Zahlreiche Beschwerden über COVID-19-Verschwörungstheorien unter Teilen der Ärzteschaft

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg berichtet von zahlreichen Beschwerden über Ärztinnen und Ärzte, die die Gefahren und Risiken der Corona-Pandemie herunterspielen, sie leugnen oder in Verschwörungstheorien einbetten.

Verdrehen der Wirklichkeit als Zumutung für Großteil der Ärzteschaft

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg berichtet von zahlreichen Beschwerden über ÄrztInnen, die die Gefahren und Risiken der Corona-Pandemie herunterspielen, sie leugnen oder in Verschwörungstheorien einbetten. "Diese Ärztinnen und Ärzte äußern sich unter anderem dahingehend, dass sie COVID-19 als ungefährlich deklarieren sowie aktuelle Forschung zum Virus und die Sinnhaftigkeit von Impfungen infrage stellen", sagte ein Sprecher der Kammer in Stuttgart. Es handele sich um persönliche Einzelmeinungen.

Die Mehrzahl der mehr als 70.000 Ärzte im Land finde es mehr als bedauerlich, dass VertreterInnen des Berufsstandes Gefahren durch das Coronavirus verharmlosten, den Glauben an angeblich dahinter steckende "dunkle Mächte" verbreiteten und wissenschaftlich erwiesenermaßen falsche Informationen streuten. Die Mehrheit der ÄrztInnen arbeite in der medizinischen Versorgung in Kliniken, Praxen, Behörden und an anderen Stellen, oft am Rande der eigenen Belastbarkeit.

"Sie empfinden das Verdrehen der Wirklichkeit als Zumutung – insbesondere vor dem Hintergrund, dass sie selbst die Corona-Gefahr tagtäglich miterleben, mit erhöhtem Ansteckungsrisiko konfrontiert sind und nicht nur Patienten, sondern auch Mitarbeiter bestmöglich vor dem Virus schützen müssen und wollen", sagte der Kammersprecher.

Zwei Ärzte im Landtag haben sich gegenseitig von Maskenpflicht befreit

Auch im Landtag sitzen Ärzte, die der seit zwei Wochen geltenden Maskenpflicht nicht nachkommen. Der fraktionslose Abgeordnete Heinrich Fiechtner, selbst Onkologe und Palliativmediziner, zeigt in einem selbstgedrehten Youtube-Video, wie er mit dem fraktionslosen Abgeordneten Wolfgang Gedeon, ebenfalls Mediziner, gegenseitig Atteste tauscht, um sich von der Verwaltung von der Maskenpflicht befreien zu lassen. Die beiden laufen seitdem ohne Maske durchs Plenum. Gedeon und Fiechtner fielen bereits vor der Corona-Krise immer wieder mit Provokationen im Landtag auf.

Der Landtag soll damit offensichtlich vorgeführt werden, sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) mit Blick auf das Video von Fiechtner. Das sei "äußerst bedenklich". Medizinisch könne der Landtag Atteste nicht anzweifeln. Auch könne man die Abgeordneten nicht wie BeamtInnen zu AmtsärztInnen schicken. Aras wies aber darauf hin, dass es strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könne, wenn jemand ein Attest wissentlich unrichtig ausstellen würde und dieses dann einer Behörde vorgelegt werde. Zudem würden berufsrechtliche Konsequenzen drohen. Aras kündigte an, gegen MaskenverweigererInnen notfalls mit Ordnungsrufen und Zwangsgeld vorzugehen.