Lymphangioleiomyomatose – wenn Östrogen atemlos macht

Was genau ist Lymphangioleiomyomatose (LAM), die ausschließlich Frauen betrifft? Und was haben Schwangerschaft und Östrogene damit zu tun? Lesen Sie hier mehr.

Lymphangioleiomyomatose: seltene Erkrankung, die nur Frauen betrifft

Etwa 1:500.000 bis 1:125.000 erwachsene Frauen in Europa sind von sporadischer LAM betroffen, vor allem im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Anlässlich des Internationalen Frauentages am 08. März möchten wir die seltene Erkrankung bekannter machen.

Was Sie über Lymphangioleiomyomatose wissen sollten:

Dyspnoe, Fatigue und Husten – aber es ist nicht Asthma oder COPD

Die Symptome der LAM ähneln oft denen des Asthmas oder der COPD: Kurzatmigkeit, Husten, Atembeschwerden. Der Beginn ist oft schleichend und die Symptome treten zunächst häufig nur bei körperlicher Belastung auf. Im Verlauf jedoch sind die betroffenen Frauen schon nach dem Duschen oder in Ruhe kurzatmig. 

Die Symptome beginnen meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren – und oftmals nach oder während einer Schwangerschaft oder nach der Östrogengabe. LAM ist selten und betrifft etwa eine bis neun von einer Million Frauen. Es gibt zwei unterschiedliche Formen:

Die Symptome sind variabel und beinhalten

Zystische Veränderungen sind richtungsweisend in der Diagnostik

Der Verschlechterung der Lungenfunktion liegt im veränderten Wachstum glatter Muskelzellen im Lungenparenchym, den Lungengefäßen, Lymphknoten und Nieren. Im Verlauf bilden sich so Zysten im Lungengewebe, die die Funktion des Organes einschränken. 

Genau diese zystischen Veränderungen sind es auch, die bei der Diagnose wegweisend sind. Sie können oftmals im CT nachgewiesen werden – ein Röntgen ist meist nicht sensitiv genug. 

Zur weiteren Abklärung können Blutuntersuchungen zur Bestimmung des VEGF-D sinnvoll sein, ebenso wie Lungenbiopsien und Lungenfunktionstests.

Ursache ist ein Gendefekt – und wahrscheinlich Östrogen

Die Ursache für LAM ist ein Defekt im TSC1- oder TSC2-Gen. Durch den Funktionsverlust in diesen Genen kommt es zum ungehemmten Zellwachstum in verschiedenen Zellsystemen, inklusive den relevanten Lungenparenchymzellen. 

Doch auch dem Östrogen wird eine bedeutende Rolle in der Pathogenese der LAM zugeschrieben: das Hormon setzt verschiedene Signalwege in Gang, die zu einem vermehrten Zellwachstum führen. Für die Hypothese spricht auch, dass vornehmlich Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind und die Erkrankung oftmals während der Schwangerschaft oder nach der Einnahme von östrogenhaltigen Medikamenten auftritt. Darüber hinaus nimmt die Krankheitslast mit Erreichen der Menopause nicht selten ab.

Unterstützende Maßnahmen und Sirolimus zur Behandlung der Erkrankung

Ziel der Behandlung der LAM ist es, das Fortschreiten der Lungenschädigung zu verlangsamen und so die Prognose und Lebensqualität zu verbessern. 

Sirolimus (Rapamycin) ist aktuell das einzige von der FDA zugelassene Medikament zur Behandlung der LAM. Der mTOR-Inhibitor hemmt die Proliferation der glatten Muskelzellen in der Lunge. So wird die Verschlechterung der Lungenfunktion verlangsamt. Darüber hinaus kann das Medikament die Größe von Lymphknotenveränderungen und Nierentumoren reduzieren. Das Arzneimittel sollte kontinuierlich eingenommen werden. Studien haben gezeigt, dass es nach Absetzen zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung kommt. 

Darüber hinaus kommen oft unterstützende Maßnahmen zum Einsatz, wie Sauerstoffgabe und Bronchodilatatoren. Als ultima ratio steht die Lungentransplantation zur Verfügung. 

Weitere Behandlungsoptionen sind Gegenstand der aktuellen Forschung. 

LAM-Prognose ist sehr variabel

Die Prognose der Erkrankung hängt von der Lungenfunktion ab und ist somit wenig vorhersagbar. Die Schwere der Symptomatik kann von Patientin zu Patientin unterschiedlich sein. 

Lymphangioleiomyomatose: Fazit für die Praxis

LAM ist sehr selten. Stellt sich eine Frau mit Kurzatmigkeit und Atembeschwerden vor, ist es viel wahrscheinlicher, dass ein Asthma oder eine COPD dahinterstecken. Dennoch sollte die Möglichkeit, dass es sich um eine LAM handelt, erwogen werden. Nur wenn eine Therapie frühzeitig begonnen wird, lässt sich die Verschlechterung der Lungenfunktion bestmöglich verlangsamen. 


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