G7-Staaten beraten per Videokonferenz zu Coronavirus

G7, Eurogruppe, Bundesregierung - auf allen Ebenen wird zu Wochenbeginn über die weltweite Eindämmung des Coronavirus beraten. Millionen Menschen hierzulande haben ganz praktische Sorgen.

Einreiseverbote und strenge Grenzkontrollen auch in Deutschland

G7, Eurogruppe, Bundesregierung - auf allen Ebenen wird zu Wochenbeginn über die weltweite Eindämmung des Coronavirus beraten. Millionen Menschen hierzulande haben ganz praktische Sorgen. Der Bundespräsident richtet einen klaren Appell an die BürgerInnen.

Die internationale Gemeinschaft verstärkt ihre Bemühungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten wollen am 16.03. in einer Videokonferenz darüber beraten. Den G7-Vorsitz haben die USA inne. Die Finanzminister der Eurogruppe sprechen per Videoschalte (15.00 Uhr) über ein umfassendes Krisenpaket. Schon am Vormittag (11.00 Uhr) tagt unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) der Kabinettsausschuss zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warb bei den Bürgerinnen und Bürgern um Verständnis für Einschränkungen im Alltag.

Die Ausbreitung des Virus zwingt viele Staaten zu immer drastischeren Maßnahmen. Um 8.00 Uhr hat Deutschland mit Einreiseverboten und strengen Grenzkontrollen gestartet. Betroffen sind die Übergänge zur Schweiz, zu Frankreich, Österreich, Dänemark und auch Luxemburg, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) angekündigte. "Für Reisende ohne triftigen Reisegrund gilt, dass sie nicht mehr einreisen können", sagte er. Ausnahmen gibt es etwa für den Warenverkehr und für Pendler.

Nicht notwendige Reisen ins Ausland aufschieben

Die Bundesregierung rät zudem wegen der Coronavirus-Krise von allen nicht notwendigen Reisen ins Ausland ab. "Das Risiko, dass Sie Ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, ist in vielen Destinationen derzeit hoch", schrieb Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) auf Twitter. Auf der Internetseite des Auswärtigen Amts heißt es weiter, es sei mit weiter zunehmenden drastischen Einschränkungen des Luft- und Reiseverkehrs, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen.

Ab 16.03. sind auch die deutschen Inseln in Nord- und Ostsee keine Alternativen für Urlauber. Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen beschlossen, die Inseln für Reisende abzuriegeln. Auch Reisen mit Tui sind kaum mehr möglich. In der Nacht zum 16.03. teilte der Tourismuskonzern mit, man habe beschlossen, "den größten Teil aller Reiseaktivitäten, einschließlich Pauschalreisen, Kreuzfahrten und Hotelbetrieb, bis auf weiteres auszusetzen".

Heil appelliert an Arbeitgeber, unbürokratische Lösungen mit Eltern zu finden

Millionen von Eltern in Deutschland plagen ab diesem Montag ganz andere Sorgen. Deutschlandweit bleiben Tausende Schulen und Kitas geschlossen. Die beispiellosen Anordnungen gelten in den meisten Bundesländern bis zum Ende der Osterferien, also bis Mitte oder Ende April. Betroffen sind Millionen Menschen: Deutschlandweit gibt es 2,8 Millionen GrundschülerInnen, in Tageseinrichtungen und Horten werden 3,7 Millionen Kinder betreut.

Die wochenlange Schließung stellt Eltern und Arbeitgeber vor massive Probleme. Arbeitsminister Hubertus Heil appellierte an Firmenchefs und Behördenleitungen, zusammen mit den Mitarbeitenden unbürokratische und einvernehmliche Lösungen für die Kinderbetreuung zu finden, so dass den Eltern keine Lohneinbußen drohen. Die Länder versuchen auch, Notbetreuungen auf die Beine zu stellen. Es geht dabei aber vor allem um Eltern in kritischen Berufen wie Polizei, Feuerwehr, Krankenpflege oder Rettungsdienst.

Steinmeier bittet um Verständnis für Einschränkungen im Alltag

Bundespräsident Steinmeier bat um Verständnis für die Einschränkungen im täglichen Leben. "Unsere Selbstbeschränkung heute kann morgen Leben retten", sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online.de. Um so viele Leben wir möglich zu retten, seien "drastische und sofortige Einschnitte in unser tägliches Leben, unseren Berufsalltag" notwendig. Steinmeier warb für Solidarität und wandte sich gegen Egoismen. "Wir werden das Virus besiegen. Aber in was für einer Gesellschaft wir danach leben werden, und in was für einer Welt, das hängt davon ab, wie wir heute handeln", mahnte das Staatsoberhaupt.

In den USA senkte die US-Notenbank Fed den Leitzins überraschend auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an. US-Präsident Donald Trump rief die amerikanische Bevölkerung auf, Panikkäufe wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu unterlassen. Auch bei einem Fernsehduell der beiden Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten, Joe Biden und Bernie Sanders, ging es in Teilen um die Coronakrise. "Wir sind im Krieg mit dem Virus", sagte Ex-Vizepräsident Biden. "Dies ist eindeutig ein nationaler Notstand", befand Sanders.

Nur noch wenige Neuinfektionen in China und Südkorea gemeldet

In Europa wollen die Finanzministerinnen und -minister der Eurogruppe in einer Videokonferenz über ein umfassendes Krisenpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie beraten. Dies hatte Eurogruppenchef Mario Centeno am Wochenende angekündigt. Die EU-Kommission hatte am 13.03. ein milliardenschweres Notprogramm vorgeschlagen, um Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern in der Coronavirus-Krise zu helfen.

China und Südkorea, wo die Ausbreitung des Virus ihren Anfang nahm, melden inzwischen nur noch wenige Neuinfektionen. Sie sorgen sich aber um Erkrankte, die aus dem Ausland einreisen. In Chinas Wirtschaft, die seit Ende Januar praktisch zum Stillstand kam, hat die Coronakrise tiefe Spuren hinterlassen. Wie das Pekinger Statistikamt mitteilte, ging die Industrieproduktion im Januar und Februar im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres um 13,5 Prozent zurück - der stärkste bislang gemessene Einbruch. Mit einem Minus von 20,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sackte auch der Umsatz im Einzelhandel ab. Die Anlageinvestitionen brachen um 24,5 Prozent ein.

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