Spielsucht - Stärkere Aufsicht für Online-Glücksspiele gefordert

Online-Casinos oder Poker-Plattformen erfreuen sich großer Beliebtheit - trotz Glücksspielverbots im Internet. Thüringer Suchtberater sehen hier die Bundesländer stärker in der Pflicht.

Pathologisches Glücksspiel durch Geldautomaten um die Ecke gefördert

Online-Casinos oder Poker-Plattformen erfreuen sich großer Beliebtheit - trotz Glücksspielverbots im Internet. Thüringer Suchtberater sehen hier die Bundesländer stärker in der Pflicht.

Thüringer Experten haben eine unzureichende Aufsicht für Glücksspiele im Internet beklagt. Trotz eines Verbots von Online-Glücksspielen seien kaum Regulierungsaktivitäten der Länder im Netz erkennbar, kritisierte Torsten Kretschmer von der Thüringer Fachstelle Glücksspielsucht. Notwendig seien mehr Sanktionen für die Anbieter. Stattdessen werde aber derzeit über eine Liberalisierung diskutiert.

Kretschmer verwies auf bundesweit zunehmende Online-Angebote und wachsende Bruttospielerträge bei Sportwetten, Casino-, Pokerspielen und Co. "Das ist eine schwierige Entwicklung, da sich vermutlich viele junge Leute an Glücksspielen im Netz beteiligen und es gut wie keinen Spielerschutz gibt."

In Thüringen gehen Schätzungen von rund 10.000 Glücksspielsüchtigen aus. Hinzu kämen weitere rund 10.000 Menschen mit einem problematischen Spielverhalten, sagte Kretschmer. Als Hauptproblem beim pathologischen Glücksspiel würden nach wie vor frei zugängliche Geldautomaten in Spielhallen und Kneipen gelten. Fünf von sechs Glücksspielern, die in den Suchtberatungsstellen Hilfe suchten, zockten an Automaten.

"Sicherheitsabstand" zwischen Spielstätten

Laut einem Bericht von MDR Thüringen stehen jetzt aber zahlreiche Spielhallen im Freistaat vor dem Aus. Hintergrund ist ein neues Spielhallengesetz. Demnach müssen die Spielstätten nun mindestens 500 Meter voneinander entfernt liegen. Außerdem dürfen Betreiber nur noch eine Spielhalle mit maximal zwölf Geräten betreiben. Landesweit sollen mindestens 47 Hallen keine neue Konzession bekommen, berichtete der Sender. Landesweit gibt es derzeit 410 Spielhallen.

Die meisten der hilfesuchenden Glücksspieler seien mit rund 81 Prozent Männer. Die größte Altersgruppe der Klientel in den Beratungsstellen stellten die 25- bis 29-Jährigen (21,5 Prozent). "Das deutet auch darauf hin, dass die ersten Kontakte mit dem Glücksspiel bereits in jungen Jahren erfolgten und hier also auch ein großer Risikofaktor für das Entstehen einer Glücksspielsucht liegt", erklärte Kretschmer.

Die Glücksspielsüchtigen, die in den Beratungsstellen betreut werden, haben laut Kretschmer im Schnitt rund 57.000 Euro Schulden. "Der Druck, der auf den Glücksspielsüchtigen lastet, ist enorm." Zu den finanziellen Schwierigkeiten kämen Konflikte in den Familien und gesundheitliche Probleme wie Depressionen. "Glücksspieler brauchen im Schnitt bis zu zehn Jahre, bis sie sich Hilfe suchen." In Erfurt gibt es eine Schwerpunktberatungsstelle, die auch ambulante Therapien anbietet.