Sehr geehrtes Kollegium, ich bin ein junger Kollege und spiele derzeit mit dem Gedanken, einen Auslandseinsatz (als Arzt) zu absolvieren. Man hört ja viel von Organisationen wie beispielsweise Ärzte ohne Grenzen. Gibt es noch andere Organisationen? Haben Sie Erfahrungen damit und vielleicht sogar selber schon einen Auslandseinsatz absolviert? Wie sieht das mit Finanzierungen aus? Gibt es honorierte Einsätze oder ist das vorwiegend ehrenamtlich? Haben Sie noch sonstige Ratschläge und Tipps dazu? Für Ihre Anregungen bin ich sehr dankbar! Viele Grüße!
Wertes Kollegium, die berufliche Belastung ist in unserem Job oft erheblich. Seien es individuelle Fälle, Patientenschicksale, Arbeitsbelastungen oder Probleme im direkten Kollegium – die Risiken, einer enormen physischen und psychischen Belastung ausgesetzt zu sein, sind hoch.(Einen ausführlichen Bericht dazu findet man zum Beispiel hier: http://aekno.de/page.asp?pageId=7575&noredir;=True ) Es gibt ja bekanntermaßen auch Instrumente, die dem entgegen wirken sollen. Balintgruppen, Supervisionen (vorwiegend in psychiatrischen Abteilungen) oder ähnliches. Welche Projekte sind Ihnen bekannt? Nutzen Sie solche Projekte/Instrumente? Gibt es in Ihrer Klinik regelmäßig angesetzte Termine? Sehen Sie Nachholbedarf in diesem Bereich?
Gestern Abend vollbrachte der Österreicher Felix Baumgartner seinen Rekordsprung aus einem Heißluftballon aus 38 km Höhe. In freiem Fall ging es die Schallmauer durchbrechend wieder zurück in Richtung Erde, wo sein Fallschirm ihn nach 5 Minuten freien Falls sicher landen ließ.
Dass die gesamte Aktion eine riesen Werbekampagne für den Großsponsor gewesen ist, ist klar. Die Crew und sämtliche Berichterstatter rühmen sich aber damit, einen irgendwie gearteten großartigen wissenschaftlichen Nutzen aus dem Sprung zu ziehen und die Menschheit damit zu bereichern. Dieser soll vor allem auch medizinischer Art sein. Auf der Projekt-Website werden die medizinischen Probleme hinsichtlich Dekompression, Stickstoff etc. angesprochen. ( www.redbullstratos.com )
Ich frage mich, in welcher Art und Weise da ein großartiger wissenschaftlicher Nutzen entstanden sein soll. Für die Medizin in Ihrer täglichen Relevanz wird es wohl eher unbedeutend sein. Was meinen Sie?
Sehr geehrte Kollegen,
folgender Fall beschäftigte uns in der Klinik:
13 jähriges Mädchen, im Verlauf von 3-4 Tagen aufgetretene Facialisparese links (peripher). Sonst gesund, kein Fieber, keine Auffälligkeiten.
Kein Aufenthalt in Waldnähe/Garten o.ä., dem Kind und den Eltern kein Zeckenbiss erinnerlich. Im Verlauf dann Zunahme der Parese. Sämtliche Labordiagnostik im Serum und Liquor auf Borrelien, Herpesviren war unauffällig, ein cMRT ergab ebenfalls keinen Hinweis auf auffällige Befunde spez. im Bereich des N. facialis. Initiale antivirale Therapie bei V.a. Herpesinfektion wurde nach Ausschluss wieder abgesetzt. Daraufhin Steroidtherapie intiiert ohne Besserung der Symptomatik.
Die meisten Fälle der Facialisparese sind ja bekanntlich idiopathische -als Bell's Palsy bezeichnete- Paresen. Dennoch würde ich gerne wissen, ob Sie noch andere Diagnostik in die Wege geleitet hätten, bzw. noch andere Ideen für eine Ursache haben. Denn "idiopathisch" möchte man, gerade beim Kind, dann doch wirklich erst als finalen Ausschluss diagnostizieren.
Eine Debatte wurde aktuell auf dem Deutschen Gynäkologen-Kongress erneut los getreten: Ist die Laparoskopie wirklich besser als die offene Chirurgie?
Weit bekannt sind die Vorteile hinsichtlich Übersicht im Operationsgebiet, Rekonvaleszenzzeiten und Analgetikaverbrauch auf Seiten der Laparoskopie; dem gegenüber stehen eine mutmaßlich höhere Wahrscheinlichkeit für Tumorstreuung intraperitoneal sowie längere OP-Dauern mit den Folgen der Nervenkompression und anderen trophischen Störungen.
Wie sind Ihre Erfahrungen diesbezüglich? Kann eine allgemeine Tendenz in operativen Fächern vermutet werden?
Aktuell berichtet wird über eine Studie des Amerikaners David Haas, der eine große Netzwerkmetaanalyse durchgeführt hat mit dem Ziel, die bei drohender Frühgeburt eingesetzten Tokolytika einzustufen und deren Wirksamkeit zu vergleichen. Einbezogen wurden 95 randomisierte klinische Studien. Herausgefunden wurde, dass es Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit gibt – hier sind Prostaglandininhibitoren gefolgt von Magnesiumsulfat und Kalziumantagonisten die wirksamsten. Allerdings ist der wirklich interessante Punkt der Studie, dass hinsichtlich der Endpunkte Mortalität sowie Atemnotsyndrominzidenz kein Tokolytikum signifikant besser zu sein scheint, als ein Placebo. Das hieße, dass der eigentlich Zweck, weshalb die Tokolyse durchgeführt wird (mehr Zeit für Lungenreifeinduktion) nun mehr nicht besser erfüllt werden kann als mit einem Placebo (also ohne Tokolyse). Die Ergebnisse könnten eine bahnbrechende Wirkung in der Pränatalmedizin haben. Wie ist der Umgang in Ihren Kliniken mit den Studienergebnissen? Denken, Sie, dass hiermit der Tokolyse die Existenzgrundlage genommen wurde?
Hallo leiebe Kollegen,
ich habe kürzlich im Bekanntenkreis folgenden Fall gehabt: der Sohn einer Freundin (Mitte 20)konsultierte mich, weil er eine auffällige Stelle im Bauchbereich festgestellt hatte. Ich (als dermatologisch nicht wahnsinnig belesener Arzt) inspizierte die Stelle und konnte einen pigmentierten Nävus erkennen, welcher bei Aufsicht mit einem Vergrößerungsglas einen unregelmäßigen Rand sowie eine heterogene Färbung aufwies. Nach der ABCDE-Regel, die ich noch im Kopf habe, erschien mir die Struktur auffällig und ich empfahl ihm, zu einem dermatologischen Kollegen zu gehen. Dies tat er dann auch. Allerdings musste er, da er noch jünger als 35 Jahre ist, die Vorsorgeuntersuchung, also die Inspektion des Dermatologen, privat zahlen.
Dieser erachtete die Struktur ebenfalls als auffällig und entschloss sich, in Einvernehmen mit meinem Bekannten, diesen zu exzidieren. Die Kosten hierfür trug dann aber, da medizinisch indiziert, die Krankenkasse.
Im Endeffekt musste der Junge also 60€ für die Untersuchung zahlen, damit der Dermatologe die Indikation zur Exzision stellen konnte –diese hat die Krankenkasse dann großzügig übernommen. Ist das nicht eine Absurdität? Mit welcher Begründung wird in begründeten Verdachtsfällen dem Patienten solch eine Untersuchung verwehrt? Gibt es solche Fälle auch in anderen Bereichen der Medizin? Ich finde das ist ein Missstand, der angesprochen werden sollte.
Das Neugeborenenhörscreening steht seit 2009 jedem Neugeborenen zu. Prof. Dr. Manfred Gross, Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin untersuchte mit seinem Team kürzlich die Teilnahmequoten des Hörscreenings in Berlin und Brandenburg. Das Ergebnis zeigte, dass in Berlin 20% der Kinder kein Hörscreening erhalten. Prof. Gross vermutet die Ursache in der immer früheren postnatalen Entlassung aus der Klinik, bevor ein Screening durchgeführt werden kann.
Wie sind die Regelungen in Ihren Kliniken? Werden dort alle Kinder gescreent? Sollten Sie niedergelassen sein: wie sind Ihre Eindrücke hinsichtlich der Screeningzahlen? Führen Sie selber in der Praxis Screenings durch sofern das in der Klinik nicht passiert ist?
Gerade in der Pädiatrie ist die Einschätzung des Schweregrades einer Erkrankung nach Gefühl und klinischem Bild sehr schwierig. Eine aktuelle Studie hat im Zeitraum des Jahres 2004 rund 4000 Kinder und Jugendliche bei Arztkonsultation erfasst. Zusätzlich zu den fallgemäßen diagnostischen Maßnahmen wurden das Bauchgefühl, also eine klinische Einschätzung des Arztes, notiert. Im Anschluss wurde der weitere Verlauf der Fälle untersucht – eine schwere Infektion lag dann definitionsgemäß vor, sobald das Kind innerhalb von 24h nach Erstkonsultation stationär eingewiesen wurde. Die Ergebnisse bestätigten die Schwierigkeiten des ärztlichen Bauchgefühls: Von allen Fällen wurden ärztlicherseits 46 Patienten als potentiell schwer krank eingeschätzt – lediglich 2 Fälle wurden hierbei positiv eingeschätzt. 44 mal lag also eine unkorrekte Einschätzung nach ärztlichem Gefühl vor. In der Gruppe der initial als nicht schwerwiegend eingeschätzten Fälle ergaben sich im Nachhinein 6 schwere Infektionen, die also durch das Bauchgefühl nicht auffielen.(siehe auch: http://www.bmj.com/content/345/bmj.e6144 ) Dass ein Bauchgefühl keine verlässliche diagnostische Maßnahme ist, leuchtet ein – dennoch spielt diese Einschätzung keine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse implizieren, dass bei einer Einschätzung, die einen eher benignen Verlauf vermuten lässt, trotzdem Vorsicht geboten ist. Wie sehen Sie Ihr ärztliches Gespür zum Schweregrad der Erkrankungen und den nachträglich wirklichen Verläufen? Ziehen Sie Ihr Gefühl bei Therapieentscheidungen und Empfehlungen mit in Betracht?
Sehr geehrtes (kardiologisch aktives) Kollegium,
es ist nun ein Jahr her, dass die Zulassung für den direkten Thrombin-Inhibitor Dabigatran in Deutschland zur Behandlung bei Vorhofflimmern erfolgte. Der Start war ja bedeutend schwierig, Skepsis mischte sich mit Hoffnung und Begeisterung – die Laienpresse torpedierte das neue Medikament schnell.
Die gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Schlaganfall‐Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie versuchte (zumindest in Fachkreisen, die meisten Mythen und Behauptungen zu entkräften sowie red flags und weitere Hinweise zur Therapie aufzuzeigen (siehe hier: http://dgk.org/daten/news/PM_Dabigatran_2311111.pdf ).
Uns interessiert, wie Ihre Erfahrungen mit der Dabigatrantherapie bei Vorhofflimmern im ersten Jahr der Einführung sind. Setzen Sie die Therapie ein? Wie ist das Feedback der Patienten (v.a. hinsichtlich Compliance etc)? Können Sie persönlich einen Vergleich zur Phenprocoumontherapie ziehen?
Liebe Kolleginen und Kollegen, eine lesbische Patientin (in fester Partnerschaft, unverheiratet) plant eine Selbstinsemination (zuhause) mit Spendersamen, das sie aus dem Ausland bestellt. Darf ich die Patienin diesbezüglich unterstützen (zB Zyklusmonitoring) oder in irgendeiner Form beraten? Meine Recherchen zur aktuellen Rechtslage haben mir nicht weitergeholfen - ich werde aus dem Wust an Gesetzentexten nicht schlauer. Hier eine Stellungnahme des LSVD: http://lsvd.de/1684.0.html Einerseits möchte ich helfen, andererseits möchte ich mich nicht strafbar machen. Für fundierte, kollegiale Ratschläge wäre ich sehr dankbar!
Welche Ursachen hat eine rez. Osteonekrose bei einer Patientin in der Menopause? Ist es primär ein internistisches Problem ( Durchblutungsstörungen etc. ) oder ein orthopädisches Problem und welche diagnostischen und therapeutischen Notwendigkeiten ergeben sich?
Guten Abend, sehr geehrte Kollegen, wie würden Sie eine nicht intakte Schwangerschaft in der Sectionarbe bei einer 25-jährigen therapieren? Wenn konservativ, mit welchem medikamentösen Regime? Wenn chirurgisch, über welche Zugänge?
Wie die Ärztezeitung meldet, denkt die Bundesregierung über eine Erweiterung des Patientenrechtegesetzes nach: künftig könnten demnach Ärzten Sanktionen drohen, wenn sie keine oder nur eine unzureichende Berufshaftpflichtversicherung haben. Es soll sogar das Ruhen der Approbation angeordnet werden können. Damit soll sichergestellt werden, dass Ärzte im Falle eines Behandlungsfehlers nicht ohne eine Berufshaftpflichtversicherung da stehen. Die Begründung führt die große Bedeutung aus, die eine Berufshaftpflicht für Patienten habe: nur so könne gewährleistet werden, dass für etwaige Schäden ein vollständiger Ausgleich erfolge - vor allem dann, wenn es sich um größere Schadensersatzzahlungen handele. Dafür soll die Bundesärzteordnung geändert werden. Zwar seien entsprechende Sanktionen schon länger möglich, bislang mangele es in der Praxis an ausreichenden Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten, so der Änderungsantrag. Grundsätzlich sei durch die zuständigen Stellen sicherzustellen, dass "mögliche Geschädigte in der Lage sein müssen, Schadensersatzansprüche zu realisieren". In deren Interesse seien die Sanktionen angemessen und verhältnismäßig, heißt es in dem Änderungsantrag. Oftmals reiche nach informierten Stellen bereits das Androhen von Sanktionen aus, um den Notstand zu beseitigen. Ob hier ein letztes Aufbäumen des Sommerlochs zu beobachten ist und letzen Endes im Sande verläuft, oder krankhafte deutsche Regelwut einen weiteren legislativen Papiertiger in eine mit überflüssigen Verordnungen und Gesetzen reichbestückte Arena schickt, bleibt bis Januar abzuwarten.
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