Prostatakrebs: Ultraschall und Künstliche Intelligenz liefern Spitzenergebnisse bei Diagnostik

Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass bei 97 Prozent der Patienten eine so exakte Diagnose gestellt werden konnte, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs zeigten oder mit einer entsprechenden Therapie geheilt werden konnten.

Neue Methode ermöglicht beonders exakte Entnahme von Gewebeproben

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Jährlich werden rund 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Neben einer Tast- und einer Blutuntersuchung spielen bei der Diagnose Ultraschallverfahren eine entscheidende Rolle. Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass bei 97 Prozent der Patienten, deren Tumor mit einer Kombination aus künstlicher Intelligenz und ultraschallbasierter Biopsie entdeckt wurde, eine so exakte Diagnose gestellt werden konnte, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs zeigten oder mit einer entsprechenden Therapie geheilt werden konnten.

Die Prostata zählt zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Entartet das Gewebe, so kann eine Krebserkrankung entstehen. Doch wenn die diese früh entdeckt wird, ist sie gut behandel- und heilbar. Eine aussagekräftige Früherkennung ist deshalb also von zentraler Bedeutung. "Bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom wird zunächst eine Tastuntersuchung, die sogenannte digitale rektale Untersuchung (DRU), durchgeführt", so Professor Dr. med. Tillmann Loch, Leiter der DEGUM-Sektion Urologie von der Urologischen Klinik aus dem Diakonissenkrankenhaus Flensburg. "Dabei tastet der Arzt die Prostata vom Mastdarm (Rektum) aus mit dem Finger ab. Der Nachteil an der Methode ist jedoch, dass eine Vielzahl von Tumorerkrankungen so nicht diagnostiziert, bzw. nicht rechtzeitig entdeckt werden kann."
Auch die Bestimmung des Prostataspezifischen Antigen-Wertes (PSA-Wertes) im Blut spielt eine zentrale Rolle. Das PSA wird von Prostatazellen gebildet, in der Regel auch und vermehrt von bösartigen. 
Deshalb steigt mit dem PSA-Blutspiegel auch die Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs. "Dennoch beweist ein erhöhter Wert noch keinen Krebs", sagt der DEGUM-Experte. "Wenn der PSA-Wert erhöht ist, geben Biopsien Aufschluss darüber, ob tatsächlich eine bösartige Erkrankung vorliegt."

Wie wirkungsvoll eine frühzeitige Verlaufskontrolle mit transrektalem Ultraschall (TRUS) und Auswertung durch KI sein kann, zeigt eine aktuelle Studie aus dem "World Journal of Urology“ (Vol 16; 2018). Das Ergebnis: Bei 97 Prozent der Patienten konnte durch eine mittels künstlicher Intelligenz gezielt entnommene Gewebeprobe eine so exakte Diagnose gestellt werden, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs aufwiesen oder geheilt werden konnten. Die computergestützte Ultraschall-Diagnostik (ANNA) brachte so exakte Ergebnisse hervor, dass 50 bis 75 Prozent der üblicherweise notwendigen Biopsien nicht mehr durchgeführt werden mussten. Für die Studie wurden 71 Patienten mit Prostatakrebs über einen Zeitraum von zwölf Jahren untersucht. 

Doch warum ermöglicht diese neue ultraschallgezielte Biopsie besonders korrekte Ergebnisse? "Die Verwendung von der Kombination aus Ultraschall und KI ermöglicht eine besonders exakte und zielgenaue Probenentnahme", erläutert Loch. "Dabei führt der Arzt die Biopsie-Nadel gemeinsam mit dem Ultraschallkopf in den Enddarm ein. Mit Hilfe des Ultraschalls steuert er die Nadel dann ganz gezielt durch die Darmwand in die Prostata." Ein weiterer Vorteil der Methode: Die hohe technische Auflösung des modernen Ultraschalls ermöglicht mittlerweile nicht mehr nur sehr gute Bilder vom Tumor selbst, sondern auch von krebsverdächtigen umliegenden Gebieten ohne Einsatz von schädigenden Strahlen oder eines Kontrastmittels. 

Quelle: DEGUM