Xevudy: neues Antikörperpräparat könnte Bestand gegenüber SARS-CoV-2-Virusvarianten haben

Sotrovimab ist wirksam gegenüber Omikron. So viel wissen wir aus dem letzten Blog-Beitrag. Heute schauen wir uns dieses besondere Antikörperpräparat mit dem fast schon niedlich klingenden Namen Xevudy genauer an.

Xevudy setzt auf alt eingesessene Strukturen

Sotrovimab ist wirksam gegenüber Omikron. So viel wissen wir aus dem letzten Blog-Beitrag. Zu diesem Schluss kam die Forschungsgruppe um Cameroni und Veesler nach Auswertung ihrer Laborstudien. Heute schauen wir uns dieses besondere Antikörperpräparat mit dem fast schon niedlich klingenden Namen Xevudy genauer an. Wir lernen seine Bindungsvorlieben kennen und die Daten der Zwischenanalyse der COMET-ICE.  

Den Kopierfehlern sei Dank

Das Thema SARS-CoV-2 begleitet uns fast täglich an fast allen Orten unseres Lebens. Möglicherweise ist es eines Tages möglich, dass das Virus durch weitere Mutationen für uns Menschen nicht mehr so gefährlich ist wie der Wildtyp. Japan gibt uns Hoffnung, was das angeht. Der aus 6.852 Inseln bestehende Staat im Pazifik erlebte ein plötzliches Abebben der fünften Corona-Welle. Ein Grund hierfür könnte eine Abschwächung der SARS-CoV-2-Virusvarianten durch zu viele Kopierfehler sein. Doch es wird höchstwahrscheinlich nicht immer so glimpflich ausgehen können wie in Japan.1

Wir müssen wachsam bleiben im Krieg der Virusvarianten

In Heiner Müllers Szenenentwurf "Krieg der Viren" hieß es auf der Webseite des Henschel Schauspiels am 16.03.2020:

"Tödlich der Menschheit ihre zu rasche Vermehrung / Jede Geburt ein Tod zu wenig Mord ein Geschenk 
Jeder Taifun / Erdbeben eine Hoffnung / Hoffnung der Welt Lob den Vulkanen 
Nicht Jesus Herodes kannte die Wege der Welt /
Die Massaker sind Investitionen in die Zukunft /
Gott ist kein Mann keine Frau ist ein Virus." 

Der Theaterautor selbst ist bereits lange vor der Corona-Pandemie im Jahr 1995 verstorben. Seine Witwe Brigitte Maria Mayer zeigt zu genau diesem Szenenentwurf in einem Theaterfragment, wie aus Fiktion Realität in einem Wimpernschlag unser Zeitzählung werden kann.2,3 Die Angst des Menschen vor Krankheiten ist seit Jahrtausenden in ihm/ihr verwurzelt. Die aktuell noch herrschende Pandemie hat uns diese Angst nicht nur vor Augen geführt, sondern auch erleben lassen. Es heißt weiterhin wachsam zu bleiben, auch wenn aktuell Omikron Grund zur Hoffnung auf den Übergang einer pandemischen in eine endemische Situation gibt. Die Tatsache, dass SARS-CoV-2-Virusvarianten auftreten und sich verbreiten, die gegen einige Antikörperpräparate resistent sind, ist und bleibt besorgniserregend. Es ist essentiell, dass der Bedarf an therapeutischen Wirkstoffen gegen zukünftig neu auftretende Virusvarianten rechtzeitig gedeckt wird, um eine effektive Therapie gewährleisten zu können. 

Xevudy zielt auf (evolutionär betrachtet) alte Strukturen 

Die Zulassung der neuen Corona-Medikamente ließ viele von uns aufatmen, denn Medikamente bedeuten Hoffnung auf Heilung und Überleben. Nun sind jedoch Daten aus Laborstudien publiziert worden, die uns den Wirkverlust verschiedener neutralisierender Antikörperpräparate vor Augen geführt haben. So wie die Hoffnung kam, schwand sie dann auch für manche wieder.4 Die Zielstruktur eines neutralisierenden monoklonalen Antikörpers sollte daher im besten Fall ein evolutionär konserviertes Epitop sein, das gleichzeitig außerhalb des sich rasant entwickelnden Rezeptor-Bindungsmotivs des neuartigen Coronavirus liegt. Auf diese Weise wäre eine hohe Resistenzbarriere des Antikörpers möglich. Hinsichtlich des Therapiekonzepts könnte dieser Antikörper kombiniert werden mit Antikörperpräparaten, die gegen das rezeptorbindende Motiv von SARS-CoV-2 gerichtet sind. Die Resistenzbarriere könnte so um ein Weiteres erhöht werden. So der Gedanke der Forschungsgruppe um Gupta.5

Die COMET-ICE liefert überzeugende Ergebnisse zur Wirksamkeit von Xevudy

Am 17.11.21 wurden Daten aus einer noch laufenden, multizentrischen, doppelblinden Phase-III-Studie zum Einsatz von Sotrovimab bei nicht hospitalisierten Patiet:innen mit symptomatischer COVID-19-Erkrankung publiziert. In die Studie wurden Patient:innen eingeschlossen, deren Symptome ≤ 5 Tage zurücklagen und die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf aufwiesen. In dieser placebokontrollierten Studie erfolgte die Einteilung in die beiden Studienarme nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1. Die 291 Patient:innen in der Therapiegruppe erhielten 500mg Sotrovimab. Die mediane Nachbeobachtungsdauer lag bei rund 56 Tagen. Lediglich bei 1% der Patient:innen der Sotrovimab-Gruppe kam es zu einem Fortschreiten der Erkrankung, welches einen Krankenhausaufenthalt mit sich führte. In der Placebogruppe war dies bei 7% der Patient:innen der Fall gewesen. Hinsichtlich unerwünschter Ereignisse gab es keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen.5,6
Diese Zwischenergebnisse der COMET-ICE sind überzeugend und bleiben es hoffentlich auch in Zukunft bei den noch auf uns zukommenden SARS-CoV-2-Virusvarianten.

Referenzen:
1. https://www.dw.com/de/hat-sich-die-delta-variante-in-japan-selber-zerstört/a-59934084
2. https://henschel-schauspiel.de/de/cookieconsent?myurl=/de/meldung/2296
3. https://www.arte.tv/de/videos/097318-000-A/theaterfragment-krieg-der-viren/
4. Cameroni E. et al. (2021). Broadly neutralizing antibodies overcome SARS-CoV-2 Omicron antigenic shift. bioRxiv [Preprint]. 2021 Dec 14:2021.12.12.472269.
5. Gupta A. et al. (2021). Early Treatment for Covid-19 with SARS-CoV-2 Neutralizing Antibody Sotrovimab. N Engl J Med. 2021 Nov 18;385(21):1941-1950. 
6. https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/2021/211217-eu-zulassung-antikoerper-xevudy-gegen-covid-19.html