Zukunft der Diabetologie: Fehlende Weiterbildung gefährdet die Versorgung

Wie wirkt sich der Mangel an Weiterbildungsplätzen in der Diabetologie auf die Patientenversorgung aus – und welche Lösungen fordert der Berufsverband?

Weiterbildung in der Diabetologie nicht ausreichend gesichert

Das Thema Vorhaltepauschale für Diabetologische Schwerpunktpraxen ist nach ausführlicher Diskussion von der Politik in unserem Sinn verstanden worden, darüber sind wir froh und dankbar. Doch mit dem Thema Chroniker-Komplex sind wir noch nicht im sicheren Bereich. Hier gibt es weiter Kämpfe, damit die besondere Situation unseres Arbeitsbereiches und der besondere Umfang unserer Leistung nicht vergessen werden.

Besonders besorgt mich derzeit auch das Thema Weiterbildung. Wir sehen, dass in der Krankenhausgesellschaft sehr viel los ist: Zunehmend transformieren sich Krankenhäuser, bzw. sie schließen auch. Diabetologische Abteilungen werden sukzessive geschlossen. Damit geht die diabetologische Kompetenz in vielen Kliniken mehr und mehr verloren. Und es wird damit auch zunehmend schwieriger, Patientinnen und Patienten mit verschiedenen diabetologischen Erkrankungen, wie etwa diabetisches Fußsyndrom oder Ketoazidose, adäquat stationär versorgen zu lassen. Verschärfend dabei ist, dass immer weniger Kolleginnen und Kollegen im diabetologischen Bereich ausgebildet werden können und in Zukunft in der Versorgung fehlen werden.

Weniger Fachexpertise trifft auf mehr Versorgungsbedarf

Wir erleben es: Die Zahl der ambulant tätigen Diabetologinnen und Diabetologen sinkt kontinuierlich, während der Versorgungsbedarf von Menschen mit Diabetes weiter ansteigt. Die Anforderungen sind zunehmend komplex und steigen stetig: Die Zahl der Menschen mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes wächst, Gestationsdiabetes nimmt zu, migrationsbezogene Faktoren wie beispielsweise Sprachbarrieren oder kulturelle Gegebenheiten kommen hinzu. Die medizinische Betreuung benötigt dann eine erhöhte Sensibilität und unter Umständen auch mehr Zeit. 

Und zeitgleich fehlen Weiterbildungsplätze. Warum ist das so? Ganz einfach: für diese gibt es keinerlei Finanzierung. Für mich bedeutet das, dass ich, wenn ich eine Weiterbildungsassistentin in meiner Praxis ausbilde, das auf eigene Kosten tun muss. Ich muss anleiten und beaufsichtigen und kann mich in dieser Zeit nicht um die eigene Praxis kümmern. Doch für diese eigentlich gesamtgesellschaftliche Aufgabe gibt es keine Förderung, keine Unterstützung. Daher können oder wollen viele Praxen das nicht mehr leisten. Es rechnet sich einfach nicht. Weiterbildung ist aus eigenen Praxismitteln allein nicht finanzierbar.

Eigene Niederlassung – heute nicht mehr so attraktiv wie einst

Wie alle Berufsverbände haben auch wir Nachwuchsprobleme. Es gibt ohnehin weniger Menschen, die in die Diabetologie wollen, und es gibt in der jüngeren Generation andere Lebensmodelle. Viele lassen sich lieber anstellen, als eine eigene Praxis zu führen. Und sie wollen oder können oft auch nicht in Vollzeit arbeiten.

So kommt alles sehr ungünstig zusammen: Diabetologische Abteilungen schließen, weniger Menschen kommen in die Ausbildung mit Zusatzbezeichnung Diabetologie, weniger Praxen wollen und können die Ausbildung auf eigene Kosten anbieten, und wenn dennoch eine Ausbildung erfolgt, haben die Betreffenden eine andere Lebensplanung als noch ihre Vorgänger, die, wie ich eine eigene Praxis aus dem Nichts aufgebaut haben. Die eigene Niederlassung erscheint Vielen heute nicht mehr so attraktiv wie damals. 

Initiative für eine rechtssicheren Förderverpflichtung

Zusammengefasst: Wir fordern für die Diabetologischen Schwerpunktpraxen eine Finanzierung, damit wir  Kolleginnen und Kollegen aus- und weiterbilden können. In der Hausärzteschaft ist das etabliert, wenn sie die Weiterbildung von Assistenzärztinnen und -ärzten zum Hausarzt in ihrer Praxis ermöglichen. Das fordern wir analog. Nur so kann die wichtige fachliche Expertise der Diabetologie erhalten bleiben.

Der Berufsverband der niedergelassenen Diabetologinnen in Bayern hat eine Initiative gestartet für einen nachhaltigen, rechtssicheren Weg für eine explizite Förderverpflichtung der diabetologischen Zusatzweiterbildung, die auch entsprechend finanziert wird. Dem hat sich der BVND Berlin angeschlossen.