Testosteron schützt Männer vor Asthma

Das Geschlechtshormon Testosteron schützt Männer vor allergischem Asthma, indem es die Bildung bestimmter Immunzellen unterdrückt. Darauf weist die Deutsche Lungenstiftung unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse hin.

Das Geschlechtshormon Testosteron schützt Männer vor allergischem Asthma, indem es die Bildung bestimmter Immunzellen unterdrückt.

Unter Erwachsenen erkranken Frauen doppelt so häufig und schwerer an Asthma wie Männer, während in der Kindheit Jungen häufiger als Mädchen an Asthma leiden. Einen Grund für diese Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit von Asthma hat jetzt eine aktuelle Studie aufgedeckt: Offenbar schützt das Geschlechtshormon Testosteron Männer vor allergischem Asthma, indem es die Bildung bestimmter Immunzellen unterdrückt (siehe The Journal of Experimental Medicine, Online-Veröffentlichung am 8.5.2017).

Forscher aus Australien und Frankreich haben an Mäusen beobachtet, dass Testosteron direkt die Vervielfältigung sog. Lymphoider Zellen mit der Abkürzung ILC2 hemmt, die auch beim Menschen vorkommen. "Die Testosteronspiegel von erwachsenen Männern führen also offenbar dazu, dass Männer weniger ILC2-Immunzellen aufweisen. Daher neigen Ihre Bronchien weniger zu Entzündungen, so dass Männer weniger asthmatische Beschwerden haben", fasst Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin in der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach zusammen.

Allergisches Asthma führt zu heftiger Abwehrreaktion auf eigentlich harmlose Reize
Wenn Patienten mit allergischem Asthma in Kontakt mit einem Asthma-Auslöser (wie z. B. Pollen, Staubmilben oder Tierhaaren) kommen, bilden ihre Immunzellen Entzündungsstoffe, die zu einer Verstärkung der asthmatischen Beschwerden führen und u.U. auch einen Asthma-Anfall hervorrufen können.

"Bei Asthmatikern sind die Bronchien aufgrund der häufigen Entzündung überempfindlich und reagieren auf eigentlich harmlose Reize mit einer heftigen Abwehrreaktion: Sie verengen sich krampfartig, die Schleimhäute in den Bronchialwänden schwellen an und bilden zähen, glasigen Schleim. Das führt zu pfeifenden und brummenden Atemgeräuschen, trockenem Husten, einem Engegefühl in der Brust und Atemnot", erläutert Prof. Gillissen. 

Künftig die Neigung zu Asthma ähnlich wie durch Testosteron verringern  

Frauen haben nicht nur weniger Testosteron als Männer. Wahrscheinlich sorgt zusätzlich auch das Geschlechtshormon Östrogen dafür, dass Mädchen ab der Pubertät und erwachsene Frauen anfälliger für Allergien und Asthma werden.

"Östrogen führt offenbar dazu, dass Entzündungszellen – wie z. B. Mastzellen – empfindlicher auf Allergene wirken. Mit den Geschlechtshormonen lassen sich dennoch nicht alle Fälle von Asthma erklären, da Asthma auch völlig unabhängig von Alter und Geschlecht auftreten und somit noch von weiteren Faktoren abhängen kann. Trotzdem eröffnen die aktuellen Erkenntnisse über die Rolle des Testosterons neue Therapiemöglichkeiten: Vielleicht könnte man basierend auf diesen Erkenntnissen Medikamente entwickeln, die ähnlich wie Testosteron direkt auf die ILC2-Immunzellen einwirken und die Neigung zu Asthma verringern", erklärt Prof. Gillissen.