165.000 Krebserkrankungen laut Forschern allein in diesem Jahr vermeidbar

Was wäre, wenn niemand rauchen, trinken oder ungesund essen würde? Wenn die Luft sauber wäre und jeder genug Sport triebe? Forscher haben hochgerechnet, wie viele Krebserkrankungen sich dadurch wahrscheinlich verhindern ließen - und das sind einige.

Was wäre, wenn niemand rauchen, trinken oder ungesund essen würde?

Wenn die Luft sauber wäre und jeder genug Sport triebe? Forscher haben hochgerechnet, wie viele Krebserkrankungen sich dadurch wahrscheinlich verhindern ließen - und das sind einige.

Rauchen, Alkohol, fettes Essen oder dreckige Luft - darauf sind zehntausende Krebserkrankungen jährlich zurückzuführen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg sagen: Ohne solche Risikofaktoren würden allein in diesem Jahr bundesweit rund 165.000 Menschen weniger an Krebs erkranken. Ihre Hochrechnungen stellen sie im Deutschen Ärzteblatt vor.

Die DKFZ-Fachleute um Hermann Brenner hatten sich mit ausgewählten Risikofaktoren für Krebs befasst. Eine Studie widmet sich Rauchen und Alkohol, die zweite Übergewicht, geringer körperlicher Aktivität und ungesunder Ernährung. In einer dritten Untersuchung geht es um den Einfluss von Infektionen und Umweltfaktoren wie Feinstaub.

Gesünderer Lebensstil rettet Leben

Von 440.000 erwarteten Krebsneuerkrankungen in diesem Jahr bei 35- bis 84-Jährigen sind den DKFZ-Rechnungen zufolge geschätzt rund 165.000 (37,4 Prozent) den untersuchten Risikofaktoren zuzuschreiben. Von fünf Krebserkrankungen hätten sich also etwa zwei mit einem gesünderen Lebensstil verhindern lassen.

Weil weitere Faktoren wie UV-Strahlung nicht berücksichtigt wurden, dürfte der tatsächliche Anteil vermeidbarer Krebserkrankungen noch höher liegen, merken die Forscher an. Klar muss aber auch sein, dass selbst der vorbildlichste Lebensstil keinen absoluten Schutz vor Krebs bietet.

Lebensstiländerungen nicht immer realistisch

Traumhafte Erfolgsmöglichkeiten also für die Prävention? Forscher sind vorsichtig. Schließlich sei fraglich, ob sich ein Risikofaktor komplett eliminieren lasse, erklärt Alexander Katalinic von der Universität zu Lübeck im Editorial. "Wie wirklichkeitsnah sind eine Raucherquote von 0 Prozent, der komplette Verzicht auf Wurstwaren oder ein normaler Body-Mass-Index für die gesamte Bevölkerung?"

Wertvoll seien die vorgestellten Werte aber sehr wohl: "Die Quantifizierung von vermeidbaren Krebserkrankungen kann der Gesundheitspolitik und der Bevölkerung das Setzen von Prioritäten erleichtern." Dringend notwendig sei ein komplettes Werbeverbots für Tabakprodukte, so Katalinic. "Dies gilt umso mehr, als Rauchen weitere Erkrankungen verursacht, die nicht weniger bedeutsam sind als Krebs."

Die DKFZ-Forscher hatten für ihre Hochrechnungen das Konzept der populationsattributablen Fraktion (PAF) für Risikofaktoren genutzt. Die PAF ergibt sich demnach aus dem Verhältnis von Erkrankungsfällen, die einem Risikofaktor zugeschrieben werden können, zu allen Fällen in der Bevölkerung. Die Zahlen und Anteile der dadurch bedingten Neuerkrankungen in Deutschland wurden für das Jahr 2018 geschätzt.

Die Krebssterblichkeit in der EU ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Etwa bei der Entwicklung bei Darmkrebs schneidet Deutschland im EU-Vergleich besonders günstig ab, wie ein internationales Forscherteam jüngst im Fachblatt Annals of Oncology schrieb. Die höchste Mortalität in der EU hat den Prognosen der Forscher zufolge Lungenkrebs mit 32 von 100.000 Männern und 15 von 100.000 Frauen. Den Daten zufolge geht in der EU etwa jeder fünfte krebsbezogene Tod auf das Konto von Lungenkrebs.

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