Management seltener Ovarialtumore

Eine Vielfalt an Ovarialtumoren ist uns heutzutage bekannt. Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der DGGG widmete sich ein Symposium den seltenen Vertretern dieser Art. Prof. Dr. med. G. Emons richtete den Fokus auf den Granulosazelltumor und bot einen Überblick über aktuelle Studien und Therapieempfehlungen zu diesem Thema.

Therapie des Granulosazelltumors

Eine Vielfalt an Ovarialtumoren ist uns heutzutage bekannt. Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der DGGG widmete sich ein Symposium den seltenen Vertretern dieser Art. Prof. Dr. med. G. Emons richtete den Fokus auf den Granulosazelltumor und bot einen Überblick über aktuelle Studien und Therapieempfehlungen zu diesem Thema.

Der Granulosazelltumor zählt zu den Keimstrang-Stroma-Tumoren und macht nur 1% aller Ovarialtumore aus. Er wächst sehr langsam und wird oft spät entdeckt, wenn er aufgrund seiner Größe abdominelle Beschwerden verursacht.

Prognose: selten maligne, aber oft rezidivierend

Die Geschwulste werden als niedrig-maligne eingestuft. 13% der Patientinnen entwickeln allerdings ein Endometriumkarzinom. Ein großes Problem ist aber die hohe Rezidivrate von 10-33%. Sogar nach 30 Jahren kann es zum Wiederauftreten des Tumors kommen. Die Überlebensrate schließlich ist sehr stadiumsabhängig: Nur etwa ein Drittel der Betroffenen im Stadium FIGO III leben noch 10 Jahre nach der Diagnosestellung.

Es handelt sich also durchaus um eine ernst zu nehmende Erkrankung, die nicht unterschätzt werden sollte.

Neues aus der Forschung

Wie die Therapie optimiert und das Rezidivrisiko reduziert werden kann, ist Gegenstand vieler Studien. Emons stellte aktuelle Arbeiten vor, die sich mit dem Thema beschäftigten und zum besseren Verständnis und Management der Krankheit beitragen können.

Stellenwert von OP und Chemotherapie

Die Forschungsarbeit von Seagle et al. suchte nach Prognosefaktoren im Stadium II-IV und analysierte den Einfluss von chirurgischem Staging und adjuvanter Chemotherapie auf das Gesamtüberleben.

Zahlreiche Faktoren waren prognostisch aussagekräftig: Ein hohes Tumorstadium, ein großer Tumor und Lymphknotenmetastasen gingen mit einem erhöhten Sterberisiko einher. Wurden die Lymphknoten im Rahmen des operativen Stagings nicht entfernt, wirkte sich das ebenfalls negativ auf das Gesamtüberleben aus.

Ein Überlebensvorteil wurde durch eine adjuvante Chemotherapie nicht erreicht. Nicht nur uneffektiv, sondern auch gefährlich kann ein unvollständiges chirurgisches Vorgehen sein. Denn das Belassen eines Restovars, des kontralateralen Eierstockes oder der Gebärmutter waren mit einem erhöhten Sterberisiko vergesellschaftet. Ein häufiger Grund für diese inkomplette Resektion ist ein noch bestehender Kinderwunsch.

Risikofaktor Fertilitätserhalt

Eine weitere Forschungsarbeit, die MITO-Studie, kam bezüglich der Wichtigkeit einer vollständigen operativen Sanierung zum selben Ergebnis: Nach fertilitätserhaltender Operation erreichten nur 50% der Betroffenen ein krankheitsfreies Intervall von fünf Jahren, wohingegen noch 74% der konventionell operierten Gruppe zu diesem Zeitpunkt rezidivfrei war. Ein deutlicher Unterschied.

Besonders riskant scheint der Erhalt des Restovars zu sein: Nach 10 Jahren waren nur 16% der operierten Frauen frei von einem Rezidiv.

Fazit:

Beide Studien zeigten, dass eine frühe und komplette Resektion die beste Therapie ist. Ein Restovar zu belassen oder den Tumor nur auszuhülsen kann letal enden, wie Prof. Dr. Emons betonte. Der Wunsch nach Fertilitätserhalt ist natürlich verständlich, aber das Risiko einer schlechteren Prognose sollte gründlich mit der betroffenen Frau besprochen werden.

Ob eine systematische Lymphadenektomie auch bei unauffälligem Lymphknoten-Status erwägenswert ist (v.a. im Stadium FIGO III/IV), bleibt wohl weiterhin Gegenstand der Diskussion.

Referenz: Emons, Prof. Dr. med. G., Seltene Tumore des Ovars: Behandlung von Keimstrangtumoren, DGGG2020, 10.10.2020.