Ist die Risikobereitschaft genetisch fixiert?

Bestimmte genetische Varianten im menschlichen Genom sind offenbar mit der Risikobereitschaft verbunden. Diese aktuelle Untersuchung ist eine der ersten, die Genvarianten mit Verhaltensweisen verknüpft, die für die sozialwissenschaftliche Forschung relevant sein könnten.

Genetische Varianten kodieren auch für Risikofreude

WissenschaftlerInnen der UZH haben zusammen mit einer internationalen Forschungsgruppe genetischen Varianten identifiziert, die mit Risikobereitschaft verbunden sind. Es handelt sich dabei um eine der ersten Untersuchungen, die Genvarianten mit Verhaltensweisen verknüpft, die für die sozialwissenschaftliche Forschung relevant sind.

Vergleicht man die DNA von zwei Menschen, sind über 99% des genetischen Materials identisch, während weniger als 1% variiert. Die Bereiche, die sich unterscheiden, werden als genetische Varianten bezeichnet und geben den Ausschlag für verschiedene individuelle Merkmale der jeweiligen Person, etwa die Augenfarbe, die Körpergrösse oder die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten. Einige dieser Genvarianten beeinflussen gewisse individuelle Merkmale direkt, die große Mehrheit führt jedoch bloß zu einer Veranlagung, die ein Merkmal mehr oder weniger wahrscheinlich macht.

Gene beeinflussen unser Verhalten

Eine internationale Gruppe von WissenschaftlerInnen identifizierte 124 bisher unbekannte Genvarianten in 99 Bereichen des menschlichen Genoms, die mit der Risikobereitschaft einer Person und ihrem Risikoverhalten verbunden sind. Um die ausschlaggebenden genetischen Varianten zu bestimmen, berücksichtigten die Forschenden einerseits die selbst-rapportierte grundsätzliche Risikobereitschaft von knapp einer Million Studienteilnehmern und andererseits deren Risikoverhalten (u. a. Rauchen, Trinken, zu schnelles Autofahren, wechselnde Sexualpartner).

"Mit unserer Studie konnten wir die genetische Architektur der Risikobereitschaft bestimmen und ermitteln, an welchen Stellen sich die Neigung zu riskantem Verhalten in unserem Genom befindet", erklärte UZH-Professor und Zweitautor Pietro Biroli, der die Studienanalysen geleitet hat. "Das bedeutet allerdings nicht, dass wir auf Basis der DNA einer Person sagen können, welches Risiko sie in einer bestimmten Situation eingehen wird. Denn während der Zusammenhang zwischen Genvarianten und konkretem Merkmal etwa bei der Augenfarbe sehr direkt ist, wird er im Falle der Risikobereitschaft auch von Umweltfaktoren beeinflusst."