Dieses Jahr wurden bereits zwei amerikanische Studien publiziert, die von einer alarmierend hohen Zahl von schwangeren Frauen berichten, denen während dieser Lebensphase Opioide verschrieben wurden. Etwa jede fünfte Schwangere ließ sich Opioide wie Codein, Hydrocodon und Oxycodon verordnen. Die Schmerzmitteleinnahme erfolgte hauptsächlich kurzzeitig. Dennoch gibt es Hinweise auf eine Teratogenität dieser Wirkstoffe, sodass die Sinnhaftigkeit einer Opioid-Gabe bei Schwangeren angezweifelt werden muss.
Die europäischen Richtlinien sehen daher eine strenge Indikationsstellung für eine Opioidtherapie in der Schwangerschaft vor. Inwiefern dessen ungeachtet hohe Verordnungszahlen in Deutschland bestehen, bleibt vorerst ungeklärt. Trotzdem sollten betreuende Ärzte sehr sorgsam bei der Verschreibung dieser Wirkstoffe vorgehen.
Wie halten Sie es mit der Verordnung von Opioiden während der Schwangerschaft und welche Indikationen sind Ihrer Meinung nach hierfür gerechtfertigt?
Zu den Studien:
Studie 1
Studie 2
Die "30-Tages-Mortalität" wird in den chirurgischen Fachbereichen als Parameter genutzt, der den Erfolg eines operativen Eingriffs mitbestimmt. Forscher des Johns Hopkins Hospital in Baltimore zweifelten diese Verwendung des Parameters jedoch an und untersuchten die Validität kürzlich bei Patienten nach Herzoperationen.
Die Analyse der 595.000 Patientendaten umfasste einen postoperativen Zeitraum von 60 Tagen. Auffällig zeigten sich in den Ergebnissen zwei Mortalitätsgipfel. Die erste Zunahme konnte am sechsten Tag postop und der zweite Anstieg am 30. postoperativen Tag beschrieben werden, sodass die Verwendung des Parameters "30-Tages-Mortalität" als obsolet erscheint. Direkte postoperative Komplikationen konnten mit dem ersten Mortalitätsgipfel in Bezug gesetzt werden. Welche Faktoren den zweiten Gipfel verursachen, ist jedoch unklar.
Kennen Sie die Verwendung der 30-Tages-Mortalität als Parameter für den Erfolg eines operativen Eingriffs? Würden Sie ihn nach Betrachtung der vorliegenden Ergebnisse weiterhin nutzen? Welche Faktoren lassen sich Ihrer Meinung nach eher für den Therapieerfolg verwenden?
Studiendetails: Temporal Changes in Survival after Cardiac Surgery Are Associated with the Thirty-Day Mortality Benchmark. Veröffentlicht in: Health Serv Res. 2014 Apr 9. doi: 10.1111/1475-6773.12174
-Jetzt bin ich krank und hab kein Internet!-
Dany Boon kenne ich noch aus "Willkommen bei den Sch’tis", als er 2008 mit unglaublich charmanter französischer Situationskomik punktete. An diesen Erfolg versucht Boon jetzt mit dem „Super-Hypochonder“ anzuschließen. Auch dieses Mal agiert er wieder in der Superlative: als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller.
Im Februar dieses Jahres veröffentlichte eine Forschungsgruppe der Charité Berlin ihre Studienergebnisse in der Fachzeitschrift „Neuropsychopharmacology“. Sie untersuchten den Einfluss von Kortisol auf die Fähigkeit Mitgefühl zu empfinden.
Die physiologische Kortisol-Produktion hat vielfältige Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Im Gehirn stimuliert Kortisol zwei verschiedene Rezeptortypen, einen Mineralkortikoid- und einen Glukokortikoid-Rezeptor. Innerhalb der Studie wurde durch die Gabe von Fludrokortison der Mineralkortikoid-Rezeptor der Studienteilnehmer stimuliert. Auf die bildhafte Darstellung von Emotionen reagierten stimulierte TeilnehmerInnen mit deutlich mehr Empathie. Die pharmakologische Beeinflussung der Fähigkeit Mitgefühl zu empfinden kann möglicherweise, so hofft man, in der Behandlung spezieller psychischer Störungen genutzt werden.
Für welche Krankheitsbilder könnten diese Studienergebnisse therapierelevant sein? Könnten auch psychisch gesunde Personen im Hinblick auf Maßnahmen zur Stressbewältigung von dieser Untersuchung profitieren? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!
Stefan Lanka. Na, klingelt es da im Hinterstübchen? - Ja genau, das ist dieser promovierte Mikrobiologe, der schon seit Jahren die Existenz des HI-Virus in Frage stellt. Als wäre das noch nicht genug, tritt er öffentlich auch gern als bekennender Impfgegner auf. Seiner Meinung nach gibt es nämlich keine krankmachenden Viren und Bakterien, deswegen erfülle Impfung auch keinen Zweck. Er war sich seiner diesbezüglich so sicher, dass er 100.000 Euro für denjenigen auslobte, der ihm die Existenz des Masernvirus belegen könne.
Der damalige Medizinstudent David Bardens ließ sich die Ernsthaftigkeit dieses Angebots bestätigen. Nach einer Recherche schickte er dann die wissenschaftlichen Dokumente (samt Kontonummer) nach Langenargen, wo der werte Herr Lanka am Bodensee residiert. Herr Lanka aber verweigerte unhöflicherweise die Auszahlung des Preisgeldes und das auch nach mehrfacher Aufforderung. Nun zieht Herr Bardens vor Gericht.
Wir sind sehr gespannt, wie diese Verhandlung ausgehen wird. Der mittlerweile fertig studierte Arzt Bardens plant das Geld (sollte er es denn erhalten) für Impfkampagnen in Entwicklungsländer zu spenden. Das wäre doch eine sehr schöne Zeichensetzung.
Es ist schon lange bekannt, dass die kognitiven Fähigkeiten im Alter abnehmen. Neben regelmäßiger körperlicher Aktivität wird daher auch ein Training der Gedächtnisleistung empfohlen. Viele Senioren wissen jedoch gar nicht von den hierfür bestehenden Angeboten in Ihrer Umgebung.
In Berlin wurde beispielsweise bereits 1995 der Verein „Pro Seniores Berlin e.V.“ gegründet, um Personen im Rentenalter stetig neue geistige Herausforderungen zu ermöglichen. Sie organisieren und entwickeln Kursangebote für Senioren an der Charité Berlin. So können sowohl kostenfreie Vorlesungen besucht als auch auch Kurse gegen eine geringe Gebühr absolviert werden. Dabei betreffen die Angebote aber nicht nur medizinische Fachgebiete. So finden beispielsweise auch Lehrveranstaltungen in den Bereichen Architektur, Kunst, Musik und Naturwissenschaften statt.
Die Seniorenuniversität der Charité geht mit gutem Beispiel voran. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: http://www.proseniores-berlin.de/.
Kennen denn auch Sie ähnliche Angebote in Ihrer Umgebung und empfehlen diese Ihren älteren Patienten?
Ein definitiv zu korrigierender Mangel in Deutschland: Laut ärzteblatt geben nur knapp 30% der Ratgeberbroschüren korrekte ernährungswissenschaftliche Angaben und Empfehlungen.
Allgemein ist das Stillen bis zum vierten bis sechsen Monat empfohlen und danach der Übergang zur Beikost. Welche Ratschläge bezüglich Stilldauer und Ernährung geben Sie Ihren Patientinnen? Das Informationsdefizit in diesem Bereich wird im Klinikalltag noch immer häufig bestätigt. Das "beste" Beispiel hierfür ist das Nursing Bottle Syndrom, das uns viel zu häufig in der Klinik begegnet und dessen Inzidenz auf reine Unwissenheit und Unbedachtheit zurückzuführen ist. Mit einem umfassenden Programm, das eine entsprechend mediale verbereitung erführe, ließen sich die Fälle deutlich reduzieren.
Beurteilen Sie die Situation ähnlich? Ist das Nursing Bottle Syndrom auch Ihnen ein ständiger Begleiter auf Station? Die präventive Aufklärung und Information ist in den Kliniken durchaus gegeben, sehen Sie die Ursache der Problematik eventuell an einer anderen Stelle?
Der Fall der jungen Patientin Yvonne Herber, die mit 40 Jahren an Alzheimer erkrankte, hat mich sehr beschäftigt. Die Reportage der ARD "Leben, lieben, vergessen" hat die Geschichte sehr einprägsam und emotional dargestellt und wird mit Sicherheit viele Zuschauer bewegt haben.
Eine Botschaft, die bei dieser Geschichte wahrscheinlich nicht im Vordergrund stand, ist mir dadurch allerdings sehr ins Bewusstsein gedrungen. Es handelt sich um die Differentialdiagnostik von Demenzen. Aufgrund des Alters wurde die Patientin eingehend und eindeutig diagnostiziert. Viele ältere Patienten mit Demenz erfahren keine genaue Differentialdiagnostik. Diese ist allerdings gerade in diesem Bereich sehr wichtig und kann eventuell Leben retten, indem es eine als Demenz erscheinende Erkrankung aufklärt.
Natürlich ist der zeitliche Aufwand zur Überprüfung in der Klinik nicht immer umsetzbar; aber wir sollten zumindest anamnestisch feststellen, ob die Diagnose der Demenz neurologisch bestätigt wurde. In Verdachtsfällen sollten wir zumindest den Angehörigen dazu raten, einen Neurologen zu konsultieren oder bestenfalls selbst ein Konsil anfordern.
Wie ist Ihr Vorgehen bei solchen Fällen in der Klinik, vertrauen Sie jeder diagnostizierten Demenz?
Erst kürzlich erschienen neue Studienergebnisse zur Neuroprotektion im Wissenschaftsjournal „Nature“. Bisher waren die Mechanismen zum Schutz vor neurodegenerativen Prozessen im Alter ungeklärt. Ein Forscherteam aus Boston liefert nun Hinweise auf einen molekularen Stressschutz.
Es wird angenommen, dass das sogenannte „REST“-Protein (repressor element 1-silencing transcription factor) in den Neuronen der Großhirnrinde und des Hippocampus Gene reguliert, sie somit vor Zelltod schützt und außerdem die Widerstandsfähigkeit der Zellen gegenüber Stress erhöht.
In Neuronen von Alzheimer-Patienten konnte überdies die Abwesenheit von „REST“ nachgewiesen werden; im Tiermodell konnte dieses Ergebnis reproduziert werden. Genetisch veränderte Mäuse, denen die Fähigkeit zur „REST“-Bildung im Alter fehlte, wiesen im Gehirn die gleichen degenerativen Veränderungen wie Alzheimer-Patienten auf. Diese Beobachtungen festigen die Annahme der Notwendigkeit der „REST“-Produktion für die natürliche Neuroprotektion.
Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse, wird nun nach möglichen Therapiestrategien zur Steigerung der „REST“-Produktion gesucht.
Für Interessierte hier der Link zur Studie:
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13163.html
Bei rund 30 Prozent aller Schlaganfälle kann keine konkrete Ursache ausgemacht werden. Ein Kandidat auf der Liste stellt dabei auch immer das paroxymale Vorhofflimmern dar. Dieses zu diagnostizieren, gestaltet sich allerdings schwierig. Auch bei einem Langzeit-EKG können VHF-Episoden nicht zuverlässig ausgeschlossen werden.
Die CRYSTAL-AF-Studie, die jüngst bei der International Stroke Conference (ISC) in San Diego vorgestellt wurde, zeigte dass Langzeitmonitoring zur Aufdeckung von VHF nach kryptogenen Schlaganfall wesentlich besser geeignet ist. Dazu wird dem Patienten subkutan im Brustbereich ein kleiner Herzmonitor (z.B. REVEAL XT, circa so groß wie ein USB-Stick) implantiert. Die Entdeckungsrate von VHF war in dieser Studie um den Faktor 6 bis 7 höher.
Für den Patienten ist die Entdeckung des VHF von großer Bedeutung. Nach den Leitlinien erhalten Patienten nach kryptogenem Schlaganfall nämlich eine Sekundärprophylaxe mit Thrombozytenaggregationshemmern. Wurde ein Vorhofflimmern festgestellt, wird bekannterweise mit einem Antikoagulanz behandelt und der Patient ist wesentlich besser vor einem zweiten Schlaganfall geschützt.
Liebes Kollegium, haben Sie bereits Erfahrungen mit solchen Herzmonitoren machen können? Was ist Ihre Meinung: Wird der Herzmonitor bald zum Goldstandard zur VHF-Diagnostik?
Patientin, 40 Jahre, erhöhter BMI von 30, berichtet von Schwindelattacken vor allem Morgen. Des Weiteren schildert sie eine stark erhöhte Lichtempfindlichkeit und Attacken mit Sehveränderungen in Regenbogenfarben. In letzter Zeit treten zusätzlich Kopfschmerzen und Übelkeit auf.
Zum Ausschluss einer Tumorerkrankung wurde ein CT angefertigt. Hier zeigte sich aber ein unauffälliger Befund des Gehirns. Außerdem wurde durch einen Augenarzt eine Erkrankung der Augen ausgeschlossen. Gerade die Regenbogenfarben sind für mich untypische Zeichen einer Migräne. Was könnte hier diagnostisch noch unternommen werden?
Ein Thema auf dem Chirurgenkongress in Berlin letzte Woche war die Bewertung deutscher Arztserien im öffentlich-rechtlichen TV. Das Urteil ist hart: Im internationalen Vergleich sieht Deutschland ziemlich alt aus, besonders was den Aspekt gesundheitlicher Bildung angeht.
In den USA funktioniere das mit Formaten wie "Dr. House" bereits wunderbar. Der Erfolg dieser Serie auch in Europa spricht für sich. Dazu ist der medizinische Hintergrund derart gut recherchiert, dass selbst deutsche Ärzte dieses Format zur Nachwuchsförderung nutzen. Was aber ist der Unterschied zwischen den deutschen und amerikanischen Medien? Und wo bleibt der Bildungsauftrag in deutschen Formaten?
In den USA bietet die nationale Gesundheitsbehörde medizinische Beratung für Drehbuchschreiber an. Halten Sie das hierzulande für möglich?
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
haben Sie Fragen oder auch Antworten zu den Themen Dyspnoe & Kardiologie? Die besprochenen Themen umfassen sowohl Diagnostik, als auch therapeutische Massnahmen. Fragen können umfassend gestellt werden.
Wir, PD Dr. Hink, Dr. Kroker und Dr. Schmidt, freuen uns Sie hier begrüßen zu können und auf einen regen Austausch mit Ihnen!
Erst vor einigen Tagen passierte es mir, dass ich als diensthabende Internistin in der Rettungsstelle auf meinen Nachfolger warten musste. Der Kollege meldete sich nicht und war telefonisch nicht zu erreichen. Dementsprechend konnte ich nicht abschätzen, wieviel Zeit es mich kosten würde zu warten. Als er schließlich eintraf, murmelte er etwas von Stau und Stress, Handy vergessen und ähnlichem und ich versuchte ihm klar zu machen, dass er beim nächsten Mal zumindest telefonisch Bescheid geben soll.
Diese Situation scheint keine Ausnahme zu sein, denn das Pflegepersonal berichtete mir, dass erst vor kurzem ein Kollege vor demselben Problem stand. Dieser verließ allerdings seinen Arbeitsplatz
und ließ die Rettungsstelle ohne Internisten. Das Pflegepersonal konnte die Zeit bis zum Eintreffen des nächsten diensthabenden Arztes überbrücken, indem sie sich um eine erste Anamnese, Vitalparameter, Blutentnahme usw. bereits kümmerten. Gott sei Dank war das Personal entsprechend erfahren genug und geriet nicht in Panik! Jedem Pfleger ließe sich eine solche Verantwortung allerdings nicht übertragen. Abgesehen davon, befindet sich das Pflegepersonal rechtlich in einer Grenzsituation und handelt auf eigene Gefahr!
Sind wir als diensthabende Ärzte rechtlich dazu verpflichtet, auf unseren Nachfolger zu warten? Denn immerhin gibt es auch private Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen und die manchmal auch einfach nicht zu verschieben sind und Vorrang haben. Liebe Kollegen, wie verhält man sich richtig?
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