Orthopäden und Unfallchirurgen verteidigen steigende OP-Zahlen

Professor Frank Kandziora sieht den demographischen Wandel und Innovationen in Diagnostik und Operationssaal als Hauptgründe Wird an der Wirbelsäule zu viel operiert? Seit 2005 hat sich die Anzahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland mehr als verdoppelt, zeigen Zahlen der OECD für das Jahr 2013.

Professor Frank Kandziora sieht den demographischen Wandel und Innovationen in Diagnostik und Operationssaal als Hauptgründe

Wird an der Wirbelsäule zu viel operiert? Seit 2005 hat sich die Anzahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland mehr als verdoppelt, zeigen Zahlen der OECD für das Jahr 2013.

Während Krankenkassen und Kritiker des Gesundheitssystems häufig Ärzten und Kliniken pauschal unterstellen, aus monetären Gründen zu schnell und unnötig zu operieren, nennen führende Orthopäden, Chirurgen und Unfallchirurgen auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2016 in Berlin andere Gründe: Die Alterung der Gesellschaft, chirurgische Innovationen oder auch insbesondere im Bereich der Wirbelsäule erst seit kurzem als Krankheiten identifizierte Beschwerden wie die Sakruminsuffizienzfraktur seien die Hauptgründe für steigende OP-Zahlen, betont beispielsweise Professor Frank Kandziora, Vorsitzender der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

“Ärzten wird vorgeworfen, sie würden überflüssige oder gar gefährliche Operationen aus finanziellen Gründen verordnen – ein Vorurteil, das im Einzelfall lebensgefährlich erkrankte Patienten davon abhält, sich für eine potenziell lebensverlängernde Wirbelsäulenoperation zu entscheiden”, sagt Kandziora, Chefarzt am Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt am Main.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Erkrankung der Wirbelsäule zu erleiden, steige mit zunehmendem Alter. Speziell bei Verschleißerkrankungen sollten zunächst immer die konservativen Verfahren ausgeschöpft werden. Bringen diese jedoch keinen langfristigen Erfolg, sollte auch bei Bandscheibenvorfällen oder Verengungen des Wirbelkanals ein chirurgischer Eingriff erwogen werden. “Genau wie andere Behandlungsmethoden kann die Chirurgie die Verschleißschäden aber nicht endgültig aufhalten, sondern lediglich Schmerzen vermindern und Funktionalität wiederherstellen”, betont Kandziora.