Chronische Nierenerkrankung: SGLT2-Hemmer müssen früher zum Einsatz kommen

SGLT2-Hemmer haben das Potential Dialysebehandlungen bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung hinauszuzögern oder sogar zu verhindern. Doch dieses Potential wird durch zu spätes Handeln noch zu oft verschenkt.

Interview mit Prof. Dr. Christoph Wanner

Erfolgsgeschichte der SGLT2-Hemmer

Professor Wanner betont die historische Bedeutung von 13 großen SGLT2-Hemmer-Studien mit insgesamt 90.000 Patienten über einen Zeitraum von acht Jahren. Diese Studien lieferten robuste Evidenz und ermöglichten klare Leitlinien für Ärzte, wie sie Patienten erfolgreich mit SGLT2-Hemmern behandeln können. Die Anwendungsbereiche erstrecken sich über Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, bis hin zur chronischen Nierenerkrankung. Die breite Zulassung und die erfolgreiche Anwendung dieser Medikamente bedeuten einen Meilenstein in der modernen Medizin.

Empagliflozin bei der Behandlung der chronischen Nierenerkrankung

Die Zulassung von Empagliflozin zur Therapie der chronischen Nierenerkrankung basiert auf der EMPA-Kidney-Studie. Diese Studie, die an 6.607 Patienten durchgeführt wurde, zeigte einen überwältigenden Vorteil. Empagliflozin wurde bei Patienten mit einer glomerulären Filtrationsrate über 20 erfolgreich angewendet. Die Indikation erstreckt sich über eine breite Palette von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, wobei bestimmte Gruppen wie Nierentransplantierte und Patienten mit Zystennieren ausgenommen sind.

Diagnose und Behandlung von chronischer Nierenerkrankung

Die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung erfolgt durch einfache Tests wie die Messung des Serumkreatinins und des Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnisses. Diese Tests ermöglichen die Feststellung von Nierenfunktion und -schädigung. Bei einem glomerulären Filtrationsratenwert unter 60 ml pro Minute oder in Kombination mit Albuminurie wird eine Nierenerkrankung diagnostiziert. Bei Patienten mit diesen Indikatoren sollte die Möglichkeit einer Behandlung mit Empagliflozin in Betracht gezogen werden.

Rolle der Hausärzte

Die Schlüsselrolle der Hausärzte bei der Diagnose und Betreuung von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung wird betont. Allerdings besteht eine Lücke in der aktuellen Praxis, da nicht alle relevanten Tests regelmäßig durchgeführt werden. Professor Wanner betont die Notwendigkeit, Hausärzte zu sensibilisieren und aufzuzeigen, wie einfach durchführbare Tests frühzeitig helfen können, Nierenerkrankungen zu erkennen und wertvolle Therapieoptionen wie SGLT2-Hemmer rechtzeitig einzusetzen.

Fazit für die Praxis

Die Entwicklung und Zulassung von SGLT2-Hemmern wie Empagliflozin haben die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit chronischer Nierenerkrankung revolutioniert. Eine frühzeitige Diagnose durch einfache Tests und der rechtzeitige Einsatz dieser Medikamente können nicht nur die Progression der Nierenerkrankung verlangsamen, sondern auch das Leben der Patienten erheblich verbessern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Spezialisten und Hausärzten ist entscheidend, um diese Erfolge in der klinischen Praxis zu realisieren.

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