Es ging durch alle Medien: Angelina Jolie – der Prototyp der Glamourfrau – hat sich beide Brüste abnehmen lassen. Nach einem Gentest wurden bei ihr Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 entdeckt. Ärzte prognostizierten eine Wahrscheinlichkeit von über 85 % an Brustkrebs zu erkranken. Frau Jolie entschied sich bewusst für den öffentlichen Weg, um anderen betroffenen Frauen Mut in ihrer Entscheidungsfindung zu geben. Nun übt Christiane Woopen, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Kritik. Bei Deutschland Radio Kultur hatte sie die "missionarische Absicht" Jolies als schwierig bezeichnet. So sei ihrer Meinung nach dieser radikale Weg nicht für jede Frau die richtige Entscheidung. Es gebe eben auch die Möglichkeit durch strenge Vorsorgeuntersuchungen mit diesem erhöhten Krankheitsrisiko umzugehen. Liebe Kollegen, wie bewerten Sie das Handeln von Angelina Jolie? Ist es moralisch vertretbar, seinen Ruhm für diese Zwecke zu nutzen? Wird mit ihrem Exempel die Zahl der prophylaktischen Mastektomien steigen?
2011 wurde in Japan bei einer Prostituierten ein antibiotikaresistenter Stamm des Gonorrhö-Bakteriums, H041 entdeckt, welcher angeblich gefährlicher als HIV-Aids werden könnte, da leichter übertragbar, schlechter behandelbar und somit tödlicher. Dieser bestimmte Stamm H041 sei nämlich sehr aggressiv, sodass Infizierte innerhalb weniger Tage in einen lebensbedrohlichen septischen Schock fallen können. Normalerweise sind die bekannten Tripper-Bakterien gut behandelbar. Seitdem wurden Fälle in den USA, v.a. Hawaii und Kalifornien, und Norwegen gemeldet.
Um möglichst schnell ein effektives Mittel für die Bekämpfung von H041 zu entwickeln, forderte das Center for Disease Control and Prevention (CDC) die US-Regierung auf, 50 Millionen Dollar bereit zu stellen. Andernfalls könnte sich H041 zu einer Epidemie entwickeln, die mit AIDS vergleichbar sei.
Da bei einigen Betroffenen die Symptome aber sehr mild sein können und daher unbemerkt bleiben können, ist es umso wichtiger, sich durch Tests und Kondome zu schützen. Die Aufklärung in Schulen und Frauenarztpraxen beschränkt sich allerdings meist auf Schwangerschaftsverhütung, HIV und Chlamydien. Andere sexuell-übertragbare Krankheiten, wie HPV, Syphilis und eben auch Tripper werden allzu oft vergessen, und die Fallzahlen nehmen wieder zu.
Das Wissenschaftsministerium von Baden-Württemberg ist dagegen, Studenten die Zulassung zum Medizinstudium zu erleichtern, nur weil diese den Gedanken hegen, mal auf dem Land zu arbeiten. Wer soll das auch so jung entscheiden? Das könne nicht als Hochschulzugangskriterium gewertet werden.
Stattdessen fordert Bärbel Mielich (Grüne) vom Sozialausschuss Vollprofessuren für Allgemeinmedizin an allen Fakultäten und lobt das "Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin" an der Universität Heidelberg. Die Allgemeinmedizin muss nach vorne und sich bei den Studenten beliebter machen. Das sollte während des Studiums geschehen, um den direkten Vergleich zu anderen Fächern zu ermöglichen.
Online-Apotheken gibt es nun schon einige Jahre. Auch über die sogenannten Online-Praxen wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Bei einer Onlinerechereche bin ich jetzt allerdings auf eine Seite gestoßen, die sich wohl als Kombiation aus beiden versteht. In der Online-Apotheke www.ohne-rezept24.de/ kann man nämlich auch eine Fülle von rezeptpflichtigen Medikamenten erwerben. Dazu muss man lediglich einen kurzen Fragebogen mehr oder weniger ehrlich beantworten. Dann werden die medizinischen Daten von einem „registrierten Arzt“ überprüft. Und nach Zahlung einer deftigen Summe befindet sich das Medikament mit mehr oder minder schweren Nebenwirkungen auch schon auf dem Expresslieferweg bequem zu mir nach Hause.
Ich frage mich nun: Ist diese Handhabung nicht illegal (dass es hochgradig gefährlich ist, weiß man ja bereits)? Und könnte man hier rechtlich eingreifen, auch wenn das Unternehmen im Ausland sitzt?
Dänische Wissenschaftler haben gerade eine hochprisante Entdeckung gemacht: Aknebakterien könnten die Ursache für manche chronischen Rückenschmerzen sein. In einer placebokontrollierten klinischen Studie kam es unter Gabe eines Breitbandantibiotikums zu einer deutlichen Linderung der Schmerzen. Ein Hinweis auf eine Infektion könnte die Typ 1-Veränderung nach Modic sein (die Modic-Klassifikation beschreibt Veränderungen der Wirbelkörper in der Nachbarschaft erkrankter Bandscheiben. Der Typ 1 zeigt ein Knochenmarködem an. )
Die Wissenschaftler konnten nämlich zeigen, dass bei 80 Prozent der Patienten, bei denen Anaerobier gefunden wurden, nach der OP eine Typ 1-Veränderungen nach Modic entwickelt wurde. Bei Patienten ohne Nachweis von Anaerobiern aber trat sie fünfmal seltener auf. Wenn sich diese Studienergebnisse noch weiter bestätigen, dann könnte in Zukunft einigen Patienten die Dauereinnahme von Schmerzmitteln erspart bleiben. Das wäre doch ein riesiger Erfolg, oder was ist ihre Meinung wertes Kollegium?
Hier der Link zum Paper:
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00586-013-2674-z
Liebes Kollegium, welche Therapie ist zusätzlich zu Beta-Sympathomimetika zu empfehlen, wenn es sich um anstrengungs-induziertes Asthma bronchiale handelt? Vor allem das Kindesalter würde mich interessieren. Macht Montelukast Sinn? Und wie steht es mit Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure? Vielen Dank!
Bei Typ II-Diabetikern geht der Körper die gesteigerte Insulinresistenz bis zu einem gewissen Grad mit einer vermehrten Insulinproduktion an. Dabei steigern die β-Zellen im Pankreas nicht nur die Produktionsrate, sondern werden sogar vermehrt. Im Mausmodell konnte nun gezeigt werden, dass ein Hormon aus der Leber die Proliferation der Pankreaszellen antreibt. Am Harvard Stem Cell Institute in Cambridge/Massachusetts ist die Gruppe um Peng Yi auf ein bisher unentdeckt gebliebenes Hormon gestoßen, welches sowohl in der Leber als auch im Fettgewebe gebildet wird. Betatrophin haben sie es getauft, da es die Proliferation der pankreatischen β-Zellen stimuliert. Eine Woche nach der Injektion in diabetische Mäuse, haben sich die β-Zellen um das Dreißigfache vermehrt und somit den Blutzuckerspiegel senken können. Auch beim Menschen konnte dieses Hormon nachgewiesen werden. Bei Typ II Diabetikern könnte mit Betatrophin der Insulinbedarf vermindert werden, außerdem bestünde bei Typ I Diabetikern, die zumindest noch über eine geringe Anzahl an β-Zellen verfügen, die Hoffnung, damit die β-Zellen wieder zu regenerieren.
Fumarsäureester werden bereits seit zwei Jahrzehnten bei Psoriasis eingesetzt und sind in den USA seit März nun auch bei der Behandlung von Multipler Sklerose in Form von Tecfidera im Einsatz. Trotzdem Fumarsäureester bereits lange auf dem Markt sind, könnte es doch zu bedenklichen Nebenwirkungen kommen. Bei rund drei Prozent der Psoriasis-Patienten, die Fumaderm einnehmen, kommt es im Verlauf zu einer Lymphopenie. Diese Immunsuppression kann wiederum die Reaktivierung latenter Virusinfektionen begünstigen, so zum Beispiel des JC-Virus und den dadurch bedingten Ausbruch der progressiven multifokalen Leukencephalopathie (PML). Dieser Fall ist nun kürzlich bei einem 74-jährigem Patienten in Aachen und einer 42-jährigen Patientin aus Amsterdam eingetreten. Auch bei Tecfidera ist ein Lymphocytenabfall von um die 30 Prozent zu beobachten. Die Zulassung in Deutschland bleibt noch abzuwarten...
Hier der Link zum Beitrag: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54218/Fumarsaeure-Hirninfektionen-in-der-Psoriasis-Behandlung
Liebe Kollegen, sehen Sie darin eine ernsthafte Gefahr für die Patienten?
Das New England Journal hat eine Studie veröffentlicht, in der ein neues Hapatits C-Medikamet, Sofosbuvir, getestet wurde. Bei Sofosbuvir handelt es sich wie bei Telaprevir (Incivek®) und Boceprevir (Victrelis®) um einen DAA-Wirkstoff (direct-acting agent), Sofosbuvir jedoch verhindert die Replikation der Virus-DNA, indem es als erster Wirkstoff die Polymerase hemmt.
Kombiniert mit Ribavirin und Peginterferon erzielte es bei Hepatitis C-Infektionen vom Genotyp-1 SVR (Sustained virologic response) -Raten von bis zu 90 Prozent. Demnach gelten Patienten, die 12 Wochen nach Therapiebeendigung noch immer virusfrei sind, als geheilt. Ohne Peginterferon konnten rund 78 Prozent der bis dahin austherapierten Genotyp 2 und 3 Patienten noch geheilt werden. Letztere Kombination aus Sofosbuvir und Ribavirin wurde in der FISSION-Studie an noch unbehandelten Patienten mit der heutigen Standardkombination aus Peginterferon α-2a und Ribavirin verglichen. Dabei zeigte die Kombination aus Sofosbuvir und Ribavirin in nur 12 Wochen die gleiche Wirkung wie die Standardtherapie nach 24 Wochen, und das mit entsprechend weniger Nebenwirkungen.
Nicht zuletzt wegen der guten SVR-Rate könnte Sofosbuvir noch dieses Jahr zugelassen werden. Denken Sie, das könnte der neue Standard werden?
Dieses Jahr wurden bereits 88 Masernfälle an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Die Ursache dafür ist ein Ausbruch in Berlin. Es besteht ein Ungleichgewicht: Kinder werden zwar mittlerweile häufig viel früher (also bevor sie 2 Jahre alt sind)in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Geimpft werden sie aber wenn überhaupt später. Grund hierfür ist zunehmend die bewusste Entscheidung gegen das Impfen, als Fahrlässigkeit oder Vergesslichkeit. Dabei ist vielen Eltern wohl auch nicht bewusst, dass eine Maserninfektion nicht nur für ihr Kind sondern auch für sie ganz persönlich zur Gefahr werden kann. Denn wie so oft sind Kinderkrankheiten besonders in älteren Jahren kompliziert und viele der momentanen Elterngeneration weisen einen schlechten bis nicht vorhandenen Impfschutz auf.
Ich frage mich also ob es nicht doch an der Zeit wäre, eine Impfpflicht in Deutschland einzuführen. Zumindest für Kinder, die nicht von den Eltern zu Hause betreut werden. Liebe Kollegen, welche Vorschläge haben Sie, um die Masern und ähnliche Kinderkrankheiten endgültig auszurotten?
Laut einer neuen Studie der University of Maryland School of Medicine liegen die Ursachen einer Depression in einer Kommunikationsstörung der Gehirnzellen. Dies stellt eine grundlegende Änderung des bisherigen Verständnisses der Pathogenese von depressiven Erkrankungen dar. Eine der bisherigen Theorien besagt, der niedrige Spiegel von Transmittern, vor allem Serotonin und Noradrenalin sei ausschlaggebend. Daher sind die Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) unter den meist verwendeten Antidepressiva, obwohl sie sich nur bei ungefähr der Hälfte der Patienten positiv auf die Erkrankung auswirken.
Die Studie von Erstautor Scott M. Thompson, Ph.D., wurde online in Nature Neuroscience publiziert. Eines der Haupterkenntnisse der Studie ist die Entdeckung der bisher unbekannten Fähigkeit von Serotonin, die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen zu stärken.
Zu den wichtigsten schon bekannten Funktionen des Serotonins im Gehirn zählen die Steuerung oder Beeinflussung der Wahrnehmung, des Schlafs, des Appetits, der Temperaturregulation, der Sensorik, der Schmerzempfindung, des Sexualverhaltens und der Hormonsekretion.
In der Studie verglich man die Gehirne von Ratten, die durch ständige Stressoren ein depressives Verhalten zeigten mit den Gehirnen von gesunden Ratten. Der Unterschied lag eben nicht im Serotoninlevel, sondern in der Verschiedenheit, mit der die Erregungsweiterleitung durch Serotonin beeinflusst wurde. Dies könnte einerseits erklären, warum depressive Menschen sehr oft an Konzentrationsstörungen leiden und warum SSRI die Symptome nur bei einem Teil der Patienten bessern können.
Liebe Kollegen, wir hatten letzte Woche in unserem Kollegium eine rege Diskussion bezüglich der Einstufung von Patienten hinsichtlich der ASA-Klassifikation zur Einschätzung des perioperativen Risikos. Es geht um einen 71-jährigen gesunden Patienten, der vor 30 Jahren bei einem Unfall seine linke Hand verloren hat und nun zu einer elektiven Knieoperation in die Klinik kommt. Meiner Meinung nach wäre der Patient ganz klar ASA 1. Ein anderer Kollege meinte, er habe gelesen, dass ein Alter über 70 Jahre auch zu einer Hochstufung des Patienten führen könne. Unser Oberarzt gab noch zu bedenken, dass die ASA-Klassifikation weitere Diskussionspunkte liefere und die Risikoeinschätzung des Patienten im Grunde genommen zu ungenau sei. Ist die Einstufung reine Ermessenssache? Wird die ASA-Klassifikation bei Ihnen in der Klinik zur Risikoeinschätzung genutzt oder greifen Sie auf weitere Indices zurück?
Tamiflu. Man könnte dieses Medikament fast zum medizinischen Unwort erklären, so viel, wie zu Zeiten der "Schweinegrippe" genannten H1N1-Pandemie offensichtlich schief gelaufen ist. Nun steht wenigstens in Aussicht, dass die Cochrane Collaboration und das BMJ die Daten der 8 damals nicht publizierten negativ ausgefallenen Studien zu Oseltamivir erhalten wird und eine Analyse durchführen kann – vermutlich werden Zulassungsvoten hinsichtlich dieses Wirkstoffes ins Wanken geraten. Das zeigt einmal mehr wie sensibel wir eigentlich mit Wirkstoffen und deren Zulassungen umgehen sollten und wie lückenhaft die Verfahren trotz deutscher Bürokratie zu sein scheinen. Ich finde das ungeheuerlich und finde dieser desolate Zustand muss zwingend behoben werden. Gibt es Wirkstoffe, bei denen Ihrer Ansicht nach ähnliche Schieflagen zu vermuten sind?
Rotes Fleisch solle man möglichst nicht allzu häufig verzehren -ein alter Hut, der von Ernährungsberatern immer wieder gerne eingebläut wird. Neu daran ist allerdings, dass offensichtlich das darin enthaltene Carnitin die Übeltäterrolle in der Entstehung von Atherosklerose spielt.
Darmbakterien verdauen Carnitin zu Trimethylamin (TMA), dieses wird daraufhin in der Leber zu Trimethylamin-Oxid (TMAO) umgewandelt. Im Tierversuch konnte nun gezeigt werden, dass durch TMAO die Atherosklerose schneller voranschreitet. In einer Studie mit rund 4000 menschlichen Probanden, die sich zuvor alle einer Herzkatheteruntersuchung unterzogen hatten, gab es in der Gruppe mit den höchsten TMAO-Plasmaspiegeln ein etwa 1,5 fach höheres Risiko in den kommenden drei Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden. Ein Grund, weswegen man dem roten Fleisch nun studienbasiert ungesunde Eigenschaften nachsagen kann. Doch Carnitin steht nicht alleine schlecht da, denn auch dem Hühnerei geht es einmal mehr an den Kragen. Dieses enthält eine große Menge Lecithin, was ebenfalls in TMAO metabolisiert werden kann.
Weitere Studien hierzu durchzuführen dürfte sich als schwierig erweisen, ist jeder in seinen Ernährungsgewohnheiten doch etwas eigen. Uns würde interessieren, wie sich Ihre medizinischen Kenntnisse eigentlich auf Ihre Ernährungsgewohnheiten auswirken?
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