Dosisabhängiger Schutzeffekt: Wie viel Kaffee senkt das Risiko für Kopf-Hals-Tumoren?

Kaffee- und Teetrinker entwickeln signifikant seltener Kopf-Hals-Karzinome, wie eine aktuelle Metaanalyse belegt. Die protektive Wirkung variiert jedoch deutlich je nach Konsummenge und spezifischer Tumorlokalisation.

Weniger Krebs durch heiße Getränke? Die wichtigsten Ergebnisse:

Kaffee: Niedrigeres Risiko für Mund- und Rachenkrebs

Die Analyse umfasste knapp 10.000 Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen und mehr als 15.000 Kontrollpersonen. Berücksichtigt wurden bösartige Tumore der Mundhöhle, des Oropharynx, des Hypopharynx und des Larynx.

Bei Personen, die täglich mehr als vier Tassen koffeinhaltigen Kaffee tranken, zeigte sich ein signifikant reduziertes Risiko für Karzinome der Mundhöhle und des Oropharynx. Ein Konsum von drei bis vier Tassen täglich war mit einem niedrigeren Risiko für Hypopharynxkarzinome verbunden. Bemerkenswert: Selbst geringe Mengen unter einer Tasse pro Tag sowie entkoffeinierter Kaffee waren mit einem reduzierten Risiko für Mundhöhlenkrebs assoziiert.

Tee: Schutz nur in Maßen

Anders fielen die Ergebnisse zum Teekonsum aus. Ein sehr moderater Konsum von bis zu einer Tasse täglich war mit einem etwas niedrigeren Risiko für Kopf-Hals-Tumoren insgesamt sowie für Hypopharynxkarzinome verbunden. Bei einem höheren Konsum hingegen zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Larynxkarzinome. Welche Teesorte jeweils konsumiert wurden, blieb in der Studie unberücksichtigt.

Mögliche Wirkmechanismen: Polyphenole, Reflux und Zellschutz

Die Autoren der Studie führen mehrere potenzielle Erklärungsansätze für die beobachteten Assoziationen an. Im Fokus stehen dabei die in Kaffee und Tee enthaltenen Polyphenole, denen antioxidative und antikanzerogene Eigenschaften zugeschrieben werden. In vitro konnten entsprechende Verbindungen unter anderem die Zellvermehrung hemmen, apoptotische Prozesse anstoßen und die epithelial-mesenchymale Transition unterdrücken. Auch eine Beeinflussung des Zellzyklus und der Genexpression wurde beobachtet.

Für den Zusammenhang zwischen häufigem Teekonsum und einem erhöhten Risiko für Kehlkopfkarzinome nennen die Autoren gastroösophagealen Reflux (GERD) als möglicherweise verantwortlichen Faktor. Theophyllin, ein Inhaltsstoff des Tees, kann den unteren Ösophagussphinkter entspannen und damit Rückfluss von Magensäure begünstigen, was mit einer erhöhten Karzinomentstehung im Larynxbereich in Verbindung gebracht wird.

Fazit: Potenziell schützende Effekte, aber viele offene Fragen 

Die Ergebnisse der gepoolten Analyse legen nahe, dass hoher Kaffeekonsum mit einem verringerten Risiko für bestimmte Kopf-Hals-Karzinome einhergehen kann. Auch für moderaten Teekonsum zeigte sich eine inverse Assoziation bei einzelnen Tumorentitäten. Die Erkenntnisse sollten aber vorsichtig interpretiert werden: Einflussfaktoren wie Zubereitungsart (z. B. Filterkaffee vs. Espresso), Teesorte oder die Trinktemperatur wurden in den analysierten Studien nicht erfasst. Künftige Untersuchungen sollten diese Aspekte gezielt mitberücksichtigen, um die mögliche Rolle dieser Heißgetränke in der Krebsprävention differenzierter beurteilen zu können.

Quelle:
  1. Nguyen T, Koric A, Chang CP, et al. Coffee and tea consumption and the risk of head and neck cancer: An updated pooled analysis in the International Head and Neck Cancer Epidemiology Consortium. Cancer. 2025;131(2):e35620.