HPV-Impfung für Jungen – Das sollten Urologen jetzt wissen

Urologen dürfen seit Sommer 2018 – nach dem Absolvieren eines Impfkurses – Jungen als Kassenleistung gegen HPV impfen.

Begünstigt Intimrasur das Infektionsrisiko?

Gebärmutterhalskrebs bei der Frau, Peniskarzinome beim Mann, Tumoren im Mund- und Rachenraum sowie Analkarzinome bei beiden Geschlechtern: Jedes Jahr gehen geschätzte 7.850 Krebserkrankungen bei Frauen und Männern in Deutschland auf Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) zurück. Darüber hinaus kommt es noch sehr viel häufiger zu HPV-induzierten Anogenitalwarzen. Dermatologen gehen davon aus, dass insbesondere der genitale Kahlschlag das Infektionsrisiko für warzenauslösende HPV erhöht.

Seit Sommer 2018 wird nun der derzeit verfügbare nonavalente HPV-Impfstoff auch für Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Nachimpfungen sind zudem bis zum 17. Lebensjahr zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherungen möglich. Zur Impfberatung und Durchführung aufgerufen sind neben Kinder- und Jugendärzten auch Hausärzte und vor allem die Urologen. Denn Männergesundheit beginnt bereits im Kindesalter. Mit der HPV-Impfung für Jungen gibt es erstmals auch eine Impfung, die die Infektion durch eine Auswahl krebsinduzierender HPV zuverlässig verhindert.

Impfkurs für Urologen eröffnet Zugang zu fachübergreifenden Impfungen

Während Haus- und Kinderärzte von Natur aus Impfärzte sind und ihr Impfangebot um die HPV-Impfung für Jungen erweitern, ist der Urologe nicht ohne Weiteres in der Lage, dies in der Praxis umzusetzen. Hier heißt es stattdessen, noch einmal für einen Tag in einem zertifizierten Impfkurs die Schulbank zu drücken. Die entsprechenden Kurse werden seitens der Fachgesellschaft auf jedem Urologie-Kongress in Deutschland angeboten und sind sehr gut besucht.

Der Impfkurs führt Urologen in die Materie ein und erklärt unter anderem die rechtlichen Hintergründe, die jährlich aktualisierten Empfehlungen seitens der Ständigen Impfkommission (STIKO) sowie die notwendige Impfdokumentation. Auch Impfreaktionen, Komplikationen und die Impfung von chronisch Kranken oder immundeffizienten Patienten wird dabei thematisiert.

Schließlich ist auch nicht nur die HPV-Impfung allein interessant für urologische Praxen. Denn mit dem Impfschein darf der Urologe ebenso andere, fachgebietsübergreifende Impfungen verabreichen, die dem Schutz der Bevölkerung dienen. Der Impfkurs lohnt sich daher nicht nur, um die zunehmende Nachfrage nach der HPV-Impfung abzudecken, sondern hilft gleichzeitig dabei, die eigene Fachkompetenz zu erhöhen und sichert die Qualität des Impfangebotes in Deutschland.

Abrechnung noch ohne eigene Abrechnungsziffer

Ein häufiges Hemmnis der HPV-Impfung für Jungen vor der offiziellen Impfempfehlung durch die STIKO waren die mit rund 400 € sehr hohen Kosten, die in der Regel zu Lasten der Eltern gingen. Einzig einige wenige Krankenkassen, wie die Bahn-BKK, und die Krankenkassen in Sachsen übernahmen die Kosten – in Sachsen gab es bereits zuvor eine Impfempfehlung der SIKO, der Sächsischen Impfkommission.

Die aktuelle Empfehlung ermöglicht nun eine Kostenübernahme seitens aller in Deutschland ansässigen Krankenkassen. Einziges Problem: Derzeit existiert für die Abrechnung lediglich eine Ziffer für die HPV-Impfung von Mädchen, welche nicht analog für die Jungen gilt. Bis diese eine eigene Abrechnungsziffer erhalten, wird es wohl noch bis Anfang 2019 dauern.

Dennoch müssen Eltern keineswegs auf die Impfung ihrer Söhne verzichten. Der Urologe/die Urologin kann in der Regel übergangsweise ein Privatrezept ausstellen, welches bei der Krankenkasse vorgelegt zur Kostenübernahme geeignet ist. Eine Nachfrage bei der zuständigen Krankenkasse zu den spezifischen Regelungen, die HPV-Impfung von Jungen betreffend, wird jedoch vorab weiterhin empfohlen.

Fazit

Hören Sie dazu auch unser Podcast:

Quelle:
https://sgdu-mbh.de/veranstaltungen/zertifizierter-impfkurs-fuer-urologen-4/DGU-Kongress 2018