Rettungssanitäter werden immer häufiger angegriffen

Rettungssanitäter kommen, um zu helfen. Doch immer häufiger werden sie selbst zum Opfer. Ein Angreifer, der einen Helfer beleidigt hat, muss sich am Montag in Hannover vor Gericht verantworten.

Rettungskräfte haben mit aggressiven Patienten zu kämpfen

Rettungssanitäter kommen, um zu helfen. Doch immer häufiger werden sie selbst zum Opfer. Ein Angreifer, der einen Helfer beleidigt hat, muss sich am Montag in Hannover vor Gericht verantworten.

Die Zahl der Angriffe auf Rettungssanitäter hat bei Einsätzen in Niedersachsen deutlich zugenommen. "Die Aggressivität nimmt klar zu", sagt Johanniter-Sprecherin Frauke Engel. "Früher hat man sich noch mehr gefreut, wenn Helfer kommen." Sanitäter werden angeschrien, beleidigt oder gar mit Fäusten oder Waffen angegriffen. "Viele Angreifer sind betrunken oder auf Drogen", sagt die Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes in Niedersachsen, Kerstin Hiller.

Ein solcher Fall wird am Montag vor dem Amtsgericht in Hannover verhandelt. Vor Gericht steht ein Mann, dem ein Sanitäter eigentlich seine Kopfwunde behandeln wollte. Doch der blutende Mann beleidigte den Retter als "perversen Wichser" und lief weg. Als ihm der Sanitäter folgte und ihn überzeugen wollte, dass er seine Wunde weiter versorgen müsse, versuchte der Verletzte, den Sanitäter zu schlagen. Zudem drohte er, den Sanitäter und einen weiteren Helfer mit einer Pistole zu erschießen.

Am Amtsgericht Hannover werden nach Angaben von Gerichtssprecher Jens Buck jeden Monat mehrere solcher Fälle verhandelt. Meist kommen die Täter mit einer Geldstrafe davon, in schlimmeren Fällen müssen sie ins Gefängnis. Einmal spuckte etwa ein HIV-positiver Mann einen Sanitäter an, dieser musste neun Monate lang warten, bis klar war, dass er sich dadurch nicht angesteckt hatte. Der Spucker kam anderthalb Jahre ins Gefängnis.

Im vergangenen Jahr erstatteten 155 Sanitäter und Feuerwehrleute in Niedersachsen bei der Polizei Strafanzeige, weil sie beleidigt oder tätlich angegriffen wurden. Fünf Jahre zuvor hatte es nur 94 Anzeigen gegeben. Nach Angaben des Roten Kreuzes und der Johanniter gibt es noch deutlich mehr Übergriffe, die aber nicht angezeigt werden.

Viele Rote-Kreuz-Mitarbeiter werden etwa angegriffen, wenn Passanten Sanitäter rufen, weil sie sich um eine reglose Person im Park Sorgen machen. "Viele sind unter Alkohl- oder Drogeneinfluss und wenn sich die Sanitäter nähern, dann greifen die Personen an."

Immer häufiger belästigen auch Gaffer Sanitäter. Statt etwa erste Hilfe zu leisten, filmen sie das Opfer mit ihrem Handy und stehen teils den Helfern im Weg. Wegen solcher Fällen trainieren das Rote Kreuz und die Johanniter ihre Sanitäter immer häufiger in Gewaltprävention und Deeskalation.