Zwischen Like und Leitlinie: Die Gratwanderung des Dermatologen im Social-Media-Dschungel

Reichweite vs. Reputation: Dr. Bamarni spricht offen über die Herausforderungen und Chancen der Online-Kommunikation für Dermatologen. Wie man Fallstricke vermeidet und Social Media professionell für seine Zwecke nutzt erklärt er im Interview.

Interview mit Dr. Avend Bamarni

Die Herausforderung der verständlichen Wissensvermittlung

Dr. Bamarni begann seine Social-Media-Aktivitäten aus der Beobachtung heraus, dass selbst grundlegende Informationen, wie die regelmäßige Anwendung von Feuchtigkeitscreme bei Neurodermitis, in der Sprechstunde oft nicht ausreichend aufgenommen werden. Er erklärt:

„Ich hatte ja initial angefangen aus dem Grund, dass ich in der Neurodermitis-Sprechstunde immer gesagt habe, die Patienten sollen ihre Haut eincremen mit Feuchtigkeitscreme und so eine banale Information wird in der Sprechstunde schlecht aufgenommen, weil das ja eine Situation ist, bei der man sich teilweise unwohl fühlt, weil man aufgeregt ist und dann kommen die Patienten nach drei Monaten wieder und sagen, das hat mir noch nie jemand gesagt, dass ich meine Haut eincremen soll.“

Videos bieten hier den Vorteil, dass Patienten die Informationen in ihrem gewohnten Umfeld und bei Bedarf wiederholt abrufen können. Dr. Bamarni konzentriert sich dabei vor allem auf häufige chronisch-entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte, behandelt aber auch komplexere Themen wie schwarzen Hautkrebs.

Die Bedeutung verschiedener Formate und der visuellen Komponente

Für die effektive Vermittlung von Derma-Wissen erachtet Dr. Bamarni eine Kombination verschiedener Formate als ideal. Neben dem unverzichtbaren Arztgespräch in der Praxis haben sich kurze Video-Ausschnitte für Basisinformationen und längere Formate für tiefergehende Erklärungen bewährt. Er betont insbesondere die Wichtigkeit der visuellen Komponente in der Dermatologie, weshalb sowohl Videos als auch Podcasts ihre Berechtigung haben.

Seriosität und Reichweite schließen sich nicht aus

Dr. Bamarni ist überzeugt, dass Seriosität und eine hohe Reichweite im Internet sich nicht gegenseitig ausschließen. Seiner Ansicht nach bietet die Online-Präsenz Ärzten sogar die Chance, ihre Expertise transparent zu zeigen, was für Patienten bei der Arztwahl relevant sein kann. Er sieht dies nicht als Risiko, sondern als Möglichkeit, das eigene Wissen zu demonstrieren.

Künstliche Intelligenz als zukünftige Herausforderung

Mit Blick auf zukünftige Trends in der dermatologischen Aufklärung sieht Dr. Bamarni eine zunehmende Rolle der künstlichen Intelligenz. Er warnt jedoch vor der Gefahr von KI-generierten Videos, die von realen Personen kaum zu unterscheiden sind und potenziell Fehlinformationen verbreiten könnten. Die Unterscheidung zwischen realen und gefälschten Inhalten im medizinischen Kontext wird seiner Einschätzung nach eine große Herausforderung darstellen.

Potenzial zur Bereicherung der dermatologischen Community

Obwohl sich Dr. Bamarni primär an Patienten richtet, erreicht er nach eigener Aussage auch die dermatologische Community und Medizinstudenten. Er versucht, Krankheiten so einfach zu erklären, dass jeder folgen kann, und hat die Erfahrung gemacht, dass auch Ärzte ein Interesse an verständlich aufbereiteten Informationen haben, die über reinen Fachjargon hinausgehen.

Abschließende Tipps für Kollegen auf Social Media

Für Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls auf Social Media aktiv werden möchten, rät Dr. Bamarni, sich vorab mit allen Konsequenzen und potenziellen Gefahren auseinanderzusetzen. Zudem sei es wichtig, sich damit zu beschäftigen, welche Formate funktionieren und wie man seine Inhalte effektiv verbreitet, um den gewünschten Erfolg zu erzielen