Pharmakologische Therapie der Adipositas bei Kindern

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind adipös und bedürfen einer Behandlung. Zumeist besteht diese aus einer Lifestyle-Änderung, doch auch Medikamente können helfen.

Pharmakologische Therapie der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Kindliche Adipositas – frühe Intervention bringt beste Ergebnisse

Generell können Kinder jeden Alters an einer krankhaften Adipositas leiden. Studien haben nachgewiesen, dass Interventionen besonders erfolgreich sind und auch langfristig zu Verbesserungen führen, wenn sie vor dem sechsten Lebensjahr durchgeführt werden. Selbstverständlich ist eine pharmakologische Therapie in diesem Alter nicht indiziert oder zugelassen. Daher zielen die Bemühungen auf Lebensstilveränderungen, Verhaltensmodifikationen und körperliche Aktivität ab. 

Medikamente zur Gewichtsreduktion für wen?

Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt, dass Kindern und Jugendlichen über 12 Jahren, die die Kriterien für eine Adipositas erfüllen, eine pharmakologische Therapie angeboten werden sollte – nicht könnte. 

Hierfür stehen in Deutschland zwei Medikamente zur Verfügung: Liraglutide und Semaglutide. Beides sind GLP-1-Rezeptoragonisten, die injiziert werden. Für beide liegen Langzeitdaten für die Behandlung von Erwachsenen vor, aber auch aktuelle Studiendaten über den Zeitraum von über 60 Wochen an Kindern und Jugendlichen.

Welche Ergebnisse sind zu erwarten?

Beide Arzneien führen nachweislich zu einer Gewichtsreduktion und sind Placebo deutlich überlegen. Bei Liraglutide konnten Betroffene eine Verringerung ihres BMI um 5 Prozent erreichen. Für Semaglutide liegt diese Zahl bei etwa 17 Prozent. Zusätzlich erreichten etwa 45 Prozent der Studienteilnehmer unter Semaglutide ein Gewicht, das nicht mehr als adipös galt. Dies inkludiert Übergewicht und Normalgewicht. Wie bei Erwachsenen auch, gelten die GLP-1-Rezeptoragonisten als Langzeittherapie. Nach Absetzen der Medikation kann es wieder zur Gewichtszunahme kommen. 

Semaglutide hatte neben der Gewichtsreduktion auch positive Effekte auf den Glukosestoffwechsel sowie den Fettstoffwechsel. Insgesamt wurde es gut vertragen, doch kam es vor allem zu Beginn der Behandlung bei einigen Studienteilnehmern zu gastrointestinalen Beschwerden und im Verlauf zu Gallensteinen oder Hauterscheinungen, vor allem an der Einstichstelle. 

Fazit für die Praxis

Die Studiendaten legen nahe, dass GLP-1-Rezeptoragonisten, ähnlich wie bei Erwachsenen, auch bei Kindern und Jugendlichen zu einem deutlichen Gewichtsverlust und im Verlauf dadurch zu einer Steigerung der Lebensqualität führen. Die AAP macht auch deutlich, dass entsprechende Medikamente bei erfüllten Kriterien angeboten werden sollten. Obwohl in Deutschland zwei Medikamente zugelassen sind, sind die Fragen der Erstattung und Verfügbarkeit oft noch nicht geklärt. Hier wird in der näheren Zukunft ein Ergebnis erwartet. Ebenso fehlen Langzeitdaten bei Kindern und Jugendlichen und auch die Frage, wie lange eine Therapie erfolgen sollte, ist noch unbeantwortet.
 

Weitere Informationen zum Thema Abnehmen

Quelle:

Weghuber, Daniel, Prof. Dr. med., Universitätsklinikum Salzburg, Diabetes Kongress der DDG 2024, Rethinking Obesity Treatment in Children oder Neue Therapieansätze der Adipositas bei Kindern, Neue pharmkologische Ansätze der Adipositastherapie bei Kindern, 9.5.2024