Risiko für Guillain-Barré-Syndroms nach OP erhöht

Forscher entdecken Verbindung zwischen durchgeführten Operationen und dem Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms.

Forscher entdecken Verbindung zwischen durchgeführten Operationen und dem Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms

Die Ergebnisse einer neuen Studie deuten darauf hin, dass Operationen an Menschen mit Krebs oder Autoimmunerkrankungen im Verlauf mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS) einhergehen. Die zugehörige Studie wurde am 23. November 2016 in der Online-Ausgabe von Neurology ® Clinical Practice, einer medizinischen Fachzeitschrift der American Academy of Neurology, veröffentlicht. Die Autoren berichten darin, dass 15 Prozent derjenigen, die das Syndrom entwickelt haben, sich innerhalb von zwei Monaten vor der Krankheit einem chirurgischen Verfahren unterzogen haben.

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine seltene Nervenkrankheit, bei der das Immunsystem körpereigene Nervenzellen angreift und das periphere Nervensystem, welches unser Gehirn und Rückenmark mit dem Rest des Körpers verbindet, schädigt. Wichtigstes Symptom der Erkrankung ist eine akut aufsteigende und in der Regel symmetrische Muskelschwäche der Beine. Sie kann in ihrer Intensität stark zunehmen und in einigen Fällen zur Lähmung des gesamten Körpers führen. Wenn hierbei auch die Atemmuskulatur betroffen ist, kann das Guillain-Barré-Syndrom einen tödlichen Verlauf nehmen.

Die Ergebnisse der Studie waren sogar für die Autoren überraschend. Sie hatten im Rahmen ihrer Untersuchungen schlichtweg nicht erwartet, dass ein auffällig hoher Anteil von Patienten mit dem Syndrom, vorher einer Operation unterzogen wurde. Doch damit nicht genug – Ihre Untersuchungen ergaben auch, dass Menschen mit Krebs oder einer Autoimmunerkrankung möglicherweise für die Entwicklung eines Guillain-Barré-Syndroms in der Folge einer OP prädisponiert sind.

Für ihre Studie analysierten die Forscher medizinische Aufzeichnungen eines jeden Patienten der in den letzten beiden Jahrzehnten aufgrund eines Guillain-Barré-Syndroms an der Mayo Clinic, Minnesota, behandelt wurde. Von den 208 Personen, bei denen ein GBS diagnostiziert und behandelt wurde, haben 31 Personen, also 15 Prozent, das Syndrom innerhalb der ersten acht Wochen nach einem chirurgischen Eingriff entwickelt.

Wie erwähnt, fanden die Wissenschaftler auch heraus, dass Menschen mit Krebs und Autoimmunerkrankungen ein höheres Risiko für das Auftreten eines GBS nach einer Operation zu haben scheinen. Die Analyse ergab diesbezüglich, dass Patienten, die innerhalb der letzten sechs Monate ein Krebsleiden hatten, eine siebenmal so hohe Wahrscheinlichkeit für ein GBS nach einer OP hatten, als solche ohne Krebs. Personen, die eine vorbestehende Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Colitis ulcerosa oder Typ-1-Diabetes vorwiesen, sind nach einer Operation fünfmal häufiger an einem GBS erkrankt, als vergleichbare Patienten ohne eine Autoimmunerkrankung.

Trotz dieser eindrücklichen Zahlen weisen die Autoren darauf hin, dass das Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms nach einer Operation dennoch extrem selten sei. Zehntausende von Menschen wurden während des Untersuchungszeitraums einer Operation unterzogen und nur eine sehr geringe Anzahl von ihnen entwickelte im Verlauf ein Guillain-Barré-Syndrom. Trotzdem könnte es von Bedeutung sein, dass Patienten mit Krebs oder Autoimmunerkrankungen für einen solchen Verlauf anfälliger zu sein scheinen. Mehr Forschungsarbeit ist hier jedoch notwendig, um diese Verbindung genauer zu untersuchen und in einen kausalen Zusammenhang zu setzten.