Leitlinie zur Schwerverletztenversorgung erscheint in Übersetzung

Die 2. Auflage der deutschen S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung ist jetzt auch in englischer Sprache erschienen. Weltweit gibt es ein großes Interesse an dem 446-seitigen Dokument.

Großer internationaler Zuspruch für Publikation der deutschen Unfallchirurgen

Die 2. Auflage der deutschen S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung ist jetzt in englischer Sprache erschienen. Die Leitlinie bietet Medizinern Empfehlungen zur Versorgung Schwerverletzter am Unfallort, im Schockraum und im Operationssaal. Die Übersetzung dient dazu, die Leitlinie der internationalen Trauma-Gemeinschaft noch besser zugänglich zu machen. Denn weltweit gibt es ein großes Interesse an dem 446-seitigen Dokument der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU).

"Der besondere Wert der Leitlinie liegt in der umfangreichen Beteiligung von 20 medizinischen Fachgesellschaften und dem hohen wissenschaftlichen Niveau, auf dem das komplexe Thema Polytrauma aufgearbeitet wurde", sagt Professor Dr. Joachim Windolf, Präsident der DGU und Direktor der Klinik für Unfall- und Handchirurgie der Universitätsklinik Düsseldorf.

Die Leitlinie ist sehr übersichtlich zusammengestellt und wird daher auch von internationalen Experten sehr gut wahrgenommen. Eine Besonderheit sind die 307 Schlüsselempfehlungen in den jeweiligen Phasen der Behandlung. "Damit erhält der Nutzer eine rasche Orientierung", sagt DGU-Vizepräsident Professor Dr. Ingo Marzi. Untermauert werden die Schlüsselempfehlungen durch ausführliche Erklärungen zur Evidenz. Die englischsprachige Leitlinie steht ab sofort kostenfrei zum Download unter dem Titel "Level 3 guideline on the treatment of patients with severe / multiple injuries" auf der Website des Verlages Springer Medizin unter der Zeitschrift "European Journal of Trauma and Emergency Surgery" zur Verfügung.

Gemeinsame Arbeit von mehr als 200 Autoren

Die Erarbeitung einer Leitlinie für den Bereich Polytrauma ist sehr aufwändig. Denn die Behandlung des Polytraumas – also von mehreren schwereren Verletzungen, wobei mindestens eine der Verletzungen oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist – erfolgt interdisziplinär. Neben Unfallchirurgen sind beispielsweise auch Anästhesisten, Radiologen, Neurochirurgen, Kinderchirurgen und Thoraxchirurgen in die Therapie eingebunden. Dementsprechend muss auch die Leitlinienerstellung interdisziplinär erfolgen. In Deutschland ist es gelungen, den Prozess der Konsensfindung erfolgreich zu gestalten – unter der Leitung der DGU gemeinsam mit den Delegierten von 20 Fachgesellschaften. "Dass sich eine Gruppe von über 200 Autoren gefunden hat, um sich auf Kernaussagen für die drei Phasen Präklinik, Schockraum und erste operative Phase zu einigen, ist eine außerordentliche Leistung", betont DGU-Vorstand Professor Dr. Bertil Bouillon. Damit verfügt Deutschland für den Bereich Polytrauma weltweit über eine Leitlinie auf einem außergewöhnlich hohen Niveau.

Diese evidenzbasierten Erkenntnisse fließen in zahlreiche internationale Publikationen ein – so auch in die kürzlich erschienene 10. Edition des Handbuches Advanced Trauma Life Support (ATLS) des American College of Surgeon. Es dient Ärzten in über 60 Ländern für eine standardisierte Behandlung von Schwerverletzten im Schockraum.

Hintergrund

Die DGU gab die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung 2011 erstmals heraus. 2016 wurde die 1. Auflage durch eine Aktualisierung abgelöst. Die 2. Auflage ist gültig bis zum 30. Juni 2021. Sie ist auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter der Registernummer 012 – 019 abrufbar.

Quelle: DGU