Weltherztag: Kaffee für ein längeres Leben?

Ganz nebenbei etwas für die Gesundheit tun? Das funktioniert: Menschen, die zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag genießen, erleiden seltener kardiovaskuläre Erkrankungen als Personen, die keinen Kaffee zu sich nehmen.

Wie wirken sich verschiedene Kaffeearten auf das Auftreten von Herzrhythmusstörungen aus? 

Da es bisher nur wenige Informationen über die Auswirkungen verschiedener Kaffeezubereitungen auf die Herzgesundheit und die Lebensdauer gibt, hat sich die aktuelle Studie genau damit auseinandergesetzt.1 Der Fokus lag auf der Betrachtung der Zusammenhänge zwischen Kaffeearten und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod. Dabei wurden Daten von 40- bis 69-jährigen Erwachsenen aus der UK Biobank ausgewertet. Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählten koronare Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und ischämische Schlaganfälle

In der groß angelegten Beobachtungsstudie mit knapp 450.000, zu Beginn der Studie kardiovaskulär gesunden, Teilnehmenden konnten gemahlener, löslicher und entkoffeinierter Kaffee mit einer Verringerung der Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Studienautor Prof. Peter Kistler (Baker Heart and Diabetes Research Institute, Melbourne, Australien) folgert:

"Die Ergebnisse legen nahe, dass ein leichter bis mäßiger Konsum von gemahlenem, löslichem und entkoffeiniertem Kaffee als Teil einer gesunden Lebensweise angesehen werden sollte". 

Die Teilnehmenden der Studie wurden in sechs Kategorien des täglichen Kaffeekonsums eingeteilt: keine, weniger als eine, eine, zwei bis drei, vier bis fünf und mehr als fünf Tassen pro Tag. Außerdem wurden die Kaffeetrinker nach der jeweiligen Vorliebe unterschieden: Instantkaffee, gemahlener Kaffee oder entkoffeinierter Kaffee. Als Kontrollgruppe dienten die Nicht-Kaffeetrinker. Zwischen Kaffee-Konsumierenden und Nicht-Konsumierenden wurde dann die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfälle verglichen, nachdem andere Faktoren wie beispielsweise Alter oder der Raucherstatus bereinigt wurden. Der mediane Follow-Up lag bei 12,5 Jahren. 

Welcher Bestandteil im Kaffee macht ihn so gesund? 

Während der Nachbeobachtungszeit starben 6,2 % der Untersuchten. Insgesamt waren alle Arten von Kaffee mit einer Verringerung des Sterberisikos verbunden, unabhängig von der Ursache. Die größte Reduktion des Risikos wurde bei einem Kaffeekonsum von zwei bis drei Tassen täglich beobachtet. Dieser ging im Vergleich zum Nicht-Konsum mit einer 14 % (entkoffeiniert), 27 % (gemahlen) bzw. 11% (löslich) geringeren Sterbewahrscheinlichkeit einher. 

Bei 9,6 % der Teilnehmenden wurde während der Nachbeobachtung eine Herz-Kreislauf-Erkrankung diagnostiziert. Alle Kaffee-Subtypen wurden mit einer Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebracht. Auch hier entsprachen zwei bis drei Tassen täglich der höchsten Risikoreduktion, im Vergleich zum Verzicht auf Kaffee ging diese Menge mit einer um 6 % (entkoffeiniert), 20 % (gemahlen) bzw. 9 % (Instant-Kaffee) verringerten Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. 

Herzrhythmusstörungen wurden bei 6,7 % der Untersuchten während der Studie diagnostiziert. Gemahlener sowie Instantkaffee, nicht aber entkoffeinierter Kaffee, konnten mit einer Verringerung von Herzrhythmusstörungen, einschließlich Vorhofflimmern, in Verbindung gebracht werden. Im Vergleich zu Personen, die keinen Kaffee trinken, beobachteten die Forschenden die geringsten Risiken bei vier bis fünf Tassen gemahlenen Kaffees pro Tag und bei zwei bis drei Tassen Instantkaffee pro Tag beobachtet, mit 17 % bzw. 12 % reduziertem Risiko. 

Professor Kistler fasst zusammen: 

"Koffein ist der bekannteste Bestandteil von Kaffee, aber das Getränk enthält mehr als 100 biologisch aktive Komponenten. Es ist wahrscheinlich, dass die nicht koffeinhaltigen Verbindungen für die beobachteten positiven Zusammenhänge zwischen Kaffeetrinkern, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Überleben verantwortlich sind. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass man nicht davon abraten sollte, moderate Mengen Kaffee aller Art zu trinken, sondern dass dies ein herzgesundes Verhalten sein kann."

Kaffee ist nicht nur gut fürs Herz 

Die Studie zeigt, Kaffee ist gut fürs Herz: Zu dem gleichen Ergebnis kam ein Team der Harvard School of Public Health,das amerikanische Langzeitdaten auswertete und feststellte: Kaffeetrinker leben länger als Nicht-Konsumenten.2 Aber Kaffee kann noch mehr: Auch das Hautkrebsrisiko kann durch das Koffein aus vier und mehr Tassen Kaffee pro Tag um 20 % reduziert werden. Diesen Schutz vor Zellschäden konnte ein Forschungsteam um Erikka Loftfield nachweisen.3 Außerdem trägt Kaffee, genau wie andere Flüssigkeiten, zum Erhalt des Flüssigkeitshaushalts bei und wirkt keineswegs, wie häufig angenommen, dehydrierend.4

Quellen:
  1. Chieng D, Canovas R, Segan L, et al. The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank. Eur J Prev Cardiol. 2022. doi:10.1093/eurjpc/zwac189.
    Link will go live on publication:
    https://academic.oup.com/eurjpc/article-lookup/doi/10.1093/eurjpc/zwac189
  2. Ding M, Satija A, Bhupathiraju SN, Hu Y, Sun Q, Han J, Lopez-Garcia E, Willett W, van Dam RM, Hu FB. Association of Coffee Consumption With Total and Cause-Specific Mortality in 3 Large Prospective Cohorts. Circulation. 2015 Dec 15;132(24):2305-15. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.017341. Epub 2015 Nov 16. PMID: 26572796; PMCID: PMC4679527.
  3. Erikka Loftfield, Neal D. Freedman, Barry I. Graubard, Albert R. Hollenbeck, Fatma M. Shebl, Susan T. Mayne, Rashmi Sinha, Coffee Drinking and Cutaneous Melanoma Risk in the NIH-AARP Diet and Health Study, JNCI: Journal of the National Cancer Institute, Volume 107, Issue 2, February 2015, dju421, https://doi.org/10.1093/jnci/dju421
  4. S. C. Killer, A.K. Blannin, A.E. Jeukendrup: No Evidence of Dehydration with Moderate Daily Coffee Intake: A Counterbalanced Cross-Over Study in a Free-Living Population. PLoS ONE, 9(1): e84154, January 10, 2014, doi: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0084154.