Projekt für sparsamen Einsatz von Antibiotika gestartet

Antibiotika können schnell unwirksam werden, wenn Bakterien Resistenzen gegen sie ausbilden. Da nicht laufend neue Antibiotika entwickelt werden können, hilft nur, sie sparsam einzusetzen. Dazu will ein bundesweites Projekt beitragen.

Projekt: Ärzte sollen weniger Antibiotika verschreiben 

Antibiotika können schnell unwirksam werden, wenn Bakterien Resistenzen gegen sie ausbilden. Da nicht laufend neue Antibiotika entwickelt werden können, hilft nur, sie sparsam einzusetzen. Dazu will ein bundesweites Projekt beitragen.

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) setzt Ärzten einen Anreiz, Antibiotika zurückhaltender zu verordnen. Zum Beginn der herbstlichen Husten- und Schnupfensaison sagte der Rostocker Mediziner Attila Altiner, bei akuten Atemwegsinfektionen seien Antibiotika oft nicht nötig. Der Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Rostock hat die wissenschaftliche Auswertung für das bundesweite Projekt Resist des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) übernommen. Am Dienstag informiert er in Schwerin über das Projekt, das im Sommer angelaufen ist. Bis zum Herbst sollen nach seinen Worten rund 3000 niedergelassene Ärzte in Deutschland geschult sein. Patienten müssten daher damit rechnen, in Zukunft mit ihrem Hausarzt häufiger über das Thema Antibiotika zu sprechen.  

Das zu häufige Verordnen von Breitbandantibiotika trägt dem vdek zufolge zu Resistenzen bei den Bakterien bei. Die Medikamente verlieren dann ihre Wirkung für wirklich gefährliche Krankheitskeime, insbesondere in Krankenhäusern. "Neue Antibiotika wird es in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht geben", sagte Altiner.

Die Ärzte werden nach seinen Worten vom vdek dazu motiviert, Schaden und Nutzen von Antibiotika gemeinsam mit den Patienten stärker abzuwägen und sich für Patienten, die auf Antibiotika bestehen, mehr Zeit zum Gespräch zu nehmen. Andererseits sollen Patienten ermutigt werden, es dem Arzt zu sagen, wenn sie Antibiotika nach Möglichkeit nicht einnehmen wollen. "Einige Patienten erwarten Antibiotika und setzen den Arzt auch unter Druck", sagte Altiner. Die meisten aber wollten Antibiotika nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Einem Antibiotika-Report der Krankenkasse DAK von 2014 zufolge sind etwa 30 Prozent aller Antibiotika-Verordnungen unnötig.

Deutschland liegt im internationalen Vergleich nach Altiners Worten nicht an der Spitze bei den Antibiotika-Verordnungen in Europa. Zu häufig würden aber Breitbandantibiotika verschrieben, die zu vielen Resistenzen führen könnten.  

Die gute Nachricht ist: "Bakterien können die Resistenzeigenschaften wieder verlieren", sagte Altiner. Wenn jetzt gebremst werde, sei das Rad wieder zurückzudrehen. "Wenn die Bakterien die Resistenz- Erbinformationen nicht reproduzieren, dann verschwinden sie."