Hepatitis C: HCC-Risiko trotz Heilung?

Patienten mit Leberzirrhose haben auch nach einer HCV-Heilung ein Rest-Risiko für ein Leberzellkarzinom. Doch wie sieht es bei Menschen mit einer Fibrose aus?

Die HCV-Heilung reduziert das HCC-Risiko nicht auf null

Leitlinien bislang unklar über Dauer der Nachbeobachtung

Leitlinienkonform wird die Überwachung insbesondere in Bevölkerungsgruppen empfohlen, in denen die HCC-Inzidenz größer als 1,5% pro Jahr ist. Auch bei einer Leberzirrhose sollte die HCC-Überwachung nach der HCV-Heilung fortgesetzt werden. Die Dauer dieser Maßnahme ist jedoch bislang unklar.

Hinzu kommt, dass die Leitlinien z.B. bei Patienten mit fortgeschrittener Fibrose (F3) uneinheitliche Empfehlungen aussprechen. Eine aktuelle Metaanalyse hat deshalb die HCC-Inzidenzen nach HCV-Heilung bei Patienten mit F3-Fibrose und mit Zirrhose verglichen.

HCC-Inzidenz nimmt mit der Zeit nach HCV-Heilung ab

Insgesamt identifizierten die Forschenden 44 Studien mit 107.548 Personenjahren Nachbeobachtung. In allen Studien wurde die HCC-Inzidenz nach HCV-Heilung bei Patienten mit F3-Fibrose oder Zirrhose untersucht.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die HCC-Inzidenz bei Patienten mit Leberzirrhose 2,1 pro 100 Personenjahre betrug (95%-KI: 1,9–2,4). Bei den Patienten mit F3-Fibrose lag die HCC-Inzidenz hingegen bei leidglich 0,5 pro 100 Personenjahre (95%-KI: 0,3–0,7).

Bei Patienten mit Zirrhose war zudem ein höheres Lebensalter (aRR: 1,32; 95%-KI: 1,00–1,73) sowie eine vorausgegangene Dekompensation (aRR: 1,06; 95%-KI: 1,01–1,12) mit einer höheren HCC-Inzidenz assoziiert.

Darüber hinaus nahm die HCC-Inzidenz mit zunehmender Länge der Nachbeobachtungszeit nach HCV-Heilung ab (aRR pro Jahr Nachbeobachtungszeit: 0,87; 95%-KI: 0,79–0,96).

Was bedeuten diese Daten für die Praxis?

Auch im Zeitalter der HCV-Heilung mithilfe moderner Therapieregime ist das Risiko eines Leberzellkarzinoms (HCC) bei Zirrhose-Patienten nicht gleich null. Mit dem Fortschreiten der Zeit nach HCV-Heilung nimmt jedoch das Risiko für ein HCC bei Zirrhose-Patienten ab. Bei Patienten im jüngeren Lebensalter sowie bei einer kompensierten Zirrhose ist die HCC-Inzidenz zudem am niedrigsten.

Noch fehlen validierte Vorhersagemodelle, mit denen Risikopersonen identifiziert werden können – insbesondere, wenn es sich um Patienten mit einer F3-Fibrose handelt. Die HCC-Inzidenz nach HCV-Heilung bei Patienten mit F3-Fibrose liegt sogar noch unter dem empfohlenen Schwellenwert für ein kosteneffektives Screening in der Nachbeobachtung, so die Forschenden abschließend.

Weitere Informationen aus Onkologie und Gastroenterologie

Quelle:

Lockart I et al., HCC incidence after hepatitis C cure among patients with advanced fibrosis or cirrhosis: A meta-analysis Hepatology 2022; 76: 139–154