Genetisches Echo: Die Vererbbarkeit chronischer Hustenmuster in Familien

Haben Kinder von Eltern mit chronischem Husten ebenfalls häufiger Husten? Eine spannende Frage, der eine schwedische Studie auf den Grund gegangen ist.

Bedeutung von chronischem Husten:

Chronischer Husten: häufig, aber kaum verstanden 

Obwohl so weit verbreitet und einer der häufigsten Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis, ist das Symptom chronischer Husten noch nicht gut verstanden. Man geht davon aus, dass es dabei zu einer Überregulierung des Hustenreflexes kommt. Aktuelle Studien legen eine Beteiligung hochregulierter sensorischer Nerven sowie Veränderungen bestimmter Proteine nahe. Ob diese biologischen Prozesse möglicherweise vererbbar sind, ist unklar. 

Forscher der Universität Uppsala haben den Zusammenhang von chronischem Husten bei Eltern und deren Kindern untersucht und dabei auch die Art des Hustens (produktiv/nicht-produktiv) berücksichtigt. Ihre Hypothese: Chronischer Husten ist ebenso wie die Art des Hustens ein vererbbares Merkmal.

Für ihre Zwei-Generationen-Analyse griffen sie auf Daten von vorangegangenen Studien zurück, bei denen aus einer zufällig ausgewählten Stichprobe der Allgemeinbevölkerung sowohl Eltern (RHINE-Studie) als auch deren Kinder (RHINESSA-Studie) anhand detaillierter Fragebögen wiederholt zu chronischem Husten befragt worden waren. Insgesamt wurden 7.155 Eltern und 8.176 Nachkommen ≥ 20 Jahre in die Untersuchung eingeschlossen. 

Zusammenhang nur innerhalb derselben Hustenart

18 % der Kinder von Eltern ohne chronischen Husten berichteten selbst von anhaltendem Husten. Wenn dagegen zumindest ein Elternteil bei einer Befragung Husten angab, lag die Prävalenz bei den Kindern bei 21 %. Gaben Eltern in zwei Befragungen an, selbst unter chronischem Husten zu leiden, stieg die Prävalenz bei den Kindern auf 29 %.

Differenziert nach Art des Hustens ergab sich ein klarer Zusammenhang:

Diese Ergebnisse blieben auch nach Bereinigung um Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchverhalten, Bildungsniveau, aktuelles Asthma und Rhinitis statistisch signifikant. Dagegen zeigte sich kein Zusammenhang zwischen einem produktiven Husten bei Eltern und einem nicht-produktiven Husten bei Kindern oder umgekehrt. 

Genetik, Verhalten oder Umweltfaktoren?

Die Studienautoren sehen mehrere mögliche Erklärungen für ihre Beobachtungen:

  1. genetische Varianten: entweder in Proteinen, die am Hustenreflex beteiligt sind, oder in Tight-Junction-Proteinen des respiratorischen Epithels, wodurch Reizstoffe die sensorischen Nerven der Atemwege besser erreichen könnten
  2. Verhaltensaspekte: verminderte Fähigkeit, den Hustenreflex zu unterdrücken, die sich auf die Nachkommen auswirken könnte
  3. gemeinsame Expositionen: z. B. Luftverschmutzung, der alle Familienmitglieder ausgesetzt sind

Auch wenn weiterhin viele Fragen offenbleiben, ist eine Vererbbarkeit von chronischem Husten durchaus plausibel und wird durch die Studie untermauert. Eine interessante Beobachtung ist außerdem die deutliche Differenzierung nach Art des Hustens. Dies deckt sich auch mit der klinischen Unterscheidung beider Hustentypen einschließlich Unterschieden in der Mortalität. 

Quelle:
  1. Emilsson ÖI et al. Heritability of cough across two generations: the RHINESSA study. ERJ Open Research 2024 10(4): 00071-2024; DOI: https://doi.org/10.1183/23120541.00071-2024.