Über die inhalative Gabe von Antibiotika

Im Rahmen der interdisziplinären Symposien erklärt Dr. Jessica Rademacher, Universitätsklinik Hannover, die Vorteile der inhalativen Therapie für manche Patientengruppen. Besonders bei Mukoviszidose und Bronchiektase sei die inhalative Antibiotika-Gabe erfolgreich.

Im Rahmen der interdisziplinären Symposien erklärt Dr. Jessica Rademacher, Universitätsklinik Hannover, die Vorteile der inhalativen Therapie für manche Patientengruppen. Besonders bei Mukoviszidose und Bronchiektase sei die inhalative Antibiotika-Gabe erfolgreich.

Ziel sei die Sputumkonversion, die Reduktion der Bakteriendichte, die radiologische Verbesserung, eine Symptomkontrolle und natürlich eine Besserung der Lebensqualität, weiterhin die Reduktion der Exazerbationsrate, sowie die Reduktion der Krankenhausaufenthalte. Unbestrittene Vorteile der inhalativen Therapie sind vor allem die hohe Konzentration der Wirkstoffe in der Lunge und wenig systemische Nebenwirkungen. Besonders hervorzuheben: Die Therapie ist häufig auch wirksam bei MDR-Keimen. Zu den Nachteilen zählen die Bronchokonstriktion, sie ist eine wesentliche Nebenwirkung. Hinzu kommt, dass durch inhomogene Ventilation das Medikament eventuell nicht überall ankommt, insbesondere nicht im zerstörten Lungengewebe.

Rademacher bedauert es, dass inhalative Antibiotika bei Bronchiektasen nur "off label" zugelassen sind, da es gute Erfahrungen mit der Therapie bei dieser Erkrankung gibt. Dennoch fehlten bislang klar positive Studien. Am häufigsten werden Colistin, Tobramycin und Gentamicin  eingesetzt. Im esanum-Interview erklärt Dr. Rademacher, bei welchen Patienten inhalative Antibiotika-Therapien besonders vorteilhaft sind.

Unter dem Titel "Pneumologie im Prisma der Infektiologie" referierte weiterhin Dr. Andrés de Roux von der Praxis für Pneumologie am Schloss Charlottenburg zum Problem der Antibiotikaresistenzen. Weltweit sei der Verbrauch von Antibiotika um 40 % angestiegen, erklärte er. In Deutschland sei der Einsatz beim Menschen jedoch seit 2016 leicht rückläufig. 85 % der Verordnungen stammen aus dem ambulanten Bereich.

Das größere Problem ist jedoch der Gebrauch der Substanzen in der Tierzucht. Um das Ausmaß der angewachsenen Probleme zu sehen, braucht man nur eine Zahl zu wissen: 1,1 Millionen Deutsche tragen MRSA-Keime. Mit welchen multiresistenten Erregern haben wir es zu tun? Dazu gehören: Staphylokokken, Enterokokken, ESBL-Bakterien, MRGN (meist Darmkeime).

Hauptproblem in den Arztpraxen sind fehlende Informationen zum Status des Patienten. Hinzu kommen Defizite bei Hygieneplänen, fehlende Honorierung der Abstrichkontrollen und der Fortsetzung der Sanierung, sowie fehlende Fortbildung.

Was schlägt Dr. de Roux vor? Übergabefragebögen könnten die Informationen verbessern, Rahmenhygienepläne wären eine gute Orientierung, ergänzend seien Fortbildungsprogramme förderlich, MRE-Netzwerke könnten die Effizienz steigern, dazu ist ein Antibiotikamanagement im Kontakt mit den Fachgesellschaften wünschenswert.

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