Anstellung von Medizinischen Fachangestellten für die Arztpraxis

Für eine erfolgreiche Mitarbeitersuche zählt Wissen über wirtschaftliche Rahmenbedingungen und regionale Unterschiede. Wir beleuchten einige Einflussfaktoren auf die Arbeitgeberwahl von MFA.

Was Arztpraxen bei der Einstellung von MFA beachten sollten

Wegen des aktuellen Fachkräftemangels kämpfen Praxen um die wenigen Medizinischen Fachangestellte (MFA), die auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Was dabei schnell außer Acht gelassen wird, sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen und regionale Unterschiede in Gehalt und Arbeitsplatzattraktivität. Wir informieren Sie daher über einige Einflussfaktoren bei der Entscheidungsfindung von MFA für oder gegen eine Stelle. Denn dabei muss es nicht an der Attraktivität Ihrer Praxis liegen, dass MFA andere Arbeitgeber vorziehen.

Gehälter im regionalen Vergleich

Arztpraxen sehen sich häufig der Kritik ausgesetzt, ihren MFA im Vergleich zu Kliniken nicht genügend Lohn zu zahlen. Trotzdem bevorzugen manche MFA den Arbeitsalltag in einer ambulanten Praxis. Um im Vergleich zu anderen Praxen beim Gehalt punkten zu können, ist es daher wichtig, regionale Unterschiede zu kennen.

Auffällig ist hierbei vor allem die Gehaltsdifferenz zwischen Ost- und Westdeutschland. Während MFA laut Entgeltatlas 2021 in westlichen Bundesländern monatlich bis zu 2.817 € brutto verdienen, erhalten sie in den östlichen Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg) nur zwischen 2.256 € und 2.353 € im Monat. Das höchste Gehalt erhalten MFA in Hamburg, gefolgt von Bayern mit 2.756 € und Baden-Württemberg mit 2.743 €. Der Median in Deutschland liegt bei 2.655 €. Diese Zahlen als Richtwert können Ihnen dabei helfen einzuschätzen, mit welchem Gehaltsangebot Sie regionale Konkurrenten übertreffen können. Zugleich erlauben sie ein besseres Verständnis, wenn Bewerbende eine Praxis in einem anderen Bundesland als Arbeitgeber vorziehen.

Bundesland Gehalt
Hamburg 2.817 €
Bayern 2.756 €
Baden-Württemberg 2.743 €
Bremen 2.728 €
Schleswig-Holstein 2.710 €
Saarland 2.703 €
Hessen 2.700 €
Berlin 2.689 €
Nordrhein-Westfalen 2.669 €
Rheinland-Pfalz 2.664 €
Niedersachsen 2.631 €
Brandenburg 2.353 €
Mecklenburg-Vorpommern 2.329 €
Thüringen 2.276 €
Sachsen-Anhalt 2.256 €
Sachsen 2.256 €

Tabelle 1: Medianwerte des Monatsgehalts für MFA pro Bundesland
Quelle: Bundesagentur für Arbeit – Entgeltatlas 2021

Darüber hinaus ist noch zu betrachten, welchen Einfluss Weiterbildungen auf das Gehalt von MFA haben können. Genaue Zahlen zu nennen, ist in diesem Bereich schwierig, schließlich hängt die Gehaltserhöhung sowohl vom Inhalt und Umfang der Fortbildung als auch der Berufserfahrung und dem Verantwortungsbereich der MFA ab. Allerdings erweitern Angestellte mit Fortbildungen nicht nur ihr Wissen, sondern auch ihren Mehrwert für Ihre Praxis. MFA können daraufhin mehr Verantwortung für medizinische oder administrative Aufgaben übernehmen und frische Impulse für einen besseren Praxisablauf geben. Im besten Falle macht dies die Anstellung einer weiteren MFA obsolet. Würdigen Sie diesen Mehrwert, indem Sie eine Gehaltserhöhung bieten. Denn tun Sie es nicht, werden sich die MFA bei anderen Arbeitgebern umschauen. Honorieren Sie steigende Kompetenz daher mit einer angemessenen Gehaltserhöhung und mehr Verantwortung im Praxisbetrieb. 

Interesse wecken mit flexiblen Arbeitszeitmodellen

Die Corona-Pandemie hat zu einem allgemeinen Wandel von Arbeitsmodellen geführt. Während sich im Bürosegment das Homeoffice etabliert hat, wünschen sich auch MFA mehr Flexibilität in Arbeitszeit und Berufsgestaltung. Der klassische 9-to-5-Job ist nicht mehr die einzige Option für einen geregelten Praxisalltag. Geben Sie Bewerbenden die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Arbeitszeitmodellen zu wählen, um mehr Interessenten für sich zu gewinnen. Die bekannte Halbtagsstelle kann beispielsweise vor allem für frische Eltern sehr attraktiv sein, um Berufs- und Familienleben miteinander zu vereinen.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren bereits vor der Pandemie mehr als 45% der MFA in Teilzeit beschäftigt (Stand: März 2019). Eine Teilzeitstelle mit verschiedenen Abstufungsmöglichkeiten gibt jungen MFA, Quereinsteigenden und Nebenberuflern die Chance, eine Anstellung in Ihrer Praxis mit flexibler Lebensgestaltung zu kombinieren. Wie bereits erwähnt können MFA durch Weiterbildungen mehr Kompetenz und Mehrwert für Ihre Praxis erzielen. Unterstützen Sie die intrinsische Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeitenden, indem Sie Arbeitszeitmodelle anbieten, die berufsbegleitende Fortbildungen erlauben.  Sie, Ihre Praxis und Ihre Patienten und Patientinnen werden davon profitieren!

Wertschätzung und Empathie für ein langfristiges Arbeitsverhältnis

Neben wirtschaftlichen und regionalen Argumenten für oder gegen eine Stelle, spielen natürlich auch Wertschätzung und Empathie durch den Arbeitgeber eine wichtige Rolle. Gehen Sie auf die individuelle Lebenssituation Ihrer Bewerbenden ein und zeigen Sie Flexibilität in der Arbeitsplatzgestaltung. Häufig machen sich Bewerbende schon mit konkreten Wünschen auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Sprechen Sie daher gerne bereits in der Ausschreibung an, dass Sie offen für verschiedene Arbeitsmodelle sind, um möglichst viele Bewerbende auf sich aufmerksam zu machen. Denn ausschlaggebend für einen erfolgreichen Praxisbetrieb sind vor allem die Kompetenz und Persönlichkeit Ihrer Bewerbenden, nicht ihre Zeit. Wie in vielen Bereichen gilt auch hier Qualität vor Quantität!

Nachdem sich ein MFA oder eine MFA für Sie als Arbeitgeber entschieden hat, geht es darum, ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis aufzubauen. Nach Vertragsunterzeichnung punkten Sie vor allem mit Wertschätzung und Dankbarkeit für die täglich erbrachten Leistungen. Auch der Einsatz von digitalen Tools, um Ihren Mitarbeitenden Arbeitsprozesse zu erleichtern und Stress zu reduzieren, macht Sie als Arbeitgeber langfristig attraktiv. Es signalisiert Veränderungsbereitschaft und dass Sie Ihren Mitarbeitenden ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen möchten. Mehr Informationen wie Sie Fachkräfte für sich gewinnen können, finden Sie auch im Ratgeber "Arztpraxis als attraktiver Arbeitgeber".


Weitere Tipps, wie Sie mit einfachen Mitteln langfristige Arbeitsverhältnisse und ein starkes Praxisteam aufbauen, erhalten Sie während des Hausarzt-Tages am 18. März 2023 in MünchenDr. med. Shabnam Fahimi-Weber nähert sich bei der Fortbildung für Allgemeinmediziner dem Thema Praxisorganisation in einer sehr praxisnahen und alltagstauglichen Art und Weise. Es geht nicht um die revolutionäre Umstrukturierung der gesamten Praxis, sondern um innovative Ansätze und die kleinen Tipps & Tricks, die man sofort anwenden und damit die Praxisorganisation effektiver, wirtschaftlicher und angenehmer gestalten kann.

 

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Referenzen:

  1. Bundesagentur für Arbeit (2021). Entgeltatlas.  https://web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas/beruf/33213.

  2. Deutscher Bundestag (2020). Antwort: auf die Kleine Anfrage – Drucksacke 19/15835 – Fachkraft-Präsenz in Arztpraxen. https://dserver.bundestag.de/btd/19/163/1916303.pdf.

  3. dubidoc (2023). Arztpraxis als attraktiver Arbeitgeber.