Die Evidenz-(R)Evolution bei VTE & Krebs: Neue Daten zu Apixaban in der verlängerten VTE-Rezidivprophylaxe (API-CAT)
Apixaban ist bei Erwachsenen mit venösen Thromboembolien (VTE) in der verlängerten Rezidivprophylaxe in einer Dosierung von 2,5 mg 2x täglich zugelassen, doch ist diese Dosierung auch für Patient:innen mit aktiver Krebserkrankung angemessen? Mit der API-CAT-Studie liegt nun erstmals eine große, randomisierte Studie vor, die diese Frage evidenzbasiert beantwortet.
VTE sind bei Krebspatient:innen nicht nur häufig1 - sie stellen in dieser Population auch die zweithäufigste Todesursache dar.2 Trotz Antikoagulation bleibt das Risiko für VTE bzw. VTE-Rezidive sowie für schwere Blutungen hoch.3 Apixaban ist bei Erwachsenen mit VTE in der verlängerten Rezidivprophylaxe in einer Dosierung von 2,5 mg 2× täglich zugelassen.4 Doch ist diese reduzierte Dosis auch bei Patient:innen mit aktiver Krebserkrankung angemessen? Ein Blick auf die aktuelle Studienlage liefert evidenzbasierte Antworten.
Frühe Hinweise: Daten zu 2,5 mg Apixaban 2x tägl.
Die CAP-Studie, eine einarmige Beobachtungsstudie, lieferte 2022 erste Hinweise zur Wirksamkeit und Sicherheit für den Einsatz von niedrig dosiertem Apixaban (2,5 mg 2x tägl.) in der verlängerten Rezidivprophylaxe bei erwachsenen VTE-Krebspatient:innen.5
Im Jahr 2024 lieferte die randomisierte, doppelblinde EVE-Studie robustere Daten (n = 360): Sie zeigte eine vergleichbare Rate an VTE-Rezidiven zwischen 2,5 mg und 5 mg* Apixaban bei einer numerisch geringeren Rate an klinisch relevanten nicht-schweren (CRNM-) Blutungen.6
Näheres zur EVE-Studie entnehmen Sie bitte dem Beitrag „Leitlinien praktisch angewandt: „Die junge Frau mit aktivem Ovarialkarzinom und venöser Thromboembolie“.
API-CAT: Neue Evidenz bei VTE & Krebs
Die im März 2025 publizierte Studie API-CAT (Apixaban Cancer Associated Thrombosis) untersuchte erstmals im großen Maßstab (n = 1.766) die Wirksamkeit und Sicherheit von Apixaban in zwei Dosierungen (2,5 mg vs. 5 mg*, jeweils 2x täglich) zur verlängerten VTE-Rezidivprophylaxe bei Patient:innen mit aktiver Krebserkrankung und einer VTE, die mindestens sechs Monate lang mit einer Antikoagulationstherapie behandelt wurde (im Median 8 Monate).7 Im Median wurden die Patient:innen 11,8 Monate lang behandelt.7
Näheres zum Studiendesign der API-CAT-Studie entnehmen Sie bitte nachfolgendem Akkordeon.
Primäres Studienziel: Nachweis der Nicht-Unterlegenheit der 2,5 mg 2x täglichen Dosis bezüglich der Wirksamkeit. Bei Erreichen dieses Ziels wurde die Überlegenheit für den kombinierten Sicherheitsendpunkt (schwere/CRNM-Blutungen) getestet (hierarchische Testung).
Primärer Endpunkt: fatale oder nicht-fatale VTE-Rezidive
Sekundärer Endpunkt: schwere/CRNM-Blutungen
Wichtige Einschlusskriterien:
- aktive Krebserkrankung (mit Ausnahme von Basalzell- oder Plattenepithelkarzinomen der Haut, primären Hirntumoren oder intrazerebralen Metastasen): messbare Erkrankung oder laufende (oder geplante) Krebstherapie zum Studieneinschluss
- Index-VTE (symptomatische oder inzidentelle proximale tiefe Venenthrombose der unteren Extremität, des Beckens oder der unteren Hohlvene oder symptomatische oder inzidentelle Lungenembolie in einer segmentalen oder größeren Lungenarterie) plus Antikoagulation ≥ 6 Monate
- kein symptomatisches VTE-Rezidiv in dieser Zeit
- geplante Antikoagulation zum Studieneinschluss von mindestens 12 Monaten
Wichtige Ausschlusskriterien:
- Umstände, die das Risiko für schwere Blutungen erhöhen, wie intrakranielle oder intraokulare Blutung ≤ 6 Monate oder größere Operation ≤ 2 Wochen vor der Randomisierung
- Notwendigkeit eines P2Y12-Inhibitors, duale Thrombozytenaggregationshemmung, Acetylsalicylsäure > 165 mg/Tag
- mechanische Herzklappe oder andere Indikationen für eine langfristige Antikoagulation
- Kreatinin-Clearance < 30ml/min
- Thrombozytenzahl < 75.000/mm3
- akute Hepatitis
- Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG-)Status ≥ 3
- Lebenserwartung < 12 Monate
Ergebnisse der API-CAT-Studie7
Apixaban 2,5 mg (n = 866) vs. 5 mg* (n = 900), jeweils 2x tägl. war assoziiert mit:7
- einer vergleichbar geringen Rate an VTE-Rezidiven (adjustierte Subhazard Ratio† [aSubHR] = 0,76; 95 %-Konfidenzintervall [KI]I: 0,41–1,41; p = 0,001 für Nicht-Unterlegenheit)
- signifikant weniger schweren/CRNM-Blutungen (aSubHR** = 0,75; 95 %-KI: 0,58–0,97; p = 0,03 für Überlegenheit; Abb. 1)

Abb. 1: API-CAT-Studie: VTE-Rezidive und schwere/CRNM-Blutungen unter 2,5 mg Apixaban 2x tägl. vs. 5 mg* Apixaban 2x tägl. bei erwachsenen Krebspatient:innen mit VTE. Modifiziert nach Mahe et al.7
In allen vorab definierten Subgruppen (z. B. stratifiziert nach Nierenfunktion, Body-Mass-Index, Krebsart, Krankheitsstadium oder Metastasierung) zeichneten sich konsistente Ergebnisse sowohl in Bezug auf VTE-Rezidive als auch in Bezug auf schwere/CRNM-Blutungen ab.7
Fazit
Die API-CAT-Studie zeigte: Apixaban 2,5 mg 2x täglich ist bei Krebspatient:innen mit VTE ebenso wirksam wie die höhere Dosierung (5 mg* 2x täglich) – bei gleichzeitig besserem Sicherheitsprofil.7 Damit ist Apixaban das einzige NOAC mit vergleichenden Dosierungsdaten für diese Indikation und setzt neue Maßstäbe in der verlängerten Rezidivprophylaxe bei Krebspatient:innen mit VTE.
Bleiben Sie im Loop! Im ESANUM-Infocenter NOAK 360° finden Sie demnächst einen Podcast zur API-CAT-Studie – mit praxisnahen Fallbeispielen.
VTE: venöse Thromboembolie (tiefe Venenthrombose (TVT) und/oder Lungenembolie (LE))
* Die empfohlene Dosis von ELIQUIS® zur verlängerten VTE-Rezidivprophylaxe bei Erwachsenen beträgt 2,5 mg 2x täglich nach Abschluss einer 6-monatigen Behandlung mit ELIQUIS® 5 mg 2x täglich oder einem anderen Antikoagulans.4
† Der Behandlungseffekt wurde als Subdistributions-Hazard-Ratio (Subhazard-Ratio) unter Berücksichtigung der Randomisierungsstrata geschätzt, mit Ausnahme von Todesfällen jeglicher Ursache und dem zusammengesetzten Endpunkt aus symptomatischen VTE-Rezidiven, schweren Blutungen oder Todesfällen jeglicher Ursache, für den eine Hazard-Ratio angegeben wird. Randomisierungsstrata (Subgruppen) waren: Art der Index-VTE (TVT ± LE oder isolierte proximale TVT) und primäre Tumorlokalisation (Brust, Prostata, kolorektal, Lunge oder andere). Die Breite der Konfidenzintervalle für alle sekundären Endpunkte wurde nicht hinsichtlich der Multiplizität angepasst und kann nicht zur Ableitung von Behandlungseffekten herangezogen werden.
- Chew HK et al. Incidence of venous thromboembolism and its effect on survival among patients with common cancers. Arch Intern Med 2006; 166(4):458–64.
- Khorana AA et al. Thromboembolism is a leading cause of death in cancer patients receiving outpatient chemotherapy. J Thromb Haemost 2007; 5(3):632–4.
- Prandoni P et al. Recurrent venous thromboembolism and bleeding complications during anticoagulant treatment in patients with cancer and venous thrombosis. Blood 2002; 100(10):3484–8.
- Fachinformation ELIQUIS® 2,5 mg; 5 mg; aktueller Stand.
- Larsen T-L et al. Low dose apixaban as secondary prophylaxis of venous thromboembolism in cancer patients - 30 months follow-up. J Thromb Haemost 2022; 20(5):1166–81.
- McBane RD et al. Extending venous thromboembolism secondary prevention with apixaban in cancer patients. The EVE trial. Journal of Thrombosis and Haemostasis 2024.
- Mahé I et al. Extended Reduced-Dose Apixaban for Cancer-Associated Venous Thromboembolism. N Engl J Med 2025; 392(14):1363–73.