Behandlung von gastrointestinalen Erkrankungen in Europa

Eine groß angelegte, paneuropäische Studie zu Gastrointestinalen Erkrankungen und der verfügbaren Behandlung zeigt Änderungen in Fallzahlen bei vielen häufigen GI- und Lebererkrankungen sowie besor

Eine groß angelegte, paneuropäische Studie zu Gastrointestinalen Erkrankungen und der verfügbaren Behandlung zeigt Änderungen in Fallzahlen bei vielen häufigen GI- und Lebererkrankungen sowie besorgniserregende Ungleichheiten im Leistungskatalog innerhalb der Gesundheitssysteme in Europa. Die Ergebnisse der Studie, die von „United European Gastroenterology“ (UEG) beauftragt wurde, führten zu einem Wunsch nach mehr Engagement in der Bevölkerung und der Politik sowie zur Bereitschaft, mehr in die Erforschung der GI-Erkrankungen zu stecken und das europaweite Dienstleistungsangebot zu verbessern.

„Dieses umfangreiche Gutachten hat die großen Unterschiede zwischen Ländern hervorgehoben, bezogen auf das Risiko eine Erkrankung des GI-Trakts zu entwickeln sowie deren Langzeitprognose” so UEG-Präsident, Professor Michael Farthing. “Wir sind besonders besorgt bezüglich der Zunahme der Inzidenz bei den meisten der wichtigen GI-Erkrankungen in ganz Europa und die deutlichen Unterschiede beim Behandlungserfolg für Patienten zwischen Ost und West.”

Umfrage zur Gesundheit des Verdauungstraktes in ganz Europa

Die Umfrage wurde durchgeführt von der UEG im Frühjahr 2013 nach einer Anfrage ihres eigenen „Future Trends Committee“. Eine erfahrene Forschungsgruppe der Swansea University in Wales, UK, initialisierte eine detaillierte Beurteilung der Erkrankungen des Verdauungstrakts in Europa, wobei sie die klinische und ökonomische Belastung durch die Erkrankungen und deren Behandlung durch Gastrooenterologen in allen 28 Europäischen Mitgliedsstaaten, Norwegen, Schweiz, Liechtenstein und Russland beleuchteten. Das Ziel war die gesammelte Evidenz zusammenzuführen und up-to-date-Informationen zum Gesundheitszustand der Menschen, sowie die Konsequenzen für die Gesundheitssysteme darzulegen.

„Gastroenterologie ist eine medizinische Disziplin, die verglichen mit anderen Fachrichtungen relativ wenig Aufmerksamkeit und Forschungsförderung erhält“, so Professor Farthing. „Wir wollten einen Umfangreichen Blick auf die akttuelle Situation werfen, um sicherzugehen, dass wir unsere Bemühungen in die Richtung leiten, wo sie am meisten benötigt werden.“

Neueste Trends bei gastrointestinalen Erkrankungen

Das „Digestive Health Survey“ zeigt eindrücklich neue Tendenzen, bezogen auf Inzidenz und Prävalenz mancher GI-Erkrankungen. Laut den Ergebnissen des Surveys zeigen sich in vielen europäischen Ländern Zunahmen der Inzidenzen von Blutungen des oberen GI-Traktes, Reizdarmsyndrom, Zöliakie, Alkoholinduzierte Lebererkrankungen, Gallensteine und Kolorektal- und Ösophagealkrebs mit der höchsten Erkrankungsrate im Alter.

Inzidenzen oder Prevalenzen schienen in östlichen Regionen häufiger zu sein als in anderen, wobei Mortalitätsraten mit zugrundeliegender GI-Erkrankung (außer Krebserkrankungen und Infektionen) am höchsten in östlichen und nordöstlichen Ländern und am niedrigsten in Teilen Skandinaviens und den mediterranen Inseln.

GI-Krebs ist heute die häufigste Todesursache in Europa und obwohl die Mortalitätsraten für das Kolorektale Karzinom in fast allen westlichen, zentralen und nördlichen Ländern Europas über die letzten 10 Jahre gefallen sind, steigen die Mortalitäten in vielen Teilen Osteuropas und manchen Teilen Südeuropas. „Wir müssen diese erschreckende Entwicklung genauer beobachten um die Gründe dafür zu verstehen, die regionalen Unterschiede zu minimieren und die wachsende Last der GI-Erkrankungen  zu vermindern“, so Professor Farthing.

Ungleichheiten im Leistungskatalog der Krankenkassen

Die Studie legt deutliche Unterschiede der Leistungen der Gesundheitssysteme Europas dar. Obwohl Screenings für das kolorektale Karzinom heute  in den meisten Ländern weit verbreitet sind, variieren die Teilnehmerzahlen stark und es gibt keinen standardisierten Ansatz. Blutungen des oberen GI-Traktes werden aufgrund eines fehlenden Konsenses überall in Europa unterschiedlich behandelt. Endoskopien werden nicht überall angeboten und sind momentan keine Priorität der Gesundheitspolitik, was in Zukunft zu einem Mangel führen könnte. Gleiches gilt für die Ausbildung in Gastroenterologie, welche zwischen den Ländern stark variiert und nur schlecht dokumentiert ist.

„Diese Befragung war sehr umfangreich und hat dadurch viele Bereiche gezeigt, die gute Versorgung garantieren, aber leider auch manche, die mehr Unterstützung auf nationalem,  aber auch europäischen Level benötigen“, so Professor Farthing. „Wir hoffen, dass im Endeffekt die Ergebnisse der Befragung und die Berichte darüber helfen werden, die Gesundheitssysteme, die Behandlung und die Folgen der Erkrankungen über den gesamten Kontinent hinweg zu verbessern.“

Quellen:

1. Roberts SE, Samuel DG, Williams JG, et al. Survey of Digestive Health across Europe. Part one: The burden of gastrointestinal diseases and the organisation and delivery of gastroenterology services across Europe. Report for United European Gastroenterology. October 2014.

2. Anderson P, Dalziel K, Davies E et al. Survey of Digestive Health across Europe. Part two: The economic impact and burden of gastrointestinal diseases across Europe. Report for United European Gastroenterology. October 2014.