Die Herzschwäche und ihre Begleiterkrankungen

Fast vier Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an einer Herzinsuffizienz. Bei vielen ist nicht nur das Herz geschwächt, sondern zahlreiche weitere Organe, die sich zudem untereinander weiter beeinflussen. Im Vordergrund steht dabei das Zusammenspiel von Entzündung, Stoffwechsel und Stresshormonen.

An der Schnittstelle zwischen Herz und anderen Organen 

Fast vier Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an einer Herzinsuffizienz. Bei vielen ist nicht nur das Herz geschwächt, sondern zahlreiche weitere Organe, die sich zudem untereinander weiter beeinflussen. Im Vordergrund des vom 11. bis 13. Juli in Würzburg stattfindenden Joint Symposiums "Heart Failure Interfaces" steht dabei das Zusammenspiel von Entzündung, Stoffwechsel und Stresshormonen. 

"Immunzellen durchsetzen unsere inneren Organe wie ein Netzwerk“, erklärte Prof. Dr. Matthias Nahrendorf vom Center for Systems Biology an der Harvard University in Boston (USA) in Vorbereitung des kommenden Monat stattfindenden Symposiums. "Immunzellen können das Herz beschützen oder beschädigen. Wenn wir die Mechanismen verstehen, die Entzündungen regulieren, ergeben sich neue Therapieoptionen. Die Immuntherapie für Krebserkrankungen weist uns den Weg!“

Herz und Hirn – Das eine kann nicht ohne das andere

"Ohne ein gesundes Hirn kann das Herz nicht seine Aufgaben erfüllen und umgekehrt“, so brachte Prof. Dr. Jürgen Deckert vom Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg diese wechselseitige Beziehung auf den Punkt. Der Bedeutung dieser Beziehung entsprechend, hat das DZHI ihr in enger Kooperation mit Neurologie, Psychiatrie und Epidemiologie einen eigenen Forschungsschwerpunkt gewidmet. So können psychischer Stress und Schlaganfall eine Herzmuskelschwäche oder gestörte Herzaktion auslösen und umgekehrt eine Herzmuskelschwäche Depressionen und Merk- und Gedächtnisschwäche.

Zellen regenerieren sich nicht, lassen sich aber stimulieren

Zum Thema "kardiale Regeneration" ergänzte Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, der Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und stellte somit klar: "Der Untergang von Herzmuskulatur nach einem Infarkt ist irreversibel und führt zur Herzschwäche. Dieses Grunddilemma der Kardiologie zu durchbrechen, ist Ziel der regenerativen Kardiologie, die mit sensationellen Befunden Heilsversprechen erzeugt hat. Leider basierten die frühen Hoffnungen auf gefälschten oder fehlinterpretierten Daten. Heute wissen wir, dass Knochenmarkszellen keine Herzmuskelzellen bilden und Herz-Stammzellen beim Erwachsenen nicht vorkommen. Zwei neue Perspektiven machen aber Hoffnung. Erstens kann die sehr geringe Teilungsfähigkeit von Herzmuskelzellen massiv stimuliert werden. Zweitens lassen sich aus pluripotenten Stammzellen massenhaft Herzmuskelzellen herstellen und in das verletzte Herz injizieren oder als Herzpflaster aufnähen. Beide Verfahren haben Risiken und offene Fragen, sind aber auf dem Weg in die Klinik.“

Herzinsuffizienz und Diabetes

Ein weiteres wichtiges Thema bildet das Zusammenspiel von Diabetes und Herzinsuffizienz. Backs, Leiter des Instituts für Experimentelle Kardiologie am Uniklinikum Heidelberg, hierzu: „Zucker ist ambivalent, er kann schlecht und gut für das Herz sein. Das Verständnis dieses Paradoxons könnte zu neuen Therapien führen. Jüngste Daten zeigen, dass es einen epigenetischen Schutz-Schalter gibt, der über Zuckerreste angeschaltet und durch andere Stressfaktoren abgeschaltet werden kann.“

Krebs und Herzschwäche: zwei verschiedene Welten?

Eine weitere Volkskrankheit, die mit dem Herzen in Verbindung gebracht wird, ist der Krebs. Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Verschiedene Welten oder zwei von einer Sorte? Neue Daten legen derzeit nahe, dass Krebserkrankungen bei PatientInnen mit Herzinsuffizienz häufiger auftreten.

Auf Herz und Nieren prüfen

Noch ein wichtiges Thema beim diesjährigen Joint Symposium "Heart Failure Interfaces"  werden Herz und Nieren sein. Dazu Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am UKW: "Auf Herz und Nieren prüfen, die Orte des Fühlens und des Gewissens (Psalm 7, 10) zu erforschen, sind intensive Bestrebungen unserer Arbeitsgruppen im Sinne der herzinsuffizienten Menschen.“

Gemeinsam mit den klinischen WissenschaftlerInnen Jule Pinter, Bettina Kraus und Susanne Brenner arbeitet Wanner an drei Studien zur Salzausscheidung und Senkung des Plasmavolumens in der Verbesserung der diastolischen Herzinsuffizienz und Fortschreiten der Nierenerkrankung: EMPA-REG OUTCOME, EMPEROR und EMPA-KIDNEY.