Großer Hüpfspaß? Die kleinen Patienten vor Unfällen schützen

Jährlich am 10. Juni findet der Kindersicherheitstag statt. Im Praxisalltag sind Pädiater und Kinder-Orthopäden häufig mit Unfällen konfrontiert, die es im besten Fall zu verhindern gilt.

Trampolinspringen: Unfälle von Kindern vermeiden 

Anlässlich des Kindersicherheitstags machte die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) auf Verhaltensregeln beim Trampolinspringen aufmerksam.1
Mittlerweile haben Trampoline auch in vielen Privatgärten Einzug gehalten und lösen bei den meisten Kindern große Freude aus. Jedoch steigt die Anzahl an Verletzungen, seitdem Trampoline vermehrt in Privathaushalten zu finden sind: Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche, Prellungen und Platzwunden. Eine Studie belegt, dass sich die Zahl der Trampolinunfälle binnen 15 Jahren mehr als verdreifacht hat, ein Drittel dieser Verletzungen sind schwer.2 Der ehemalige DGOU-Generalsekretär Prof. Dr. Reinhard Hoffmann fasst zusammen:1 

"Das Trampolin ist ein Sport- und kein Spielgerät. Mit dem richtigen Gefahrenbewusstsein und der nötigen technischen Sicherheit lässt sich die Unfallgefahr verringern."

Dabei sollte vor allem darauf geachtet werden, nicht mehrere Kinder, insbesondere nicht unterschiedlichen Alters und Gewichts, auf dem Trampolin springen zu lassen. Denn das führe "fast zwangsläufig zu unkontrollierten Sprüngen oder Zusammenstößen", erklärt Dr. Christopher Spering. "Durch den Gewichtsunterschied kommt es zu einem Energietransfer, der das leichtere Kind mitunter unkontrolliert durch die Luft fliegen lässt. Auch deshalb gehören Babys und Kleinkinder nicht auf das Trampolin."

Hier sind Sie als Arzt bzw. Ärztin gefragt: Klären Sie Eltern darüber auf, welche Gefahren hinter vermeintlich harmlosen Aktivitäten wie Trampolinspringen für Kinder lauern. Legen Sie den Eltern ans Herz, ihre Kinder vorsichtig ans Trampolinspringen heranzuführen, und das erst ab dem sechsten Lebensjahr. Vermitteln Sie den Eltern außerdem, dass die Kinder am besten alleine und mittig springen sollen, so kann das Unfallrisiko minimiert werden. Denn: Vorsicht ist besser als Nachsicht. 

Kinderorthopädie in Not

Abgesehen von akuten Notfällen müssen sich kinderorthopädische Abteilungen und Praxen natürlich auch mit diversen Fehlstellungen oder chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates bei jungen Patienten beschäftigen. Jedoch stehen auch diese Abteilungen unter enormem Kostendruck und werden teilweise geschlossen oder in ihren Kapazitäten entsprechend gekürzt. 

Daher wird es für Eltern zunehmend schwieriger, eine gute kinderorthopädische Behandlung für ihre Kinder zu finden: Lange Wartezeiten bei Operationen, weite Fahrtwege und ein Telefonmarathon bis zur Terminvereinbarung. Dies ist auf die schrumpfende Anzahl an kinderorthopädischen Abteilungen zurückzuführen, die sich teilweise nicht mehr wirtschaftlich rechnen. Kinder erfordern viel Zeit, eine individuelle Versorgung, Geduld und Aufmerksamkeit. Außerdem müssen Informationsgespräche mit den Eltern geführt werden – die Abrechnung nach einheitlicher Fallpauschale macht pädiatrische orthopädische Behandlungen allerdings zumeist unrentabel. 

Die DGOU plädiert für eine stärkere Berücksichtigung der Kinderorthopädie im Rahmen der Krankenhausreform, Prof. Dr. Anna K. Hell, Präsidentin der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO) hält fest:3 

"Wir begrüßen, dass bereits Vorschläge zur besseren Vergütung der medizinischen Versorgung in der Kinder- und Jugendmedizin vorliegen. Uns fehlen jedoch Aussagen zur Kinderorthopädie. Hier erwarten wir konkrete Vorschläge von der Politik."

Referenzen:
  1. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/orthopaeden-und-unfallchirurgen-geben-tipps-fuer-die-sicherheit-beim-trampolinspringen/#:~:text=Die%20Deutsche%20Gesellschaft%20f%C3%BCr%20Orthop%C3%A4die,vor%20allem%20wieder%20sicher%20landen.
  2. Berger, Nina & Bader, B. & Bühren, Volker. (2013). Schutzmaßnahmen am Trampolin können schwere Verletzungen nicht vermeiden. Der Unfallchirurg. 117. 10.1007/s00113-013-2427-9. 
  3. https://dgou.de/aktuelles/detail/kinderorthopaedie-in-not-eltern-erwarten-eine-gute-medizinische-versorgung-ihrer-kinder

Mehr Informationen rund um das Thema Bewegung finden Sie auf der Seite des SMHS. 

Der Sports, Medicine and Health Summit ist ein interdisziplinäres Fortbildungsforum für Sport, Medizin und Gesundheit. Vom 22. - 24. Juni 2023 treffen sich nationale und internationale Vertreter und Vertreterinnen aus Medizin, Sport und Gesundheit, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu präsentieren.