- Vorab-Pressekonferenz, DDG-Herbsttage 2023, Leipzig, 14.11.2023.
Hochverarbeitete Lebensmittel sind Lebensmittel, die meist industriell hergestellt werden. Während des Herstellungsprozesses werden häufig Zusatzstoffe wie Zucker, Fett, Salz oder Geschmacksverstärker verwendet. Lebensmittel dieser Art werden immer beliebter in unserer Gesellschaft, denn sie sind schnell verzehrbereit, bequem und attraktiv. Allerdings sind sie aufgrund hoher kalorischer Dichte und Nährstoffarmut mit Risiken für die Gesundheit verbunden. Das kann zu einer unkontrollierten Kalorienaufnahme führen, mit den Folgen der Gewichtszunahme und Fettleibigkeit. Weitere Folgen können Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.
Zudem können sie einen starken Einfluss auf das Belohnungssystem im Gehirn haben. Meist enthalten diese Lebensmittel oft Inhaltsstoffe, die das Gehirn stimulieren und das Verlangen nach diesen Lebensmitteln verstärken können. Hochverarbeitete Lebensmittel enthalten zudem weniger Ballaststoffe, was das Mikrobiom der Darmflora negativ verändern kann. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die den Konsum der Lebensmittel reduzieren können. Dazu zählen die Versteuerung der Lebensmittel, Werbebeschränkungen und Aufklärung.
Kinder sind besonders anfällig für die Werbung ungesunder Lebensmittel und müssen unbedingt geschützt werden. Die Lösung könnte eine Werbebeschränkung sein. In Deutschland gibt es bisher nur die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie, die Werbung für ungesunde Lebensmittel zu beschränken. Diese Selbstverpflichtung ist jedoch nicht ausreichend, weshalb nun strengere gesetzliche Regelungen gefordert werden. Eine Forderung lautet, dass Lebensmittel-Werbung im Fernsehen zwischen 18 und 22 Uhr verboten werden soll. Zusätzlich soll Werbung für ungesunde Lebensmittel auf Verpackungen von Lebensmitteln unterbunden werden.
Die Lebensmittelindustrie ist natürlich gegen diese Pläne und argumentiert, dass ein Werbeverbot nicht effektiv sei und dass es in elterlicher Verantwortung liege, die Kinder vor ungesunder Ernährung zu schützen. Dennoch zeigt eine Untersuchung, dass Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel wirksam sein können. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich die Beschränkung direkt auf das Kauf- und Konsumverhalten auswirkt. Länder wie Chile, Portugal und Großbritannien sind bereits erfolgreiche Beispiele für die Umsetzung der Werbebeschränkung.
Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die den Blutzuckerspiegel erhöht, mit zwei Hauptformen: Typ-1 und Typ-2. Das wichtigste Ziel der Diabetestherapie ist die Remission, bei Typ-2-Diabetes ist es wichtig, das Gewicht zu reduzieren. Dabei kann eine Gewichtsreduktion von 10 bis 15 % dazu beitragen, dass Diabetes in Remission geht. Ebenfalls wichtig ist eine gesunde Ernährung, hier können Ernährungsfachkräfte helfen. Die Therapie sollte langfristig und individuell ausgerichtet sein, da ein langzeitiger Therapieerfolg wichtig ist, um einen Rückfall des Diabetes zu verhindern. Um die Adhärenz bei der Behandlung von Diabetes zu verbessern, sollte die Therapie so einfach und verständlich wie möglich gestaltet werden.
Zum Beispiel könnten Hilfsmittel aus der Telemedizin wie digitale Gesundheitsanwendungen (DiGas) genutzt werden. Zur Unterstützung der Therapie können außerdem Darmhormonagonisten eingesetzt werden. Studien konnten nachweisen, dass beispielsweise Semaglutid zu einer Gewichtsreduktion und Senkung des Blutzuckers führen kann. Allerdings sind diese Antidiabetika noch umstritten, da die Wirkung nicht immer anhaltend ist und es zu einer Gewichtszunahme in den ersten Monaten kommen kann.
Der Fokus der neuen Leitlinie für Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter liegt auf der individuellen Therapie, die die Bedürfnisse des einzelnen Patienten berücksichtigt. Neue Technologien, wie Insulinpumpen und Glukosesensoren, haben große Fortschritte gemacht. Sie werden daher als wichtiges Instrument für die Therapie empfohlen. Mithilfe des sogenannten AID-Systems, zusammengeführt aus Insulinpumpe und Glukosesensoren, kann der Glukosespiegel automatisch gemessen und die Insulinabgabe dementsprechend angepasst werden. Zudem kann mittels des AID-Systems die Insulingabe automatisch gedrosselt werden und an die alltäglichen Gegebenheiten, wie Sport, angepasst werden. Eine App auf dem Mobilphone kann dazu verwendet werden, um die Insulingabe zu kontrollieren. Dadurch wird die Blutzuckerkontrolle deutlich verbessert und vereinfacht. Die neue Leitlinie enthält auch Empfehlungen zu weiteren Themen, wie dem Screening auf Typ-2-Diabetes oder dem neonatalen Diabetes. Auch wird empfohlen, die Videosprechstunde für kleinere Beratungsstunden zu nutzen.
Diabetes Herbsttagung 2023: Appetit auf Gesundheit
Die Diabetes Herbsttagung findet vom 17. bis zum 18. November in Leipzig statt und legt den Fokus auf die Verbindung zwischen Diabetes und Ernährung. Die Veranstalter Deutsche Diabetes Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin stellen mit ihrem Programm die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise in den Mittelpunkt. esanum berichtet von der DDG Herbsttagung. Hier finden Sie die aktuelle Berichterstattung.