinung nach die Lebensqualität mit Brustkrebs beeinflussen konnten. Dazu gehörten nach den krebsbedingten Faktoren beispielsweise auch chronische Erkrankungen, besondere Lebensereignisse, wie z. B. drohende oder aktuelle Arbeitslosigkeit, sowie psychosoziale Ängste.

Nach fünf Jahren hingegen sahen die Frauen vor allem in Komorbiditäten, physischen Einschränkungen oder psychosozialen Problemen die Kernthemen ihrer Lebensqualität. Des Weiteren kamen acht neue Themenbereiche hinzu, wie z. B. das Altern, Ängste aufgrund eines höheren zukünftigen Krebsrisikos oder auch Fragen rund um die Pflegesituation.

Insgesamt betrachtet, hatten die Frauen, welche sich an der Befragung aktiv beteiligt hatten, einen höheren Bildungsgrad und waren etwas älter also diejenigen, die ihre Antworten nicht zurückübermittelten.

Fazit

Über die eigentlich therapiebedingten Folgeerscheinungen des Mammakarzinoms hinaus berichteten betroffene Frauen nach einem 5-Jahres-Zeitraum vor allem über Gesundheitsängste und schwierige persönliche Umstände als Schlüsselfaktoren für eine individuell schlechter bewertete Lebensqualität.

Was bedeutet das für die Praxis?

Für behandelnde Ärzte bedeutet dieses Ergebnis der Studie, dass sich Lebensqualität eben nicht allein durch das Überleben einer Tumorerkrankung definieren kann. Die Patientinnen haben infolge der Therapieansätze – und natürlich ebenso aufgrund der Krebserkrankung selbst – einen höheren Grad an Stress und psychosozialen Belastungen zu verarbeiten.

Würde den unterschiedlichen Schlüsselthemen bei Brustkrebs zukünftig mehr Rechnung getragen, wird dies sicher die personalisierte Pflege der Patientinnen im Praxisalltag verbessern und ferner die Interpretation von Patientenumfragen in medizinischen Studien unterstützen.

Quelle:
Mills J et al., Clinical Oncology 2018; 30: 433e441