Probleme im Intimbereich? Neue App bietet fachärztliche Hilfe

Erstmalig können PatientInnen mit einer App anonym Auffälligkeiten im Intimbereich fachärztlich überprüfen lassen. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigte den Antrag für die erste Smartphone-Applikation speziell für Geschlechtskrankheiten.

"Intimarzt" kann bei Früherkennung helfen

Erstmalig können PatientInnen mit einer App anonym Auffälligkeiten im Intimbereich fachärztlich überprüfen lassen. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigte den Antrag für die erste Smartphone-Applikation speziell für Geschlechtskrankheiten. Entwickelt wurde das digitale Angebot von Mitarbeitenden der Universitäts-Hautklinik in Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Universitäts-Hautklinik in Essen.

Geschlechtskrankheiten werden oft durch Scham bedingt erst spät der Ärztin oder dem Arzt gezeigt. Ziel der neuen App "Intimarzt" ist es, solche Krankheitsbilder früher zu diagnostizieren und damit besser behandeln zu können. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigte den Antrag für die erste telemedizinische Smartphone-App speziell für intime Krankheitsbilder. Erstmals ist es FachärztInnen für Haut- und Geschlechtskrankheiten aus Deutschland damit erlaubt, Patienten mit intimen Problemen anonym zu befunden. "In vielen Fällen möchte der Patient bei einem Problem im Geschlechtsbereich unerkannt bleiben und gleichzeitig aber wissen, ob die von ihm entdeckte Auffälligkeit in der Praxis behandelt werden muss", erklärt Alexander Enk, Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. "Intimarzt" liefert diese erste Einschätzung, inklusive einer Handlungsempfehlung, etwa zu frei verkäuflichen Arzneimitteln, die den meisten PatientInnen den Gang in die Praxis bereits ersparen kann. Der Service schließt damit die Lücke zwischen einer Internetrecherche und einem persönlichen Praxisbesuch.

Scham verzögert oft den Gang in die Praxis

"Allerdings ersetzt die Befundung per Smartphone auch nicht den Arztbesuch. Eine Erstmeinung über eine Telemedizin-Anwendung sollte als ein möglicher Schritt vor einem Arztbesuch gesehen werden. Bei Fällen, die digital nicht eindeutig zu beurteilen sind, werden die Fachärzte die App-Nutzer auch weiterhin in die Praxis einladen“, sagt Titus Brinker, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Leiter der App-Entwicklung am NCT Heidelberg und DKFZ. 

"Das anonyme Angebot ist auch für die frühzeitige Diagnose von Krebserkrankungen bedeutsam“, betont Jochen Utikal, Leiter der dermatoonkologischen Kooperationseinheit des DKFZ: "So sind zum Beispiel Vulva- oder Peniskarzinom, Hautflecken im Intimbereich oder Feigwarzen durch eine HPV-Infektion bei Frauen und bei Männern dringend auch onkologisch abzuklärende Veränderungen, die aber besonders ungern persönlich dem Arzt vorgestellt werden."

"Intimarzt" steht über die Webseite www.Intimarzt.de sowie für iPhones und Android Smartphones zum Download zur Verfügung. Um sich eine Erstmeinung einzuholen, müssen drei Fotos des intimen Problems aufgenommen und einige Fragen zu möglichen Symptomen beantwortet werden. Die Bilder und Informationen werden anschließend über eine verschlüsselte Verbindung an einen Facharzt für Geschlechtserkrankungen aus Baden-Württemberg übermittelt. Befunden dürfen nur FachärztInnen für Geschlechtskrankheiten mit mindestens zehn Jahren Praxiserfahrung. PatientInnen ohne Smartphone können auch über eine Digitalkamera und die Intimarzt-Webseite die Bilder bereitstellen. Intimarzt verspricht dem Patienten, innerhalb von 48 Stunden eine Ersteinschätzung digital zu übermitteln. Rückfragen der Online-ÄrztInnen und die Antworten werden in einem geschützten Datenraum gespeichert. 

Für die teilnehmenden FachärztInnen für Geschlechtskrankheiten aus Baden-Württemberg ist der digitale Service nach der Gebührenordnung für Ärzte abrechenbar. Die Service-Gebühr beträgt 24,95 Euro. "Diese Pauschale müssen die Patienten derzeit noch selbst tragen, jedoch zeigen sich auch die Krankenkassen interessiert an dem neuen Angebot", berichtet Brinker.

Quelle: NTC Heidelberg