Risiko für Gefäßerkrankungen bereits im Kindesalter erkennbar

Manifestiert sich im Alter eine Arteriosklerose, kann dies zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen. Bereits im Kindesalter lässt sich das Risiko für eine spätere Gefäßerkrankung minimieren.

Gefäßsteifigkeit nimmt auch in jungen Jahren schon zu 

Die Exposition gegenüber kardiovaskulären Risikofaktoren in der Kindheit begünstigt eine subklinische Atherosklerose im jungen Erwachsenenalter, so Dr. Karsten Königstein auf dem SMHS 2023. Denn im Prozess der biologischen Gefäßalterung über die Lebensspanne hinweg werden verschiedene Typen der Gefäßalterung klassifiziert. Personen, die unter die Kategorie "Early Vascular Ageing" (EVA) fallen, weisen besonders schnelle vaskuläre Alterungsprozesse auf. Patienten dieser Gruppe erleiden unter Umständen bereits mit 30 oder 40 Jahren einen Herzinfarkt. Diese Personen weisen bereits im jungen Alter eine Gefäßsteifigkeit sowie eine deutliche Verdickung der Gefäßwand auf. 

Wie stellt man nun fest, ob ein Early Vascular Ageing vorliegt? Ein Biomarker, der den Gefäßalterungstyp klassifiziert, ist die Intima-Media-Dicke der A. carotis (cIMT). Diese Verdickung ist einer der frühesten sichtbaren Marker für das Vorhandensein artheriosklerotischer Prozesse. Diese wiederum sind ein Prädiktor einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität im Erwachsenenalter. 

Die sonographische Untersuchung kann im Falle verdickter Gefäßwände dazu beitragen, frühzeitig zu intervenieren und so das Risiko späterer kardiovaskulärer Ereignisse zu minimieren. Mögliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind dabei ein erhöhter Blutdruck und Gesamtcholesterinspiegel, Übergewicht, Rauchen und ein niedriges HDL-Cholesterin. Schon das Vorliegen von zwei dieser Faktoren im Kindes- und Jugendalter führt in jungen Jahren zu einer deutlich verdickten Gefäßwand. Deswegen ist es so wichtig, sich vor Augen zu führen, dass der Grundstein für kardiovaskuläre Erkrankungen und Arteriosklerose nicht erst spät, sondern bereits früh gelegt wird.

Sport verbessert das kardiovaskuläre Risikoprofil bei Kindern und Jugendlichen

Hinsichtlich der kardiovaskulären Prävention kann der Prozess der Gefäßalterung durch Lifestyle-Interventionen zu jedem Zeitpunkt des Lebens beeinflusst werden, also auch im Kindes- und Jugendalter. Bereits ein bis zwei Stunden wöchentlicher Vereinssport reduzieren die Risikofaktoren für Arteriosklerose bei Kindern und Jugendlichen. Königstein hält fest: 

"Als Konsequenz ergibt sich die Notwendigkeit von frühzeitigen präventiven Maßnahmen auf Populationsebene zur Förderung der Optimierung von Determinanten kardiovaskulärer Risikofaktoren bei Kindern und Jugendlichen."

Dazu zählen laut ihm nicht nur Sport, sondern generell körperliche Aktivität, reduzierte Bildschirmzeit, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf sowie Stressminimierung. 

Bewegung im Kindes- und Jugendalter nicht nur gut für Gefäßgesundheit 

"Der Nutzen von Bewegung ist nicht neu, wird nur immer wieder neu bestätigt", eröffnet Prof. Dr. Christine Joisten ihren Vortrag. 

Durch die Stärkung der Physical Literacy, angelehnt an das Konzept der Health Literacy (Gesundheitskompetenz), können bereits Kinder Bewegung als eine Arzt Lebenskonzept verstehen. So kann bereits in jungen Jahren der Grundstein für eine lebenslange Aktivität gelegt werden. Diese Verhaltensmodifikation wirkt sich auf viele Lebensaspekte positiv aus: Bewegung beeinflusst naturgemäß sowohl die motorische als auch die kognitive Entwicklung, wobei sich diese Effekte gegenseitig bedingen. Darüber hinaus werden Selbstwertgefühl, soziale Kompetenz und psychische Gesundheit gefördert.

Damit diese regelmäßige Integration von Bewegung in den Alltag von Kindern gelingt, sind neben individuellen Lifestyle-Interventionen auch politische Gesundheitsansätze gefragt. Joisten plädiert für "Health in All Policies". Durch den umfassenden Fokus auf Gesundheit in jedem Ausbildungsbereich – Kindergarten, Schule, Sportvereinen – sollen Kinder zu einem aktiven Lebensstil bewegt werden. Adäquate Konzepte einer ganzheitlichen Bewegungsförderung in Institutionen und Lebenswelten sind notwendig. 
 

Mehr Highlights vom Sports, Medicine and Health Summit 2023 finden Sie in unserer Kongressberichterstattung
 

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