Migräneprophylaxe bei Kindern: Überraschende Ergebnisse einer umfassenden Analyse

Präventive Migränebehandlungen bei Kindern: Welche Medikamente sind effektiv und sicher? Eine Netzwerk-Metaanalyse liefert neue Erkenntnisse.

Prävention im Überblick: Was wirkt wirklich?

Insgesamt wurden 45 klinische Studien mit 3.771 Teilnehmern ausgewertet. Verschiedene prophylaktische Therapeutika wurden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo untersucht. Folgende Aspekte standen im Fokus:

Pregabalin und Topiramat: Spitzenreiter in der Anfallskontrolle

Im Vergleich zu Placebo senkten folgende Wirkstoffe signifikant die Häufigkeit von Migräneanfällen:

Besonders wirksam war Pregabalin, das die Anfallshäufigkeit im Vergleich zu Placebo um 62 % reduzierte. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Studien ist die Aussagekraft jedoch eingeschränkt. Eine Sekundäranalyse lässt annehmen, dass es einen additiven Nutzen von Vitamin D3 und Riboflavin gibt: In Kombination mit Pregabalin könnte so eine noch stärkere Reduktion der Migränefrequenz erzielt werden als unter der Pregabalin-Monotherapie.
Weitere Wirkstoffe mit hoher Wirksamkeit bei der Reduktion der Anfallshäufigkeit sind Topiramat in Kombination mit Vitamin D3 und Levetiracetam.

Flunarizin und α-Liponsäure: Hohe Responderraten

Vier Medikamente zeigten eine gute Ansprechrate von mindestens 50 %:

Die Kombination aus Flunarizin und α-Liponsäure erwies sich als besonders effektiv. 

Reduktion der Schmerzintensität: Propranolol und Cinnarizin punkten

Die Schmerzintensität wurde anhand einer Selbstevaluation bewertet. Die Kombination von Cinnarizin und Propranolol erwies sich als besonders wirksam.
Signifikante Effekte auf die Schmerzintensität zeigten auch:

Auch hier deuten Daten darauf hin, dass die Ergänzung von Vitamin D und Riboflavin die Wirksamkeit der Therapie mit Pregabalin steigern könnte.

Keine Effekte auf Lebensqualität und Dauer der Episoden

Obwohl einige Medikamente die Anfallshäufigkeit reduzierten, zeigte sich in der Metaanalyse kein signifikanter Effekt auf die Lebensqualität oder die Alltagsfunktion. Mögliche Gründe könnten eine unzureichende Dauer der Studien oder nicht standardisierte Messmethoden sein. Die begrenzte Anzahl von Studien zu einzelnen Wirkstoffen schränkt jedoch die Aussagekraft dieser Ergebnisse ein. Auch hinsichtlich der Dauer von Migräneattacken zeigte sich kein signifikanter Vorteil eines der untersuchten Medikamente. 

Sicherheitsaspekte: Unerwünschte Wirkungen vor allem unter Amitriptylin

Das Sicherheitsprofil wurde in 30 Studien analysiert. Dabei zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen insbesondere unter:

Fazit: Optimierung der Migräneprophylaxe bei Kindern

Pregabalin und Topiramat zeigten in dieser Analyse eine überdurchschnittliche Wirksamkeit in der Migräneprävention bei Kindern und Jugendlichen. Interessant ist der Erkenntnisgewinn, dass hier eine additive Therapie mit Vitaminen vorteilhaft sein kann.

Die Metaanalyse liefert zudem wichtige Hinweise auf unwirksame Medikamente: Für Melatonin konnte keine Wirksamkeit bei jungen Patienten nachgewiesen werden.

Trotz dieser Erkenntnisse bestehen Einschränkungen, vor allem aufgrund der begrenzten Datenlage zu einzelnen Wirkstoffen und kleinen Studienpopulationen. Daher empfiehlt die Forschergruppe, insbesondere Levetiracetam, Cinnarizin und Flunarizin in zukünftigen Studien eingehender zu untersuchen, da bisher nur begrenzte Daten zu diesen Substanzen vorliegen.

Quelle:
  1. Kohandel Gargari O, Aghajanian S, Togha M, et al. Preventive Medications in Pediatric Migraine: A Network Meta-Analysis. JAMA Netw Open. 2024;7(10):e2438666. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.38666