Aus besonderem persönlichen Interesse und in Bezug auf einen Artikel der Zeit möchte ich an dieser Stelle ein nicht-medizinspezifisches Thema zur Diskussion bringen: das Pendeln bzw. die "berufsbedingte Mobilität". In einem Interview mit dem Soziologen Norbert F. Schneider werden im Artikel der Zeit Risiken und Gefahren beleuchtet und allgemeine Daten beschrieben. Insgesamt sei jeder fünfte Erwerbstätige mobil, dabei gibt es verschiedene Formen des Pendelns- vom Fernpendeln über Dienstreisen zur Umzugsmobilität. Jeder zweite sei im Laufe seines Berufslebens eine gewisse Zeit beruflich mobil gewesen und Umfragen zufolge sieht sich dabei jeder dritte als "zwangsmobilisiert".
Während Männer insgesamt unabhängig von ihrem Privatleben mobil sind, richtet es sich bei Frauen nach dem Familienstatus - Frauen stoppen in der Regel das Pendeln bei Familienzuwachs, viele Pendlerinnen sind kinderlos und seltener verheiratet. Risiken und Gefahren ergeben sich vor allem für die Gesundheit, die soziale Integration und das Familienleben.
Berufliche Mobilität als Möglichkeit und Errungenschaft der modernen Gesellschaft sei also mit Vorsicht zu betrachten, Schneider warnt vor den Folgen und betont dabei wie wichtig es ist, sich über die Notwendigkeit, die Zumutbarkeit und die Möglichkeiten zur Reduzierung von Belastungen bewusst zu werden.
Wie stehen Sie zum Thema? Haben Sie selbst Erfahrungen gemacht oder beobachtet? Sind Sie Ihrer Heimat treu geblieben oder in einer anderen Region sesshaft geworden ( aus privaten oder beruflichen Gründen?)?
Ich persönlich bin sehr dankbar über die Möglichkeiten der Mobilität und war mir schon frühzeitig sicher, mein Leben nicht dauerhaft in meiner Heimat zu verbringen, auch wenn ich immer wieder gern zu Besuch zurückkehre. Die Angst, etwas zu verpassen und das Interesse am Reisen und Entdecken der Welt spielen bei mir eine große Rolle.
Die Medizin liefert dabei das ideale Fachgebiet, mit dem man an den verschiedensten Orten und Einrichtungen arbeiten kann. Meiner Meinung nach sollten wir diese Chance in jungen Jahren nutzen!
Diclofenac als international empfohlenes und am häufigsten eingesetztes NSAID steht schon seit einiger Zeit im Fokus der Arzneimittelbehörden, da es das kardiovaskuläre Risiko laut Studien von Patricia McGettigan (London) und David Henry (Toronto) eindeutig erhöhe. Dennoch wird es von der WHO zu den essenziellen Medikamenten gezählt, deren Verfügbarkeit in allen Ländern gewährleistet sein soll.
Lassen Sie sich von den Studien beeinflussen? Hat sich der Umgang mit Diclofenac in Ihrer Klinik und in Ihrem persönlichen "Gebrauch" verändert? Solche Studienergebnisse sollten doch in absehbarer Zeit entsprechende Folgen haben. Welche alternative Therapie bietet sich an?
Ich habe vor kurzem von einer Freundin davon gehört, dass man sich mit sogenannten Locum-Stellen z.B. in Großbritannien einiges dazuverdienen könnte. Im Prinzip handelt es sich dabei um Vertretungsstellen an Kliniken, die aufgrund des Ärztemangels in GB entstehen. Mich würde nun interessieren, ob hier vielleicht schon jemand Erfahrungen mit diesen Jobs gemacht hat. Einerseits stelle ich mir das Arbeiten im Ausland natürlich interessant und weiterbildend vor, andererseits besteht natürlich in dieser neuen unbekannten Umgebung ein erhöhtes Risiko, Fehler zu machen. Lohnt sich also dieser Extraaufwand?
Liebe Kollegen, ich möchte Sie auf folgenden sehr interessanten Vortrag des Göttinger Neurobiologen Prof. Gerald Hüther aufmerksam machen, der Denkansätze aufwirft, wieso wir Menschen so ticken, wie wir eben ticken. Dabei geht er besonders auf das Konsumverhalten ein, das er darin begründet sieht, dass seelischer Schmerz durch eben diese Ersatzbefriedigung kompensiert werden muss. Getreu dem Motto: Unglückliche Menschen kaufen mehr und die Wirtschaft braucht und schafft sich diese Menschen! Sehen und hören Sie selbst: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v;=MrYcRzN91eE Was halten Sie von der These, dass glückliche Menschen nichts kaufen, weil sie bereits glücklich sind? Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass viel konsumierende Menschen unglücklich sind. Ist das nicht eine sehr gewagte These?
In der kürzlich in "Anesthesiology" erschienenen Studie wird der deutsche Klinikalltag an 105 Krankenhäusern widergespiegelt und gezeigt wie erfolgreich eine intensive Schmerztherapie bei Anwendung moderner schmerztherapeutischer Verfahren sein kann, so die Hauptautoren des Universitätsklinikums Jena. Gleichzeitig wird jedoch auch gezeigt, dass eine adäquate Schmerzversorgung nach einigen Eingriffen versäumt wird und somit postoperativ stärkere Schmerzen als erwartet beschrieben werden.
In der Studie konnten 50.000 Patientendaten im Rahmen des Akutschmerzprojektes QUIPS ausgewertet werden. Dabei wurden die Patienten am Tag nach der Operation alle nach dem gleichen standardisierten Schema befragt. Es wird deutlich, dass vor allem kleinere Eingriffe wie Appendektomien oder Tonsillektomien schmerzhafter beschrieben wurden, als große Eingriffe an Lunge oder Magen.
Die Autoren sehen vor allem die mangelhafte Umsetzung von Leitlinienempfehlungen und das Fehlen von Schmerzteams an vielen Kliniken als Hauptursachen der unzureichenden Schmerztherapie nach operativen Eingriffen.
Literatur dazu: Gerbershagen HJ et al. Pain Intensity on the First Day after Surgery: A Prospective Cohort Study Comparing 179 Surgical Procedures, Anesthesiology, 2013
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23392233
In der NDR-Sendung "Markt" wurde gerade ein Skandal in der Getränkebranche enthüllt. In alkoholfreien Erfrischungsgetränken wurden erhöhte Werte von Benzol entdeckt. Benzol wirkt mutagen auf Keimzellen, wobei bisher noch keine toxische Dosis ermittelt werden konnte. Für Trinkwasser gibt es einen Grenzwert für Benzol bei 1 Mikrogramm pro Liter. Absurderweise gibt es den aber für Erfrischungsgetränke nicht. Hier wird gerne Benzoesäure (E211) als Konservierungsmittel eingesetzt. Kombiniert man dieses mit Ascorbinsäure (Vitamin C) kann es zur Bildung von Benzol kommen.
Gerade für Patienten, die glauben durch vermeintlich gesunde Wellnessgetränke fit zu bleiben, ist das eine wichtige Information.
Liebes Kollegium, ist das für Sie ein relevantes Ergebnis, das sie ihren Patienten mitteilen? Sehen Sie darin eine Gefahr? Oder wird Krebs Ihrer Meinung doch eher durch die Hysterie darüber hervorgerufen?
Hier noch mal zur Info der Bericht aus dem NDR:
http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/lebensmittel/benzol109.html
Bald wird wieder gewählt in Deutschland. Man spürt es ganz deutlich. Die Opposition rührt die Werbetrommel für soziale Gerechtigkeit. Auch das Gesundheitswesen soll dran glauben. So werben die Grünen gerade mit der Bürgerversicherung. Das Konzept sieht vor, dass alle Bürger Pflichtmitglieder in der Krankenversicherung sind, die einheitliche Leitungen anbietet. Dafür müssen alle Beiträge zahlen, die der Höhe ihres Einkommens angepasst sind. Damit soll das vorherrschende Zweiklassensystem unter Patienten abgeschafft werden. Dass Privatversicherte z.B. schneller einen Termin erhalten, als Gesetzlichversicherte ist ein offenes Geheimnis. Ein Privatpatient ist schlichtweg lukrativ. Dabei bleibt zu unterscheiden, ob ein Arzt den Privatpatienten benötigt, um seine/ihre Praxis zu finanzieren, oder doch eher, um das Anwesen auf Sardinien querzufinanzieren. Also liebes Kollegium, sprechen Sie sich für die Bürgerversicherung aus? Glauben Sie das System könnte für Deutschland funktionieren und für etwas mehr Gerechtigkeit sorgen oder sehen Sie sich unter diesen Umständen schon ihre Praxis schließen?
Eine Schwangerschaft ist häufig ein großer Einschnitt im Leben einer Frau. Nicht jede reagiert darauf mit überschwänglichen Reaktionen. Im Gegenteil: Es bedarf oft einiger Zeit, bis sich die Schwangere mit ihrer neuen Situation angefreundet hat. Leider gelingt das nicht immer zwingend. So entwickelt nahezu jede 10. werdende Mutter eine manifeste Depression. Bemerkt man dies als betreuender Gynäkologe, muss man sich entscheiden: Eine Psychotherapie oder doch die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. In der Ärztezeitung habe ich gerade einen Artikel gelesen, der wohl etwas die Angst vor der Verschreibung von Antidepressiva nehmen soll. Nach Aussage der beschriebenen Studie sollen Antidepressiva nur geringfügige Auswirkungen auf das Ungeborene haben (z.B. leicht geringeres Geburtsgewicht und leicht verfrühter Geburtstermin). Das ist natürlich ein wichtiges und relevantes Ergebnis. Allerdings frage ich mich, ob dieser Artikel nicht dazu aufruft, viel zu schnell "geringfügige Auswirkungen" auf das Ungeborene in Kauf zu nehmen. Mich würde interessieren, wie die Kollegen mit einer depressiven Schwangeren umgehen. Was sind Ihre ersten therapeutischen Schritte und ab wann sehen Sie Medikamente für klar indiziert?
Sehr geehrte Kollegen, ich habe eine Frage in eigener Sache. Meine Tochter (22 Jahre) kam am Sonntag aus dem Winterurlaub zurück und klagt seitdem über Sensibilitätsstörungen in den Zehen (2. Bis 4. Strahl beidseits)beim Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen. Dieses "Kribbeln" hält drei Sekunden an und endet dann wieder. Sie hat in Österreich eine Snowboardschule besucht und ist typischerweise oft auf ihr Gesäß gefallen. Nun frage ich mich zu welchem Arzt ich sie am ehesten schicken soll... Zu einem Orthopäden, um eine Nervenschädigung im Wirbelsäulenbereich auszuschließen oder lieber erst eine gestörte Durchblutung abklären lassen? Ich will meiner Tochter ja auch keine Angst machen bezüglich möglicher Ursachen, aber irgendwie muss ja die Diagnostik beginnen. Vielen Dank für Ratschläge!
Der Jugendschutz macht derzeit nicht nur in Sachen Alkoholkonsum Schlagzeilen. Auch der Glücksspielbranche drohen schärfere Auflagen. Umfragen zufolge habe nämlich das Automatenspiel bei den 18- bis 20-jährigen stark zugenommen. Eine Übersicht des Ministeriums zeigt, dass bis 2011 sogar jeder Fünfte junge Mann spielte und sich somit der Anteil seit 2007 mehr als verdreifacht hat. Der Entwurf einer Spielverordnung von Ende Februar sieht vor, dass bis 2018 in Gaststätten nur noch ein Geldspielgerät zulässig sei (bisher waren es drei). Außerdem werden in dem Entwurf auch Spielpausen, Regelungen gegen Geldwäsche und die personenungebundene Spielerkarte thematisiert.
Sind Auflagen dieser Art in einem von der Wirtschaft geprägten Staat überhaupt umsetzbar und inwiefern werden Ihrer Meinung nach Jugend- und Spielerschutz unterstützt? Ich meine, wer spielen will, der findet online oder in irgendeinem Keller garantiert die Möglichkeit...
Liebe Kollegen,
Kennen Sie den Begriff der Orthorexia nervosa? Es handelt sich hierbei keinesfalls um eine neumodische Wortschöpfung. Bereits 1997 wurde dieses "krankhafte Gesundessen" vom amerikanischen Mediziner Steven Bratman beschrieben. Er bezeichnete damit eine übersteigerte Fixierung auf gesunde Nahrungsmittel. Betroffene definieren demnach gesunde Ernährung immer strenger bis hin ins Extreme und ernähren sich im Endeffekt sehr einseitig und leiden unter verschiedenen Mangelerscheinungen. Nun geistert die Orthorexia nervosa seit einigen Jahren wieder durch die Presse. 2011 wurde zum Beispiel eine besondere Gefährdung von Menschen, die sich besonders gut mir den Nahrungsmitteln auskennen, ausgesprochen (Eat Weight Disord. 2011 Jun; 16(2):e127-30). Wesentliche Ursachen sollen die stetige Berichterstattung über potenziell gesundheitswidrige Inhaltsstoffe und Skandale im Verbrauchermarkt, wie z.B. die gefälschten Bio-Produkte, sein.
Wie weit reicht gesunde Ernährung Ihrer Meinung nach? Haben Sie entsprechende Fälle bereits in der Praxis erlebt oder schadet dem zumeist adipösen Patientenkollektiv ein wenig "Orthorexie" vielleicht gar nicht?
Gemäß dem kürzlich erschienenen Buch "Simulation in der Medizin" von Michael St. Pierre und Gregor Breuer aus dem Simulations- und Trainingszentrum der Anästhesiologischen Klinik der Uniklinik Erlangen soll die Behandlung von Patienten zukünftig nur durch einen Arzt möglich sein, der die entsprechende Maßnahme bereits in der Simulation erlernen konnte. Es werden ein Einblick in die Möglichkeiten der Simulation und Praxisbeispiele verschiedener Fachrichtungen gegeben, wobei vor allem der geschichtliche Rückblick die Bedeutung der Simulation untermauert.
Mehr als 300 Millionen Menschen erlernten zum Beispiel mithilfe der Resusci-Anne die kardiopulmonale Reanimation. Sie gilt somit als erfolgreichster "Low-Fidelity"-Simulator der Geschichte und wurde im Laufe der Zeit mit neuen Features ausgestattet, sodass Vitalparameter gesteuert und vielfältige Situationen simuliert und geübt werden können.
Sogar im Anatomieunterricht hält die Simulation Einzug. In der Universität Heidelberg stehen die ersten virtuellen Seziertische für Medizinstudenten zur Verfügung. Auf dem tischgroßen, horizontalen Bildschirm kann die dreidimensionale Darstellung eines Menschen an beliebigen Stellen geschnitten und gedreht werden, so dass Strukturen von allen Seiten begutachtet werden können. Vorerst dient diese Simulation nur als Ergänzung zum Präparieren.
Wie lange wird es dauern bis sich Simulationen in der Aus- und Weiterbildung etablieren, sodass die Zukunftsvision von den Autoren wahr wird und der Eingriff am Patienten erst nach erfolgreicher Simulation am Modell durchgeführt werden darf?
Liebe Kollegen,
mich würde aus aktuellem Anlass Folgendes interessieren: Wie ist der Umgang bei Ihnen bzw. in Ihrer Klinik in Fällen von gravierend verlaufenden Komplikationen. Konkret: was machen Sie, wie gehen Sie damit um, wenn ein Patient durch Ihre Behandlung verstirbt oder schwerwiegende Folgen davon trägt?
Es gibt ja zahlreiche Fälle, in denen kein Kunstfehler vorliegt, sondern einfach eine Komplikation der Therapie eintritt (z.B. Blutung nach transkutaner Punktion o.ä.). Wenn ein Patient dadurch verstirbt, ist das eine enorm belastende Situation. Auch wenn man sich selbst keine konkrete Schuld zuweisen kann, da man nichts "falsch" gemacht hat, überkommen einen dennoch Schuldgefühle.
Wie gehen Sie damit um? Wie wird in Ihrer Klinik in solchen Fällen verfahren?
Diese wüste Behauptung klingt erst einmal ziemlich unglaubwürdig. Forscher aus Tokio wollen eine Korrelation zwischen kahlköpfigen Männern und dem Risiko für Herzkrankheiten erkannt haben. Dabei steige das Risiko mit der Kahlheit des Kopfes. An der Studie wurden rund 37000 Männer über elf Jahre beobachtet. Dabei stellte sich heraus, dass Männer mit Scheitelglatze ein um 37 Prozent höheres Risiko haben, während dieser elf Jahre eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu entwickeln, als Männer mit vollem Haar. Diese Ergebnisse seien immerhin nur aussagekräftig für Glatzen, die sich im Scheitelbereich bilden, Männer mit frontalem Haarausfall müssen sich hingegen wohl nicht sorgen.
Hier geht es zu dem kuriosen Bericht: http://www.itsmyhealth.com.au/men-s-health/baldness-linked-to-heart-disease
Die Forscher sind sich sicher, dass der Haarausfall mit Faktoren zusammenhängt, die auch atherosklerotische Veränderungen hervorrufen, wie zum Beispiel das metabolische Syndrom, Hypertonie oder Zigarettenkonsum. Berücksichtigt man nun, dass bis zu 40 Prozent der erwachsenen Männer Haarausfall haben, wäre das eine ziemlich große Risikogruppe, die bisher unerkannt geblieben war.
Wie würden Sie sich diesen Zusammenhang erklären? Ob der Haarausfall wohl auch Einzug in neue Vorsorgebestimmungen halten wird?
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