Trotz aller Fortschritte bei der Erforschung und Behandlung der Akne inversa ist die Erkrankung selbst unter Fachleuten noch wenig bekannt – mit fatalen Folgen: Viele Patienten warten jahrelang auf die richtige Diagnose, in Deutschland im Schnitt 10 Jahre.
Entscheidend ist es daher, die Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln. Die Diagnose wird primär klinisch durch Inspektion, Palpation und ggf. Tunnelsondierung an den Prädilektionsstellen gestellt. Bei einem Rediziv von mindestens 2 Läsionen in den letzten 6 Monaten liegt die Treffsicherheit der Diagnose bei 97 Prozent.
Therapeutisch mangelt es nicht an Optionen. Allerdings ist die Evidenz für viele Medikamente und Verfahren noch unzureichend, so dass derzeit insgesamt nur wenige starke Empfehlungen (soll / soll nicht) ausgesprochen werden können. Dazu gehören u.a.:
Neben der topischen Hautpflege als Basismaßnahme steht die systemische Antibiose im Vordergrund der Behandlung. Dabei hat sich gezeigt, dass orale Tetrazykline oder eine 5-tägige intravenöse Therapie mit Clindamycin genauso effektiv wie eine orale systemische Kombination von Clindamycin und Rifampicin wirken und daher eine gleichwertige Alternative darstellen. Die Datenlage für lokale Antibiotika und Antiseptika ist dagegen unbefriedigend. Vor allem die langfristige Applikation bei nicht primär infektiöser Erkrankung wird daher kritisch gesehen.
Die beiden subkutan applizierbaren monoklonalen Antikörper Adalimumab und Secukinumab haben bisher als einzige Biologika eine Zulassung zur Behandlung der HS/AI. Die Forschung ist jedoch in vollem Gang, und die Zahl klinischer Studien zu Biologika nimmt stetig zu. In Zukunft ist daher mit einem deutlich breiteren Spektrum an möglichen Wirkstoffen zu rechnen. In den Startlöchern stehen etwa Anakinra, Ustekinumab und Upadacitinib, für die derzeit jeweils eine "Kann"-Empfehlung ausgesprochen wird.
Neben der medikamentösen Therapie sind operative Verfahren ein wichtiger Baustein der Behandlung, insbesondere bei nicht-entzündlicher HS/AI. Bei einer irreversiblen Gewebezerstörung muss das gesamte geschädigte Gewebe entfernt werden. Dabei kommen verschiedene operative Verfahren sowie Lasertechniken zum Einsatz. Auch die Kombination mit einer medikamentösen Therapie hat sich bewährt.
Für die Betroffenen ist die Akne inversa auch psychisch oft eine schwere Belastung. Scham-, Ekel- und Angstgefühle können zu sozialem Rückzug und zunehmender Isolation führen. Daher ist es so wichtig, die Erkrankung nicht zu übersehen. Es hat sich gezeigt, dass der weitere Verlauf maßgeblich von der ersten ärztlichen Konsultation abhängt, in der die Weichen für die Behandlung gestellt werden. Hier sind Hausärzte und Dermatologen gleichermaßen gefragt.