Vorstellung des BPC und dessen Forderungen zur Versorgung mit Medizinalcannabis

Für den Einsatz von Medizinalcannabis in Deutschland existieren immer noch viele Hürden. Der BPC e.V. setzt sich für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung von Cannabinoid-Therapien ein.

Die Versorgung mit Medizinalcannabis in Deutschland 

Seit März 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verkehrs- und verschreibungsfähig. Seither haben Patient:innen die Möglichkeit, verschiedene Cannabinoidarzneimittel nach § 31 Abs. 6 SGB V zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet zu bekommen.

Der Bedarf an medizinischem Cannabis ist in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. 2021 wurden über 9.007 Kilogramm medizinisches Cannabis an deutsche Apotheken geliefert. 2016 waren es nur 163 Kilogramm.

Medizinisches Cannabis kann bei einer Vielzahl von Indikationen Symptome lindern, Krankheitsverläufe verbessern und damit einen großen Teil zur Lebensqualität von Patientinnen und Patienten beitragen. Cannabisarzneimittel werden beispielsweise in der Schmerztherapie, Palliativmedizin oder bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt.

Bestehende Hürden bei der Versorgung

Verschreibung von Medizinalcannabis: Ärzte sind mit Zeitaufwand und Haftungsrisiken konfrontiert

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Um eine flächendeckende Versorgung von Patient:innen in Deutschland mit Medizinalcannabis sicherzustellen, müssen allerdings noch diverse Hürden in Verschreibung und Erstattung der Cannabinoidarzneimittel sowie dem regulatorischen Rahmen überwunden werden.

Bei der Verschreibung von Medizinalcannabis sind Ärzt:innen mit zeitaufwendigen administrativen und fachlichen Aufgaben und Haftungsrisiken konfrontiert. Aufgrund des Genehmigungsvorbehaltes wird ein Anteil von 30 - 40% der Anträge zur Kostenübernahme von der GKV abgelehnt, obwohl dies nur "in begründeten Ausnahmefällen" geschehen sollte. 

Qualitäts- und Identitätsprüfung von Cannabinoidarzneimitteln für Apotheken ressourcenintensiv

Ebenso zögern weiterhin viele Apotheken vor der Abgabe von Cannabinoidarzneimitteln, da die Qualitäts- und Identitätsprüfung hierbei zeitlich und finanziell besonders ressourcenintensiv ist. 

Nach Ausschreibung des Bundes werden lediglich 2,6 Tonnen Cannabisblüten pro Jahr in Deutschland angebaut und abgenommen. Eine Erweiterung um 50% auf bis zu 3,9 Tonnen Cannabisblüten pro Jahr ist möglich. Der Marktbedarf in Deutschland wird damit nicht vom innerdeutschen Anbau gedeckt werden können. Parallel bleiben daher Importe ein zentraler Baustein in der Sicherstellung der therapeutischen Versorgung von Cannabispatientinnen und -patienten in Deutschland.

Kein rechtlicher Rahmen mit pharmazeutischen und regulatorischen Definitionen der verfügbaren Cannabisarzneimittel

Ein bundesweit einheitlicher rechtlicher Rahmen mit pharmazeutischen und regulatorischen Definitionen der verfügbaren Cannabisarzneimittel und ihrer Anwendungsfelder existiert bisher nicht, was zu massiven Unsicherheiten bei Landesbehörden, Ärzt:innen, Apotheker:innen, sowie pharmazeutischen Cannabinoidunternehmen führt. Dies und die immer noch herrschende allgemeine Skepsis gegenüber Cannabis als Medikament bilden ein weiteres Hindernis der Versorgung der Patient:innen. Obwohl die Forschung in vielen Teilen der Welt schon schnell voranschreitet und bereits verlässliche Ergebnisse bezüglich einiger Indikationen geliefert hat, ist die einzigartige Vielfalt an Wirkstoffen in der Cannabispflanze bisher nur in Teilen erforscht und es gibt immer noch zu wenig valide wissenschaftliche Studien in hoher Qualität. 

Gleichzeitig ist der Marktzugang von innovativen Arzneimitteln und Darreichungsformen stark begrenzt. 

Die Rolle des Bundesverbandes pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e.V.

Aufklärung und Wissensvermittlung rund um Cannabinoid-Therapie vorantreiben

BPC-1-300x149.pngDer BPC e.V. bündelt die Expertise seiner Mitglieder, um diese Hürden für Patient:innen zu adressieren und zu senken. Seit der Gründung 2020 wuchs der BPC von neun Gründungsmitgliedern auf 22 Mitgliedsunternehmen, die mithilfe von ehrenamtlicher Mitarbeit gemeinsame Ziele verfolgen.

Die 22 Mitgliedsunternehmen sind bundesweit verteilt und in allen Bereichen der Cannabinoid-Versorgungskette tätig. Von der Produktion der Cannabisblüte und der Herstellung sowie Zulassung Cannabinoid-basierter Arzneimittel, dem Import, Transport und der Lagerung bis zum Vertrieb an Apotheken, genauso wie der Herstellung von Cannabis-basierten Consumer Health Produkten.  Ebenso engagieren sich die Unternehmen aktiv in der Forschung, Aufklärung und allgemeinen Wissensvermittlung rund um die Cannabinoid-Therapie. 

BPC: Cannabinoid-Therapien zukunftsfähig weiterentwickeln

Die Ziele des BPC e.V. umfassen eine zukunftsfähige Weiterentwicklung von Cannabinoid-Therapien, das Schaffen von idealen Anbau- und Versorgungsstrukturen von Medizinalcannabis und die bestmögliche Vertretung der Interessen der deutschen Cannabinoid-Branche, sowie eine klare Positionierung gegenüber Entscheidungsträger:innen. Bezüglich der identifizierten strukturellen Barrieren der Versorgung mit Medizinalcannabis in Deutschland, veröffentlichte der BPC in 2021 ein Positionspapier mit Lösungsvorschlägen zur Senkung der Hürden für Patient:innen, Ärzt:innen und Apotheker:innen.

Forderungen des Verbandes zur Verbesserung der Versorgung mit Medizinalcannabis

Um in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit medizinischem Cannabis zu gewährleisten, stellt der BPC in seinem Positionspapier “Zugang zu medizinischem Cannabis gewährleisten und Lebensqualität für Patientinnen und Patienten schaffen” einige Lösungsvorschläge vor. 

Arbeitsaufwand für Ärzteschaft besser honorieren

Um hohe Hürden bei der Verschreibung von Medizinalcannabis zu senken, sollte der Arbeitsaufwand für Ärzt:innen reduziert und besser honoriert werden, sowie der gesamte Prozess durch Fortbildungen zugänglicher gestaltet werden. Zur Reduktion der Belastung von betroffenen Patient:innen sollte der Genehmigungsvorbehalt bei der Kostenübernahme angepasst werden.

Qualitätsgesicherte Importe nach strengen GDP- und GMP-Vorgaben

Da der Bedarf nach Medizinalcannabis nicht kurzfristig durch den staatlichen Anbau gedeckt werden kann, sollten qualitätsgesicherte Importe nach strengen GDP- und GMP-Vorgaben gewährleistet werden. Dazu kommt der Bedarf nach einer Förderung der innerdeutschen Anbaukapazitäten durch die Ausschreibung des BfArM zum Anbau weiterer Mengen von Cannabis im Inland.

Eindeutige Transport- und Importregelungen für medizinisches Cannabis festlegen

Weiterhin fordert der BPC e.V. einen einheitlichen regulatorischen Rahmen, indem eindeutige Transport- und Importregelungen für medizinisches Cannabis festgelegt werden sowie eine bundesweit einheitliche Umsetzung des bestehenden Rechtsrahmens. Bundesweit einheitliche Regelungen könnten darüber hinaus den Prüfaufwand für Apotheken reduzieren und so regionale Versorgung stärken.

Medizinalcannabis in deutsche Forschungsinfrastruktur integrieren

Um den Wissensstand und die Sicherheit von Cannabisarzneimitteln zu erhöhen, sollte außerdem das Thema Medizinalcannabis in die deutsche Forschungsinfrastruktur besser integriert werden. Weiterhin sollte der Zugang zu innovativen Arzneimitteln gefördert werden, um Patient:innen am wissenschaftlichen Fortschritt teilhaben zu lassen. 

Durch Umsetzung dieser Forderungen kann es gelingen, der sicheren und flächendeckenden Versorgung von Patient:innen in Deutschland mit Medizinalcannabis einen Schritt näherzukommen. Mithilfe von zahlreichen internen Arbeitsgruppen verfolgt und fördert der BPC e.V. die Realisierung dieser Ziele aktiv.